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Engpässe in der Luftfahrt Airlines wollen den A380 reaktiveren

Zu gross, zu teuer, von gestern: Das hiess es noch vor kurzem über den Riesenjet. Nun könnte er sein Comeback geben.

Nach zwei Jahren Corona-Pandemie erholt sich die weltweite Nachfrage nach Passagierflügen derzeit stark. Das hat Auswirkungen auf die Branche: Noch vor kurzem schien das Ende des A380 besiegelte Sache zu sein. Mehrere Airlines motteten ihre Exemplare ein. Nun aber liebäugeln zwei grosse Fluggesellschaften aufgrund des derzeit hohen Passagieraufkommens damit, den Doppelstöcker wieder verstärkt einzusetzen.

Video
Aus dem Archiv: Die Luftfahrt kämpft mit Engpässen
Aus 10 vor 10 vom 21.06.2022.
abspielen. Laufzeit 8 Minuten 12 Sekunden.

Die A380 wurde 2005 mit grossem Tamtam vorgestellt. Der europäische Flugzeugbauer Airbus beeindruckte damals die Welt und Konkurrent Boeing, dessen 747 (auch «Jumbo» genannt) jahrzehntelang den Titel der «Königin der Lüfte» trug.

Dutzende Menschen stehen rund um und in einer Maschine des Typs A380, die auf dem Vorfeld in Zürich parkiert ist.
Legende: Der A380 wurde bei der erstmaligen Ankunft in der Schweiz im Jahr 2010 der Öffentlichkeit präsentiert – die grosses Interesse bekundete. Keystone

Der Riesenflieger, der über 800 Passagiere transportieren kann, passte damals ins sogenannte «Hub-Konzept» vieler Airlines – also möglichst viele Menschen zwischen den grossen Knotenpunkten der Welt hin- und herzufliegen. Lufthansa und Emirates gehörten zu den grössten Kunden, aber auch Air France, Quantas oder Singapore Airlines gaben Bestellungen auf.

Doch bereits wenige Jahre später wurde klar: Die Luftfahrt entwickelt sich in eine ganz andere Richtung. Wie sich herausstelle, bevorzugen Passagiere Direktverbindungen – auch wenn diese sehr lang ausfallen – gegenüber dem lästigen Weg über einen Umsteigeflughafen. Die Airlines zogen nach und setzten vermehrt auf zweistrahlige, Kerosin sparende Maschinen, mit denen weit entfernte Ziele angeflogen werden können.

Audio
Aus dem Archiv: Wie der A380 zum Ladenhüter verkam
aus Rendez-vous vom 14.10.2016. Bild: Keystone
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 30 Sekunden.

Bereits vor Corona wurde klar, dass es der Jet schwierig haben könnte. Es gab kaum mehr neue Bestellungen. Anfang 2019 kündigte Airbus an, die Produktion einzustellen. Während der Pandemie wurden viele der Doppelstöcker dauerhaft geparkt. «Keine Zukunft» hiess es unter anderem vom Lufthansa-Chef Carsten Spohr Anfang dieses Jahres. Zuletzt setzte praktisch nur noch Emirates auf den A380.

Viele Details zur Reaktivierung offen

Doch nun hat sich die Situation angesichts einer rasch steigenden Nachfrage in der Luftfahrt stark verändert. Zum steigenden Passagieraufkommen gesellt sich derzeit auch ein akuter Personalmangel bei den Airlines. Wenn immer mehr Leute mit immer weniger Personal transportiert werden müssen, lohnt es sich auf grössere Geräte zu setzen. Und genau hier kommt der A380 ins Spiel.

Kampf der Flugzeugbauer: Airbus vs. Boeing

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Seit Jahrzehnten liefern sich die beiden grössten Flugzeughersteller Boeing und Airbus ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die Hoheit im lukrativen Markt mit Passagiermaschinen. Dabei wird auch mit harten Bandagen gekämpft. Bereits mehrfach mussten Gerichte zwischen den beiden Parteien schlichten.

Zweistrahlige Zukunft

Boeing, ursprünglich im US-Staat Washington beheimatet, hatte lange die Nase vorn. Modelle wie die 737, 747, 777 dominierten den Himmel. Doch in jüngerer Vergangenheit hat das europäische Konsortium Airbus aufgeholt. In den letzten drei Jahren lag das Unternehmen mit Sitz im französischen Toulouse bei der Anzahl Bestellungen gar vorne.

Beide Unternehmen setzen vermehrt auf zweistrahlige Maschinen. Boeing hatte ursprünglich mit Fanfaren die 737Max als neuen Verkaufsknüller angekündigt. Nach zwei Unfällen mit tödlichem Ausgang musste das Modell aber monatelang ge-groundet werden. Die Verkaufszahlen erholen sich nur langsam. Nun soll es eine Neuerung des beliebten Langstreckenjets 777 richten. Airbus stellt dem unter anderem eine neue Version des A321 entgegen, die auch lange Distanzen wie die Transatlantik-Strecke problemlos überwinden kann.

Lufthansa-Chef Carsten Spohr erklärte an einer Sitzung des Weltflugverbandes IATA diesen Montag in Doha, dass seine Gesellschaft den A380 wieder aktiveren könnte. Acht Maschinen hat die Lufthansa noch. Zurzeit sind sie wegen der guten meteorologischen Bedingungen in Spanien geparkt.

Auch der zweite grosse A380-Kunde Emirates könnte eingemottete Maschinen wieder hervorholen, wie deren Chef Tim Clark am Mittwoch an einer Konferenz sagte. Die Gesellschaft bewegt sich in anderen Sphären als der Konkurrent aus Deutschland. Bereits heute sind bis zu 70 der Jets regelmässig im Einsatz. Gemäss Clark könnten auch die weiteren 50 Geräte, die sich im Besitz der Fluggesellschaft befinden, wieder aktiviert werden.

Tim Clark, der CEO von Emirates, gestikuliert in einem Stuhl sitzend vor einem Bild eines A380 in den Emirates-Farben.
Legende: Er glaubt an den A380: Als einzige Fluggesellschaft blieb Emirates dem A380 auch in den vergangenen drei Jahren treu. Deren CEO Tim Clark kündigte nun an, schon bald wieder alle Flieger des Typs einzusetzen. Keystone

Wie lange es dauern wird, bis der Riesenjet aber wieder die Lüfte bevölkert, ist noch offen. Bei der Lufthansa spricht man vom nächsten Sommer. Emirates will schneller vorwärtsmachen: «Wir bringen sie so schnell zurück, wie wir können», erklärte Clark. Damit die Maschinen wieder abheben können, müssen nicht zuletzt die Piloten wieder auf die Maschinen geschult werden.

SRF4 News, 16.06.22, 18 Uhr

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