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Wirtschaft Elektronikkonzern aus China profitiert von EM

Portugal ist Europameister. Gewinner gibt es nach der EM aber auch neben dem Feld – unter den Sponsoren: allen voran der chinesische Elektronikkonzern Hisense. Rund 50 Millionen Dollar soll dieser in die EM investiert haben. Das habe sich gelohnt, so SRF-Korrespondent Martin Aldrovandi in Shanghai.

Martin Aldrovandi

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Martin Aldrovandi ist seit 2016 Korrespondent für Radio SRF in Nordostasien mit Sitz in Schanghai. Zuvor hatte er mehrere Jahre lang als freier Journalist aus dem chinesischsprachigen Raum berichtet.

SRF News: Was hat die Präsenz von Hisense an der EM dem chinesischen Elektronikkonzern gebracht?

Martin Aldrovandi: Aus Sicht der chinesischen Medien hat sich die Investition in die Euro bereits jetzt gelohnt. Millionen Zuschauer in Europa und darüber hinaus haben Hisense zum ersten Mal gesehen. Laut eigenen Angaben des Unternehmens hat sich sein Absatz allein in Frankreich seit Beginn der EM vervielfacht. Hisense ist nun auch den Europäern ein Begriff und darauf will man weiter bauen.

50 Millionen Franken soll Hisense für das Sponsoring an der EM ausgegeben haben. Wo hat der Konzern das Geld konkret investiert?

Die 50 Millionen sind eine Schätzung. Vom Unternehmen selber wurde dieser Betrag nicht offiziell bestätigt. Man muss davon ausgehen, dass sehr viel Geld in die Banner-Werbung geflossen ist. Das ist bestimmt der wichtigste Teil. Organisisert hat Hisense auch viele Verlosungen und Fan-Events. Schliesslich verteilte der Konzern sogenannte «Goody Bags», um die Marke bekannter zu machen.

Der europäische Fussball kommt offenbar auch bei den Chinesen sehr gut an. Ging es vor allem darum, die Marke Hisense in Europa bekannter zu machen oder auch in China selber?

Ja, es schauen auch viele chinesische Fans Fussball, seien es Spiele der EM oder beispielsweise der deutschen Bundesliga. Hätte das Unternehmen während der EM-Zeit im staatlichen Fernsehen Chinas Werbung gekauft, hätte es praktisch gleich viel Geld ausgeben müssen, wie für die Banner-Werbung an der EM. Das hat ein chinesisches Medium vorgerechnet. Insofern hat sich die Investition an der EM also auch für den heimischen Markt gelohnt.

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Hisense erobert dank Sponsoring den europäischen Markt
aus SRF 4 News aktuell vom 11.07.2016.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 59 Sekunden.

Hisense ist in China vor allem für seine Fernsehgeräte bekannt. Was produziert der Konzern sonst noch?

Hisense produziert auch Tablet-Computer und Smartphones. Haushaltsgeräte wie beispielsweise Kühlschränke und Waschmaschinen gehören ebenfalls zum Sortiment. Das Unternehmen exisitert seit mehreren Jahrzehnten und ist in China – unter leicht abgeändertem Namen – ziemlich bekannt. Bei den Fernsehgeräten ist Hisense auf dem chinesischen Markt die Nummer eins.

Wie viel chinesischer Staat steckt in Hisense?

Die Hisense-Gruppe an sich gehört dem Staat. Er hat auch in die verschiedenen Tochterfirmen investiert. Hinzu kommen viele staatsnahe Betriebe, die zur Gruppe gehören. Das Unternehmen ist also sehr stark unter staatlicher Kontrolle.

Der Konzern Wanda schloss einen Sponsoring-Deal mit der Fifa ab, nachdem sich mehrere westliche Firmen aufgrund der Skandale vom Weltfussballverband abgewendet hatten.

Immer wieder heisst es, chinesische Firmen seien in Europa auf Einkaufstour. Im Fall von Hisense geht es nun aber um Sponsoring. Es gibt also offenbar verschiedene Strategien, um sich global aufzustellen?

Ja, Hisense ist eines von vielen chinesischen Unternehmen, die sich weltweit mehr engagieren. Die Gründe sind vielfältig. ChemChina beispielsweise ging es um westliches Know-how, das der Konzern mit der Übernahme des Schweizer Agrochemiekonzerns Syngenta erwerben wollte. Hisense hingegen wollte mit dem EM-Sponsoring seine Bekanntheit vergrössern und den eigenen Absatzmarkt stärken.

Die Strategie von Hisense scheint aufgegangen zu sein. Werden andere Firmen nachziehen?

Es gibt bereits Beispiele, die es Hisense vorgemacht haben. Denken wir zum Beispiel an den Konzern Wanda Group, in China sehr bekannt als Immobilien- und Unterhaltungskonzern. Er schloss im März einen Sponsoring-Deal mit der Fifa ab, nachdem sich mehrere westliche Firmen aufgrund der Skandale vom Weltfussballverband abgewendet hatten. Wanda nutzte die Chance und stieg gross ein. Bereits zuvor hatte Wanda den Schweizer Sportvermarkter Infront übernommen, auch da im Hinblick auf Vermaktung und Sport-Übertragungsrechte. Von diesem Konzern wird man in Europa noch viel hören.

Das Gespräch führte Melanie Pfändler.

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