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Pandemie verstärkt bestehende Armut
Aus ECO vom 22.02.2021.
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ETH-Studie Corona öffnet Schere zwischen Arm und Reich in der Schweiz

Wer wenig hatte, hat jetzt noch weniger. Tiefe Einkommen leiden deutlich stärker unter den Auswirkungen der Pandemie.

Arbeitslosigkeit, Kurzarbeit, fehlende Aufträge – die wirtschaftlichen Konsequenzen der Pandemie treffen viele. Aber sie treffen die Menschen mit den geringsten Einkommen am stärksten.

Das zeigt eine Auswertung der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich, über die das Wirtschaftsmagazin «ECO» vorab berichtet hat.

Grösste Einbussen bei tiefen Einkommen

In Umfragen haben Haushalte mit weniger als 4000 Franken Einkommen angegeben, dass sie 2020 im Durchschnitt Einbussen von 20 Prozent verzeichnet haben.

Bei den höchsten Haushaltseinkommen von über 16'000 Franken beträgt der Rückgang dagegen nur 8 Prozent.

Haushalte mit hohen Einkommen hatten weniger Gelegenheiten, Geld auszugeben.
Autor: Isabel Martínez Ungleichheits-Forscherin KOF

Was den Wenigverdienenden zudem zu schaffen machte: Sie konnten ihre Ausgaben nicht so stark reduzieren wie die einkommensstärkeren Haushalte. Ein Grossteil eines tiefen Budgets sind Fixkosten.

So haben die Haushalte mit den höchsten Einkommen ihre Ausgaben am stärksten zurückgefahren: um 16 Prozent. Dank kaum veränderter Einkommen und geringerer Ausgaben konnte die Hälfte der Besserverdienenden sogar zusätzliche Ersparnisse bilden.

«Haushalte mit hohem Einkommen haben schlicht die Möglichkeiten gefehlt, ihr Geld auszugeben», sagt Isabel Martínez, Mit-Autorin der Studie. «Reisen und Restaurantbesuche waren über längere Zeit nicht möglich.»

Selbständige vor grössten Problemen

Stark betroffen von den Pandemiefolgen sind die Selbständigen, und auch hier vor allem jene mit den niedrigsten Einkommen: Jene mit weniger als 4000 Franken Haushaltseinkommen mussten eine drastische Einbusse von 35 Prozent hinnehmen.

Um ihre Ausgaben decken zu können, mussten 39 Prozent der Haushalte mit tiefen Einkommen ihre Ersparnisse antasten. In der höchsten Einkommensklasse waren es nur 7 Prozent.

«Dieses Mal ist es anders als in vorangegangenen Krisen», sagt Isabel Martínez. «Die Export- und Finanzindustrie waren meist stärker getroffen, Dienstleistungen weniger.»

Voller Lohn trotz Kurzarbeit – eine Frage der Einkommensklasse

Tiefe Einkommen hatten noch weitere Nachteile zu verkraften:

  • Nur 16 Prozent erhielten vom Arbeitgeber trotz Kurzarbeit den vollen Lohn. Bei den oberen Einkommen waren es 25 Prozent.
  • Wenigverdienende konnten sehr viel seltener ins Homeoffice wechseln. Nur 29 Prozent der Haushalte mit Einkommen unter 4000 Franken gaben an, 2020 ganz oder teilweise im Homeoffice gearbeitet zu haben. Für die Haushalte mit Einkommen über 16'000 Franken war dies in 67 Prozent der Fälle möglich.

Je weniger Verdienst die Menschen schon vor der Pandemie hatten, desto härter sind sie getroffen worden. Das zeigt die neue Studie der Konjunkturforschungsstelle der ETH schonungslos.

Zur Studie

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Die Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH hat sechs Umfragen ausgewertet, die die Forschungsstelle Sotomo im Auftrag der SRG seit März 2020 durchgeführt hat.

Insgesamt haben 202'516 Personen online teilgenommen.

An der Auswertung beteiligt waren Daniel Kopp, Isabel Martínez, Stefan Pichler und Michael Siegenthaler von der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich sowie Rafael Lalive von der Universität Lausanne.

ECO, 22.2.21

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