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Monopoly: Die sozialkritischen Ursprünge des Kassenschlagers
Aus Wirtschaft vom 12.12.2023. Bild: KEYSTONE/Laurent Gillieron
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Elizabeth Magie Phillips Die vergessene Geschichte der Monopoly-Erfinderin

Als Elizabeth Magie Phillips das Brettspiel erfand, wollte sie das Verständnis für soziale Ungerechtigkeit fördern. Dass sich die Spielregeln komplett ins Gegenteil verkehrten, war nicht in ihrem Sinn. Sie selbst ging als Verliererin vom Feld.

Elizabeth «Lizzie» Magie Phillips war für ihre Zeit eine ungewöhnliche Frau: Nicht nur arbeitete sie als Stenografin bei der Post, trat abends im Theater auf und schrieb Kurzgeschichten. Sie hatte vor allem eine politische Mission: Als Anhängerin des Ökonomen Henry George wollte sie dessen wirtschaftspolitische Ideen einer breiten Bevölkerungsschicht verständlich machen.

Der pädagogische Gedanke hinter Monopoly

Die Georgisten waren überzeugt, dass Land als natürliche Ressource der Allgemeinheit gehören sollte, wie Luft oder Wasser, und der Wert von Boden im Privatbesitz darum an die Gesellschaft zurückfliessen muss. Landeigentum und Monopole erachteten sie als Ursachen für Armut.

Blick auf altes Spielbrett Monopoly
Legende: In seiner ersten Fassung hiess das Spiel von Erfinderin Elizabeth Magie Phillips noch «The Landlord's Game» (Deutsch: «Das Spiel der Grundbesitzer»). Wikimedia/Public Domain

Zur Verbreitung dieser Idee erachtete Phillips ein Brettspiel als zielführend. Gesellschaftsspiele waren Anfang des 20. Jahrhunderts in der Mittelschicht äusserst beliebt.

Ich hoffe, dass Männer und Frauen sehr schnell begreifen, dass ihre Armut daher kommt, dass Carnegie und Rockefeller mehr Geld haben, als sie ausgeben können.
Autor: Elizabeth Magie Phillips Erfinderin der ersten Monopoly-Version

Sie nannte ihr Spiel «The Landlord's Game» (Deutsch: «Das Spiel der Grundbesitzer»). Es war komplizierter als das heutige Monopoly. Das Spiel konnte in diversen Varianten gespielt werden.

Blick auf altes Spielbrett Monopoly
Legende: Eine frühe Version des «Landlord's Game» aus dem Jahr 1906. Wikimedia/Public Domain

In Phillips bevorzugter Version wurde Reichtum umverteilt. Sie hoffte auf den pädagogischen Effekt. «Ich hoffe, dass Männer und Frauen sehr schnell begreifen, dass ihre Armut daher kommt, dass Carnegie und Rockefeller mehr Geld haben, als sie ausgeben können», soll sie gesagt haben. Carnegie und Rockefeller zählten damals zu den reichsten Männern.  

Der Industrielle John D. Rockefeller legte 1870 den Grundstein des heutigen US-Ölkonzerns ExxonMobil. Rockefeller galt als rabiat und gnadenlos, wenn es darum ging, die Konkurrenz auszustechen. Andrew Carnegie arbeitete sich aus armen Verhältnissen zum Stahl-Unternehmer hoch. Er stattete mit seinem Vermögen aber zahlreiche Stiftungen aus, gründete Bibliotheken und unterstützte Forschung und Bildung.

In den Augen von Phillips verkörperten aber beide Unternehmer das kapitalistische System, das sie kritisierte und dem sie andere Werte entgegensetzte.

Von der Kapitalismuskritik zu « The Winner Takes It All»

1903 reichte Phillips ein Patent ein für das Brettspiel – für eine Frau damals ebenfalls eine Seltenheit. Ideen entwickeln und Patente einreichen war eine Männerdomäne. Jahre später verkaufte sie das Patent dem arbeitslosen Vertreter Charles Darrow, der ihr dafür 500 Dollar zahlte (heute ca. 11'000 Dollar). Er verkaufte das Spiel später für 7000 Dollar an einen Verlag. Heute wären das fast 155'000 Dollar (135'000 Schweizer Franken).

Altes Patentblatt für Monopoly
Legende: Das ursprüngliche Patentblatt aus dem Jahr 1904. IMAGO / Pond5 Images

Das Spiel wurde zum Kassenschlager, allerdings in einer stark vereinfachten Form. Die Regel: Gewinner ist, wer mit seinem Besitz als letzter übrig bleibt. Phillips ursprünglicher Gedanke wurde ins Gegenteil verkehrt. Darrow profitierte durch Tantiemen vom finanziellen Erfolg des Spiels, Phillips ging leer aus.  

Nicht nur die Kritik am Kapitalismus blieb beim Spiel auf der Strecke, auch Phillips selbst wurde lange nicht als Erfinderin des Spiels anerkannt. Sie kämpfte Zeit ihres Lebens um den Ruhm.

Auch diese Erfinderinnen wurden vergessen

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Mary Anderson, 1903

Erfinderin des Scheibenwischers: Mary Anderson fuhr in New York in der Strassenbahn, als heftiges Schneetreiben aufkam. Sie beobachtete, wie der Fahrer immer wieder aussteigen musste, um den Schnee von den Scheiben zu wischen.  Sie konstruierte daraufhin einen Wisch aus Gummi, der sich mit einem Hebel vom Innern bewegen liess. Der Scheibenwischer war erfunden.

Melitta Bentz, 1908

Erfinderin des Kaffeefilters: Mellita Bentz war Hausfrau und störte sich am Satz, der beim Kaffee zurückblieb. Sie begann, mit Papier zu experimentieren und liess später den Kaffeefilter patentieren. Das Geschäft führte sie in den ersten Jahren direkt von ihrer Stube aus.  

Grace Hopper, 1953

Erfinderin der ersten Programmiersprache und Software: Grace Hopper war Mathematikerin und entwickelte den ersten Compiler, der Eingaben in Codes umwandelte. Anders als andere Erfinderinnen wurde die Amerikanerin zu Lebzeiten mit zahlreichen Anerkennungen geehrt.

Hedy Lamarr, 1940

Die österreichisch-amerikanische Schauspielerin Hedy Lamarr gilt als Erfinderin des Fernmeldesystems, die heutige Basis für Kommunikationstechnologien. Im Rampenlicht stand sie aber als Schauspielerin. Erfinderin war sie nur nebenbei – und wurde als solche zu Lebzeiten nicht anerkannt.

SRF3 Wirtschaft, 12.12.23, 11:45 Uhr

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