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Zinsen auf dem Sparkonto? Noch lange nicht
Aus SRF 4 News aktuell vom 04.07.2022. Bild: Keystone
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Ende der Negativzinsen «Unter Banken herrscht wenig Wettbewerb, um Zinsen anzuheben»

Per 1. Juli hat die Credit Suisse die Negativzinsen aufgehoben. Das heisst: Privatkunden, die mehr als zwei Millionen Franken bei der Grossbank deponiert haben, müssen dafür nun keinen Zins mehr bezahlen. Die CS hat damit auf die Schweizerische Nationalbank (SNB) reagiert, die den Leitzins Mitte Juni angehoben hatte. Für den Durchschnittssparer ändert aber nicht viel, sagt Martin Brown, Wirtschaftsprofessor an der Universität St. Gallen.

Martin Brown

Martin Brown

Wirtschaftswissenschaftler

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Martin Brown ist seit 1. April 2022 Direktor des Studienzentrums Gerzensee, einer Stiftung der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Er hat an der Universität Zürich promoviert und ist Titularprofessor für Finanzmarkt-Ökonomie an der Universität St. Gallen.

SRF News: Lohnt sich Sparen ohne Negativzinsen wieder?

Martin Brown: Für die meisten Schweizer Haushalte ändert sich relativ wenig dadurch. Für sie ist es so, dass sie bisher 0 Prozent Zins auf dem Sparkonto hatten. Daran hat sich in den letzten Monaten ja auch nichts geändert. Gleichzeitig ist es so, dass wenn man spart, so tut man das, um sich später etwas kaufen zu können. Und obwohl die Inflation angezogen hat, haben sich die Preise für Güter wie etwa Kleider oder Geräte, für die man meistens spart, bisher nicht wesentlich verändert.

Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass die SNB die Leitzinsen weiter erhöhen wird. Wann werden auch Sparkonten von Durchschnittssparern wieder einen Zinsertrag abwerfen?

Das könnte noch eine Weile dauern. Wenn wir die Zinsen im Moment anschauen, dann muss man schon auf sehr lange Sicht anlegen, um wesentliche positive Zinsen zu bekommen. Derzeit bekommt man zum Beispiel auf Bundesobligationen mit zehn Jahren Laufzeit ungefähr ein Prozent. Und in der Regel ist es so, dass die Zinsen auf Bankkonten nur langsam nachziehen, wenn die Zinsen steigen. Das kommt daher, dass in der Regel wenig Wettbewerb herrscht zwischen den Banken, um die Zinsen sofort anzuheben. Denn die Sparer und Sparerinnen wechseln nicht sofort von Bankkonten auf Anleihen, wenn die Zinsen dort steigen.

Schweizerinnen und Schweizer sind als Kunden doch eher träge.

Wer spürt denn jetzt die Veränderungen bei den Zinsen?

Die grössten Veränderungen spüren die Leute, die bereits vor den Änderungen in Wertschriften angelegt hatten. Eine Zinserhöhung führt immer zu einer negativen Veränderung des Werts einer Finanzanlage. Dies einfach, weil die Geldströme, die man versprochen bekommen hat, nach heutigem Wert weniger wert sind. Das hat man jetzt gerade bei den Aktien gesehen, aber auch bei den Obligationen. Diese sind in den letzten Wochen deutlich im Wert gesunken.

Banken haben auch neue Gebühren eingeführt. Wie gross ist die Gefahr, dass die Banken diese nun einfach beibehalten?

Die Gebühren für normale Bankkonten ändern sich in der Regel nicht so schnell. Ich kann mir kaum vorstellen, dass diese Preise sich in absehbarer Zeit sehr stark verändern werden. Hier ist es wiederum so, dass unter den Schweizer Banken eigentlich nicht allzu starke Konkurrenz herrscht. Dies auch deshalb, weil die Schweizer und Schweizerinnen als Kunden doch eher träge sind.

Das Gespräch führte Sandra Witmer.

Höhere Preise – noch höher als die Teuerung

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Es wird erwartet, dass die Teuerung weiter anzieht. Dennoch fordert Simon Hermann, Ökonom und Experte für Preispolitik, gegenüber Radio SRF: Unternehmen sollen von sich aus möglichst rasch die Preise erhöhen, am besten sogar noch stärker als die Teuerung. Er begründet das so: «Auf die Unternehmen kommen Kostensteigerungen zu, von der Energie her, aber auch wegen Versorgungsengpässen. Wenn man nicht schnell die Preise steigert, verliert man über mehrere Monate Gewinnspanne. Und das ruiniert das Jahresergebnis.»

Natürlich würden die Konsumentinnen und Konsumenten darunter leiden, gibt Hermann zu. «Aber die Unternehmen leiden genauso darunter, denn durch die höheren Preise wird ja weniger nachgefragt.» Laut einer Umfrage achten 54 Prozent der Verbraucher beim Einkaufen verstärkt auf die Preise und weichen auf billigere Produkte aus. «Das bedeutet auch: Die Unternehmen werden trotz dieser Preissteigerungen Gewinneinbussen hinnehmen müssen. Wenn sie aber die Preise nicht erhöhen, dann werden diese Gewinneinbussen noch katastrophaler ausfallen.»

SRF 4 News, 04.07.2022, 08:10 Uhr;

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