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Erfolgreiche Lohnverhandlungen Wie Arbeitnehmende am besten mehr Lohn fordern

Die Inflation erreicht in der Schweiz ihren höchsten Stand seit 2008. Das belastet die Haushaltsbudgets. Gewerkschaften fordern nun starke Lohnerhöhungen. Auch Arbeitnehmende können eine Erhöhung einfordern. Doch wie handelt man diese am besten aus?

Für solche Fragen findet Gabriele Kaspar klare Antworten: Die Expertin für Verhandlungsstrategien betont, eine gute Vorbereitung sei der Schlüssel zu einem höheren Lohn. «Wichtig ist, dass Sie ganz genau wissen, was Sie wollen. Dass Sie den Nagel aber auch relativ hoch einschlagen, aber dennoch realistisch. Vor allem sollen Sie die Zahl selbst nennen.»

Ein solches Gespräch sollte stets angekündigt werden, damit sich auch der Arbeitgeber mit der Forderung auseinandersetzen kann.

Körpersprache ist wichtig

Während des Gesprächs sollte bewusst auf die Körpersprache geachtet werden. «Ganz wichtig ist, dass man sich aufrecht hinsetzt und stets Augenkontakt hält, während dem man seine Forderung nennt. Anschliessend das Mittel aktives Schweigen einsetzen und wirken lassen.»

Für viele Menschen sei diese Stille kaum auszuhalten. Was man dann auf keinen Fall tun sollte, ist seine Forderung zu rechtfertigen. Dies wirke laut Gabriele Kaspar unsicher und unprofessionell.

Höhere Löhne für alle?

Die Inflation von mehr als zwei Prozent ist auch für den Schweizerischen Gewerkschaftsbund (SGB) das Argument schlechthin für Lohnverhandlungen. «Es braucht jetzt generelle Lohnerhöhungen, also Lohnerhöhungen für alle. Denn die Teuerung ist hoch. Und darüber hinaus eine Reallohnerhöhung. Der Wirtschaft geht es gut, wir kommen jetzt aus der Krise», sagt Daniel Lampart, Chefökonom der SGB.

Aber der Arbeitgeberverband dämpft die Erwartung nach generellen Lohnerhöhungen. Klar, eine solche Massnahme muss von den Arbeitgebern auch getragen werden können. Ansonsten wären sie gezwungen, zur Finanzierung des Lohnanstiegs die Preise anzuheben. «Wir wollen verhindern, dass diese Lohn-Preis-Spirale in Gang kommt. Das wäre sehr gefährlich für die Wirtschaft. Und wir haben eine sehr unsichere Lage», sagt der Präsident des Schweizer Arbeitgeberverbands, Valentin Vogt.

Noch liegen die Positionen der Sozialpartner also weit auseinander.

Die häufigsten Fehler sind, dass Menschen erwarten, dass Vorgesetzte auf sie zukommen mit einer Lohnerhöhung. Dies wird wahrscheinlich selten geschehen.
Autor: Gabriele Kaspar Expertin für Verhandlungsstrategien

Umso mehr müssen Arbeitnehmende die eigenen Lohnziele klar kommunizieren, sagt Verhandlungsexpertin Gabriele Kaspar. «Die häufigsten Fehler sind, dass Menschen erwarten, dass Vorgesetzte auf sie zukommen mit einer Lohnerhöhung. Dies wird wahrscheinlich selten geschehen.»

Keine Angst vor einer Absage

Von einer Absage darf man sich nicht abschrecken lassen. Neben dem monetären Faktor gibt es weitere Alternativen, die angesprochen werden können. Dazu gehört beispielsweise ein Tag mehr Homeoffice oder die Übernahme von anderen Aufgaben und Projekten.

Es schadet laut der Expertin für Verhandlungsstrategien auch nie, bei der Personalabteilung nachzufragen, wo man im Lohnband stehe, um dort über eine gewisse Flexibilität zu diskutieren. «Ein anderer Teil ist, dass ich meinen Chef direkt frage, wenn ich so hohe Forderungen stelle, was müsste ich tun, damit ich dort hinkomme.»

Fest steht, mit dem anhaltenden Fachkräftemangel und der hiesigen Inflation gibt es in diesem Jahr durchaus überzeugende Argumente, die für eine Lohnerhöhung sprechen.

Tagesschau, 25.04.2022, 19:30 Uhr

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