Darum geht es: In der Schweiz wird jede Kuh gezählt – darüber aber, wie viel Geld vererbt wird, gibt es keine exakten Zahlen. Die Universität Lausanne schätzt, dass 2025 rund 100 Milliarden Franken vererbt werden – so viel wie noch nie. Auf der Zeitachse bedeutet das: Aktuell wird in der Schweiz fünfmal mehr vererbt als noch vor 30 Jahren. Mittlerweile sind es 12 Prozent der Wirtschaftsleistung BIP. Und diese Erbmasse wächst mit 3 bis 4 Prozent jährlich.
Wie viel vererbt wird: Das Vermögenszentrum VZ hat die Erbfälle von über 3000 Personen in mehr als 1600 mittelständischen Haushalten analysiert – zwischen Januar 2023 und Januar 2025. Es hat festgestellt, wie hoch das Erbe im Schnitt ist: Es sind im Median 1.4 Millionen Franken. Das bedeutet: Die Hälfte der Erbenden kriegt mehr als 1.4 Millionen, die andere Hälfte weniger. Die Unterschiede, wie viel an die nächste Generation übergeben wird, sind aber enorm. So hinterlässt ein Viertel der untersuchten Haushalte den Erben weniger als 829'000 Franken – ein weiteres Viertel mehr als 2.4 Millionen Franken.
Was vererbt wird: Die vererbten Beträge sind auch deshalb so hoch, weil in den meisten Fällen Wohneigentum enthalten ist. Einfamilienhäuser, Stockwerkeigentum, Ferienwohnungen und Ferienhäuser. Nur gerade in 16 Prozent der analysierten Erbfälle wurde keine Immobilie vererbt. Die Immobilien erklären teilweise, wieso in der Schweiz die Erbschaften von Jahr zu Jahr grösser werden. Immobilien haben in den letzten Jahren stark an Wert gewonnen.
Wann vererbt wird: Die Analyse des Vermögenszentrums zeigt zudem, dass im Median 140'000 Franken schon zu Lebzeiten vererbt werden – meist an Kinder, zum Beispiel für Wohneigentum oder den Aufbau einer Firma. Ein Viertel vererbt sogar 400'000 Franken schon zu Lebzeiten. Allerdings relativ spät erst, nach dem 70. Altersjahr. Wieso erst so spät? Renato Sauter, Leiter Nachlass beim VZ sagt: «Ein Grund ist, dass viele selber erst spät erben, mit 60, 70 Jahren und sich erst danach trauen, den eigenen Nachkommen Erbvorbezüge auszuzahlen.» Ein zweiter Grund sei, dass sich viele Neu-Rentnerinnen und -Rentner heute einen Teil des Pensionskassengeldes auszahlen liessen, in der Folge aber feststellten, dass sie gar nicht alles selber brauchten.
Wer profitiert: Von den Erbschaften profitieren in den allermeisten Fällen Partnerinnen und Partner sowie Kinder. Die Vermögen bleiben damit meist im engsten Familienkreis erhalten. Sind weder Partner noch Kinder vorhanden, kommen auch Freunde, Verwandte und gemeinnützige Institutionen zum Zuge. So vererben Einzelpersonen ohne Kinder fast ein Fünftel des Nachlasses karitativen Organisationen, während bei Haushalten mit Kindern nur 1 Prozent der Vermögen an Institutionen fliesst.