Früher war nicht alles besser. Das Fotografieren aber schon – finden zumindest Puristen, die auch heute noch mit analoger Kamera unterwegs sind.
Heute verwandelt die App (fast) jeden Handy-Schnappschuss in das nächste Cover der Vogue. Damals waren noch Handarbeit und ein gutes Auge gefragt. Und der Film musste erst einmal im Fotolabor oder der eigenen Dunkelkammer entwickelt werden.
Pure Nostalgie. Bei der man um eine Firma kaum herumkam: Kodak.
«Substanzielle Zweifel» über Zukunft
Nun teilt das einstige Fotografie-Imperium mit, man stehe vor dem wirtschaftlichen Abgrund. Die über 130 Jahre alte Eastman Kodak Co. lässt verlauten, es bestünden «substanzielle Zweifel» darüber, dass sie ihr Geschäft weiterführen könne. Das Unternehmen ächzt unter einer erdrückenden Schuldenlast.
Gleichzeitig gibt sich Kodak zuversichtlich und weist darauf hin, dass es seine finanziellen Verpflichtungen erfüllen könne. Als börsenkotiertes Unternehmen sei man aber gesetzlich verpflichtet, auf die wirtschaftlichen Schwierigkeiten hinzuweisen.
Aufstieg und Fall eines Fotoimperiums
Eastman Kodak wurde 1880 von George Eastman gegründet und machte die Fotografie mit Anfang des 20. Jahrhunderts auch breiten Bevölkerungsschichten zugänglich. Mit ihren Brownie- und Instamatic-Kameras sowie den gelb-roten Filmbehältern wurde Kodak weltweit bekannt.
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Bild 1 von 2. Die Instamatic-Kameras von Kodak befüllten unzählige Fotoalben – und schufen damit Erinnerungen für Generationen von Menschen in aller Welt. Bildquelle: Imago / Depositphotos.
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Bild 2 von 2. Ein Hauch von Indiana Jones: Die Brownie-Kameras waren massgeblich dafür verantwortlich, dass das Fotografieren den Massenmarkt erreichte. Bildquelle: Imago / Depositphotos.
Schon ab den 1960er-Jahren begann allerdings der globale Aufstieg der japanischen Konkurrenz, der Kodak zunehmend unter Druck setzte – technologisch wie auch preislich. Später tat sich das Unternehmen schwer, mit dem Wechsel von analoger auf digitale Fotografie Schritt zu halten. Obwohl Kodak 1975 eine Kamera erfand, die als Vorreiter der Digitalkamera gilt.
Bei Profis und Liebhabern der analogen Fotografie ist Kodak weiterhin beliebt. «Für sie wäre das Aus des Unternehmens ein schwerer Schlag», schätzt SRF-Wirtschaftsredaktor Damian Rast.
Stilprägende Ästhetik
Zwar gibt es noch weitere Unternehmen, die Fotofilme produzieren. Mit Kodak würde aber ein grosser Player im Markt wegfallen, der zudem von Fans für den spezifischen Look und die Qualität der Bilder geschätzt wird. «Teilweise sind die Filme auch schon seit Jahrzehnten auf dem Markt und haben die Ästhetik der analogen Fotografie mitgeprägt», sagt Rast.
Auch in Hollywood dürften die Fahnen auf halbmast gesetzt werden, wenn Kodak verschwinden sollte. So setzen legendäre Regisseure wie Steven Spielberg, Christopher Nolan, Wes Anderson oder Quentin Tarantino nach wie vor auf den analogen Film – und greifen dabei vornehmlich auf Filmrollen von Kodak zurück, zu denen es laut Rast kaum valable Alternativen auf dem Markt gibt.