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Energiekrise und Wellness Wellnessen boomt trotz höheren Preisen und tieferen Temperaturen

Die Energiekrise setzt die Wellnessbranche unter Druck. Vorerst akzeptieren Badegäste höhere Eintrittspreise.

Seit dem 1. Januar bezahlen Gäste im Hürlimann-Bad in der Stadt Zürich einen sogenannten «Energiezuschlag» von drei Franken. Neu kostet eine Tageskarte 42 Franken. Mehr bezahlen auch Badegäste in den anderen Wellnessbädern derselben Betreiberin.

Teurerer Strom wird teils abgewälzt

Auch in den Bädern in Bern, Schönbühl, Samedan, Rigi Kaltbad und Locarno sind die Preise gestiegen. Damit werde nur ein Teil der Mehrkosten gedeckt, schreiben die Betreiber auf der Webseite. In Zürich zum Beispiel haben sich die Strompreise des Hürlimann-Bads seit 2019 um das Vierzehnfache erhöht. Dennoch hofft man dort, dass die Strompreise – und damit einhergehend die Eintrittspreise – wieder sinken.

Auch Bad Zurzach teurer

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Im Thermalbad Zurzach (AG) wurden per 1. Oktober 2022 die Eintrittspreise um zwei Franken erhöht, wie das Bad mitteilt.

Ein paar wenige Reklamationen habe es gegeben. Ansonsten habe die Kundschaft die Preiserhöhung aber akzeptiert. «Wir konnten keinen Besucherrückgang aufgrund von Preiserhöhungen feststellen, im Gegenteil. Unsere Besucherzahlen sind konstant steigend», heisst es in einer Mail.

Das Bad Zurzach investiere auch viel in einen nachhaltigeren Umgang mit Energie: Die wichtigste Einsparung erziele das Bad mit einer Fotovoltaik-Anlage, die seit Oktober 2022 in Betrieb ist. Ausserdem wird mit einer Wärmerückgewinnungsanlage geheizt, die Saunen werden sensorisch gesteuert, sodass sich die Öfen automatisch ausschalten, sobald sich niemand im Raum befindet.

Ebenso mit Preissteigerungen konfrontiert sah sich das Bad Schinzach (AG). Wie das Bad auf Anfrage von SRF mitteilt, seien ab Oktober «Preiserhöhungen bei den Einzeleintritten von ca. 10 bis 15 Prozent unumgänglich geworden». Ausserdem seien die Preise fürs Parkieren und im Restaurant wegen der allgemeinen Teuerung erhöht worden. Bei den Abonnementen seien die Preise jedoch konstant geblieben. Ebenso seien fürs 2023 keine weiteren Preiserhöhungen geplant. Negativ auf die Besucherzahlen habe sich das aber nicht ausgewirkt.

Preise nicht rauf, dafür Temperatur runter

Einen anderen Weg geht die Therme in Vals (GR). Sie hätten die Preise nicht erhöht, heisst es auf Anfrage, dafür im Aussenbad die Wassertemperatur gesenkt, von 36 auf 35 Grad. «Dieses eine Grad Unterschied erscheint auf den ersten Blick als nicht sehr viel, entspricht aber zirka sechs Prozent der aufgewendeten Strommenge», sagt Marketing-Chef Thomas Wiesner. Einen Besucherrückgang hat die Therme deswegen nicht festgestellt. «Die Besuchereinbrüche während der Pandemie waren viel einschneidender», hält Wiesner fest. Ähnlich klingt es auch im Säntispark (SG).

Wir stellen konstant höhere Besucherzahlen als in den Vorjahren fest.
Autor: Andreas Bühler Kommunikationsleiter Säntispark

Obwohl auch dort die Preise gestiegen sind, schreckt dies Besucherinnen und Besucher nicht ab, im Gegenteil: «Wir stellen konstant höhere Besucherzahlen als in den Vorjahren fest», heisst es in einer Mail vom Säntispark.

In der Therme Leukerbad (VS) wurden wiederum die Preise nicht erhöht, aber die Lufttemperatur gesenkt, von 31 auf 28 Grad. Dies störe die Gäste nicht: «Die Besucherzahlen sind stabil», schreibt die Medienstelle Leukerbad.

Ein Besucher in der Therme in Vals
Legende: Das etwas kühlere Bad tut dem Vergnügen offenbar keinen Abbruch. Keystone / Martin Rütschi

Keine Massnahmen – bloss Optimierung

Andere Bäder, wie das Aquabasilea in Pratteln (BL), verzichten sowohl auf Preiserhöhungen als auch auf ein Absenken der Temperaturen. Sie setzen auf eigene Stromproduktionen oder alternative Energiequellen. Das Aquabasilea verfügt zum Beispiel über eine Fotovoltaik-Anlage auf dem Dach.

Ähnlich das Berner Wellnessbad Bernaqua: Weder Preiserhöhungen noch Temperatursenkungen wurden hier durchgesetzt. Aus diesem Grund seien auch die Besucherzahlen «erfreulich hoch», wie Andrea Bauer, Mediensprecherin Migros Aare, auf Anfrage mitteilt. «Grundsätzlich gilt festzuhalten, dass das Bernaqua seit seinem Bestehen eine moderne Holzschnitzelheizung besitzt. Deshalb können wir unsere Wassertemperaturen so belassen, wie sie sind», führt Bauer aus. Ausserdem sei man ständig daran, den Stromverbrauch zu optimieren.

Unter dem Strich zeigt sich in der Schweiz also ein uneinheitliches Bild. Klar ist, dass die hohen Energiekosten manchen Bädern zusetzen. Jedoch nutzen viele diese schwierige Phase, um Energiesparmassnahmen oder Neuerungen im technischen Bereich anzupacken.

Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 08.01.2023, 17:30 Uhr ; 

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