Brasilien ist der zweitgrösste Sojaproduzent und der weltweit grösste Sojaexporteur. Noch vor fünf Jahren pflanzte das Land 60 Prozent gentechnisch verändertes Soja an, heute ist dieser Anteil auf über 90 Prozent angestiegen. Mit weitreichenden Folgen, wie Donal Murphy sagt. Er ist einer der besten Soja-Marktkenner Europas.
Gentechnisch verändertes Soja ist in der Schweiz verboten
Noch bewegt sich der Anbau von konventionellem Soja in Europa um die 10 Prozent. Gentechnisch verändertes Soja wird gar nicht angebaut, da es in der Schweiz verboten ist. Es darf nur verfüttert werden.
Dass konventionelles Soja aus Europa preislich mit Importsoja mithalten kann, sei aber nur ein positiver Aspekt, sagt Murphy. Bislang konnte Europa zuverlässig und zu einem guten Preis Soja in Südamerika kaufen. China hat aber in den letzten knapp 10 Jahren seine Soja-Importe von 15 auf 80 Millionen Tonnen erhöht. Wegen des steigenden Wohlstands wird sich das weiter erhöhen.
Das heisst, dass Soja wird knapp werden. Die Preise werden weiter steigen. Europa sollte seine eigene Produktion erhöhen, um weniger von Importen abhängig zu werden.
Gut für die Böden
Während dies zwei wirtschaftliche Aspekte sind, die für eine europäische Sojaproduktion sprechen, weist Murphy auf einen ökologischen Aspekt hin, der noch wichtiger ist.
Die europäische Kornproduktion hat grosse Probleme. Die Ausrichtung auf Weizen, Gerste und Mais und der seit 30 Jahren hohe Einsatz von Pflanzenschutzmitteln hat dazu geführt, dass sich in den europäischen Kornfeldern Krankheiten und Resistenzen eingenistet haben, die schwierig loszuwerden sind. Deshalb nimmt die Fruchtbarkeit der Äcker stetig ab.
Soja könnte laut Murphy eine gute Ergänzung zur üblichen Kornproduktion sein. Da es eine komplett andere Pflanze als Weizen, Gerste oder Mais ist, würde es dem Boden nicht die gleichen Nährstoffe entziehen. Davon profitieren würden auch die herkömmlichen Kornpflanzen, da die Böden weniger ausgelaugt würden.
Sojapflanzen für kaltes Klima
Damit Soja in Europa gedeihen kann, muss es an unser Klima angepasst werden. Bei der bundeseigenen Forschungsanstalt Agroscope hat man mit der entsprechenden Forschung schon in den 80er Jahren begonnen und gehört somit zu den Pionieren in Europa. Forschungsleiter Arnold Schori: «Wir haben Sojasorten konventionell, also ohne Gentechnik, gezüchtet. Sie ertragen auch unsere kalten Nächte. Sie sind sehr robust und gedeihen in allen kalten Gegenden.»
Bis jetzt kommen die Schweizer Sämlinge in Deutschland, Österreich und Frankreich zum Einsatz, vorderhand erst auf kleinen Flächen. Doch die Nachfrage hat in den letzten paar Jahren stark zugenommen.