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EU verschärft Datenschutz Hausaufgaben für Schweizer KMU – aber auch Chancen

  • In der EU müssen Unternehmen ab Mai 2018 mit hohen Bussen rechnen, wenn sie verbotenerweise Daten ihrer Kunden im Internet sammeln, auswerten oder weitergeben.
  • Auch in der Schweiz will der Bund den Datenschutz verbessern. Der Gewerbeverband befürchtet, dass strengere Regeln die kleineren und mittleren Firmen übermässig belasten.
  • Am Workshop des Zürcher Veranstalters «Digital Summit für KMU» kamen Nachteile, aber auch Chancen durch einen verstärkten Datenschutz zur Sprache.

Das Zürcher Familienunternehmen Zweifel stellt Kartoffelchips her und handelt auch mit Wein, unter anderem im Internet. Peter Walser ist Teilnehmer am Workshop «Digital Summit für KMU» und hat für seinen Arbeitgeber einen Online-Shop für Wein aufgebaut.

Er weiss, wie wichtig der Datenschutz seiner Kunden im Internet ist: «Aber bei einem KMU ist man dünn aufgestellt. Da laufen Datenschutzfragen neben dem Tagesgeschäft, während Grosskonzerne Spezialisten dafür haben.»

Die neuen EU-Vorschriften richteten sich in erster Linie gegen den Datenmissbrauch durch grosse, internationale Konzerne, sagt der Rechtsanwalt Kaj Seidl-Nussbaumer: Es werde eher darum gehen, dass sich die aussereuropäischen Grossunternehmen wie Facebook, Google und Amazon an die EU-Gesetzgebung halten. Ein durchschnittliches Schweizer Unternehmen ist nach seiner Einschätzung nicht das primäre Ziel.

Es geht eher darum, dass sich Grossunternehmen wie Facebook, Google und Amazon an die Gesetze halten.
Autor: Kaj Seidl-Nussbaumer Rechtsanwalt, Referent am Workshop «Digital Summit für KMU»

Was müssen die KMU in der Schweiz vorkehren?

Der Kampf der EU-Datenschützer gegen die digitale Ausbeutung von Internet-Nutzern betrifft also nur am Rande Schweizer KMU. Doch für Peter Walser, Teilnehmer am «Digital Summit für KMU», ist das nur ein schwacher Trost: «Es ist schwierig zu wissen, was man umsetzen muss, damit es pragmatisch bleibt und trotzdem juristisch korrekt ist.»

Den KMU in der Schweiz bleibt also nichts anderes übrig, als sich den schärferen EU-Regeln anzupassen. Denn zum einen haben auch viele kleinere Firmen Kunden in den Nachbarländern. Zum anderen wird auch die Schweiz ihr Datenschutzrecht demnächst verschärfen. Ein entsprechendes Gesetz ist in Vorbereitung.

Unternehmen wie Zweifel dürfen zum Beispiel künftig nicht einfach einen Newsletter per E-Mail an alle Kunden versenden. Vorher braucht es deren Zustimmung. Am besten geht das, indem man den Kunden zuerst einen Aktivierungs-Link schickt. Klickt der Kunde auf den Link, ist er einverstanden. Dann gibt es später keine Scherereien.

Potenzielle Kunde müssen Interesse bestätigen

Referent und Unternehmensberater Thomas Bergmann vertieft das Thema Newsletter: «Ein Kunde, der bestätigt, dass er von mir Angebote erhalten will, bietet natürlich viel bessere Geschäftsmöglichkeiten. Ganz im Gegensatz zu der Grauzone mit Streuverlusten, wenn ich etwas an tausende Menschen versende.

Auch finanziell zahle sich der Aufwand am Ende aus, betont Bergmann, denn der Verkauf könnten viel gezielter gestaltet werden. Das wirke sich mit Sicherheit sehr positiv auf den Umsatz aus.

Kursteilnehmer Walser will seinem Arbeitgeber Verbesserungen vorschlagen. Die Bestätigung des Newsletters möchte er im Online-Shop auch: «Das haben wir noch nicht, dass muss nochmals diskutiert werden.»

Nach dem Workshop gibt es für die KMU-Vertreter einige Hausaufgaben zu erledigen. Doch die meisten der knapp 20 Kursteilnehmer blicken den Tatsachen nüchtern entgegen: An einem verbesserten Datenschutz führt kein Weg vorbei.

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