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Run auf Brennholz
Aus Tagesschau vom 26.07.2022.
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Energiekrise Brennholz wird zum begehrten Gut

Besitzer von Cheminées und Schwedenöfen sorgen jetzt für den Winter vor. Das steigert die Nachfrage nach Brennholz.

In normalen Jahren wird Brennholz erst im September nachgefragt, wenn es langsam wieder kühler wird. Florian Landolt von Wald Schweiz vertritt die Interessen von über 240'000 Waldeigentümerinnen und Waldeigentümern. Er bestätigt, dass die Nachfrage in diesem Jahr anders verläuft. «Wir beobachten schon, dass Leute Brennholz kaufen, die vorher nie Brennholz gekauft haben. Und auch, dass die Mengen von Privaten auf bis zu 15 Ster hochgehen. Das heisst, die Leute wollen den ganzen Winter mit Holz heizen.»

Ungewisse Versorgungslage

Ein wichtiger Grund für den Brennholz-Boom ist der Krieg in der Ukraine. Die unsichere Versorgungslage mit fossilen Energieträgern beunruhigt viele, wenn möglich weicht man auf andere Heizmöglichkeiten aus. «Wir beobachten so etwas wie einen Klopapier-Effekt beim Brennholz. Sprich, die Leute wollen ein bisschen Holz zu Hause haben, für den Fall, dass sie plötzlich kein Gas oder kein Heizöl mehr kriegen», sagt Florian Landolt.

Wald und Holz in der Schweiz

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Insgesamt 450 Millionen Kubikmeter Holz stehen in Schweizer Wäldern.

Davon sind knapp 5 Millionen im Jahr 2021 geschlagen worden, so die neusten Forstdaten des Bundesamtes für Statistik. 60 Prozent werden für Bretter oder Dachlatten verwendet, die restlichen 40 Prozent sind Abfallprodukte, das heisst Energieholz/Brennholz. Vor 20 Jahren lag dieser Anteil noch bei 20 Prozent. Besonders durch die Zunahme von Hackschnitzeln erhöhte sich dieser Anteil über die letzten Jahre.

Rund 480'000 Wohnraumheizungen wie Cheminées und Schwedenöfen gibt es hierzulande. Bislang waren etwa 70'000 in Betrieb. Diese Anzahl dürfte wegen der unsicheren Energielage steigen und damit die Nachfrage weiter erhöhen.

Angebot bleibt träge

Doch das Angebot könne nicht einfach erhöht werden, meint Landolt. «In der Schweiz herrscht seit 1876 das Forstgesetz, das besagt, dass man nicht mehr Holz ernten darf als nachwächst. Das Prinzip der Nachhaltigkeit gilt im Schweizer Wald seit 1870. Das bedingt auch, dass man nicht einfach beliebig die Menge hochfahren kann. Und das heisst, dass man mittelfristig zwar ein bisschen mehr Holz ernten kann, aber eben nur im Rahmen dieser Nachhaltigkeit.» Neben der erhöhten Nachfrage gibt es somit auch eine gewisse Verknappung des Angebots.

Preise ziehen langsam an

Doch die Preise für Brennholz steigen eher langsam. Die Forstwirtschaft sei grundsätzlich eine träge Branche, die in sehr langen Zeiträumen denkt, so Landolt: «Wenn ein Baum gesetzt wird, dauert es 30 bis 80 Jahre, bis man ihn allenfalls ernten kann. Deswegen ist das Geschäft nicht tagesaktuell mit dem Energieholz, und da brauchen einfach die Vorgänge ein wenig länger.»

Grundsätzlich sei eine Preissteigerung bei Brennholz aber begrüssenswert, denn die Waldbewirtschaftung sei seit Jahren defizitär. Durch den Aufschwung des natürlich nachwachsenden Rohstoffs haben sich die Preise auf ein «normales Niveau» erhöht, meinen Fachleute. Durch die unsichere Energielage erlebt damit einer der ganz wenigen natürlichen, nachwachsenden Rohstoffe in der Schweiz derzeit einen unerwarteten Aufschwung.

Tagesschau, 26.07.2022, 19:30 Uhr

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