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ESAF in Pratteln Wie viel Geld Schwinger mit Werbung verdienen

Wird man mit Schwingen reich? Mit Preisgeldern eher nicht. Lukrativ sind vor allem die Werbeverträge des Königs.

Schwingen ist im Trend. Das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest (ESAF) erwartet während drei Tagen über 400'000 Zuschauer und Zuschauerinnen. Dazu kommen Hunderttausende, die die Wettkämpfe von Zuhause aus mitverfolgen. Seit 2004 sei Schwingen im Aufwind, sagt auch Rolf Gasser vom Eidgenössischen Schwingerverband. «Unser Sport hat sich etabliert und wird heute sehr stark wahrgenommen, er ist Hype.»

Er erklärt sich das damit, dass Tradition und die eigene Kultur in der Schweiz wieder einen höheren Stellenwert hätten. Schwingen sei authentisch. Das ist auch für Sponsoren attraktiv: In den letzten zehn Jahren haben die Schwinger darum immer mehr mit Werbeverträgen eingenommen. Insgesamt 2.2 Millionen Franken waren es letztes Jahr.

Die grosse Masse der Sportler verdiene aber nicht am Schwingen, sagt Rolf Gasser. Von insgesamt rund 3'000 Schwingern nehmen nur 70 bis 80 Schwinger überhaupt etwas mit Sponsoring ein: Einige gerade mal 500 Franken, andere bis zu 100'000 Franken pro Jahr. Richtig lukrativ sind die Verträge nur für die Besten.

«Die reine Spitze kann etwas verdienen, etwa fünf bis zehn Schwinger könnten eigentlich vom Schwingen leben. Aber sie verdienen nicht so viel, dass sie nach der Karriere ausgesorgt hätten», so Gasser. Schwinger täten darum gut daran, auch während der Karriere weiterzuarbeiten, findet Gasser.

Die Atmosphäre, das Traditionelle und die Swissness und damit eine riesen Authentizität. Damit läuft man bei Sponsoren offene Türen ein.
Autor: Hans-Willy Brockes Geschäftsführer des Marketing Netzwerks ESB

Doch immerhin: Ein Schwingerkönig verdient mit Werbeverträgen mehrere hunderttausend Franken pro Jahr. Nach drei Jahren Regentschaft als König kann er so rund eine Million verdienen. Für eine Sportart, die nur in der Schweiz stattfindet, seien die Sponsoringbeträge beachtlich, findet Hans-Willy Brockes, Geschäftsführer des Marketing-Netzwerks ESB.

Und zwar auch im Vergleich zu Sportarten, die olympisch seien oder bei denen es Europa- und Weltmeisterschaften gebe. Der Schwingsport sei ein gutes Beispiel dafür, wie man sich als Sportart positionieren könne, die eigentlich als Randsportart gelte. Er findet: «Schwingen ist ein gigantischer Erfolg.»

Unternehmen: als schweizerisch verkaufen

Der Verband, die Veranstalter und die Sportler hätten vieles richtig gemacht. «Die Atmosphäre, das Traditionelle und die Swissness und damit eine Riesen-Authentizität. Damit rennt man bei Sponsoren offene Türen ein», so Brockes. Und deshalb sehe man auch, dass Unternehmen wie Lidl und Aldi mit Schwingern werben, weil sie damit ihre «Swissness» demonstrieren könnten.

Am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest selber nimmt der König nach seinem Sieg den Muni entgegen. Auch wenn er ihn meist nicht mit nach Hause nimmt, der Muni gehört beim ESAF dazu. Auch wenn der Muni und die anderen Preise nur ein Beibrot sind, wie das Rolf Gasser vom Schwingerverband beschreibt. Symbolträchtig ist die Übergabe des kräftigen Tiers allemal. Und die schönen Bilder, die dabei entstehen, freuen auch die Sponsoren.

HeuteMorgen, 26.8.2022, 06:00 Uhr

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