Mit dem am Donnerstag ernannten neuen Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen geht die Ära des jetzigen „Mister Migros“, Herbert Bolliger, endgültig in die Schlussrunde. Bolliger tritt Ende Jahr zurück.
Geordnetes Chaos
Mehr als zwölf Jahre haben sich die Dossiers auf dem grossen Pult von Herbert Bolliger gestapelt. «Das ist eine chaotische Ablage, wo ich aber genau weiss, wo was ist», sagte der Migros-Chef vor ein paar Jahren bei einem Besuch von Radio SRF. Er weiss, wo was ist und was er will. Und das kommuniziert der Migros-Chef dann trocken und direkt.
«Manchmal könnte ich etwas grosszügiger sein. Manchmal bin ich vielleicht zu sec.» An der trockenen Art hat sich all die Jahre nichts geändert. Dafür veränderte sich der Konzern – zwangsläufig.
Wir wollen diesen Discount-Kanal nicht nur den Ausländern überlassen.
Nur wenige Monate nachdem Bolliger Chef wurde, eröffnete der deutsche Discounter Aldi die ersten Läden in der Schweiz. Später kam auch Lidl. Bolliger reagierte mit der Übernahme des Schweizer Discounters Denner.
Wir wollen in diesem Discount-Kanal auch vertreten sein. Wir wollen diesen Discount-Kanal nicht nur den Ausländern überlassen.» Die Übernahme von Denner war sein grösster Erfolg, sagen Detailhandelsexperten heute.
Online-Shops wie Digitec-Galaxus kamen dazu. Der Modekonzern Schild, die Pizzeria-Kette Molina, Fitness- und Gesundheitszentren: In der Ära Bolliger drängte sich der Detailhandelsriese in praktisch jeden Lebensbereich der Schweizer (siehe Infografik). Wuchs nochmal um 40 Prozent auf fast 28 Milliarden Umsatz und blieb dabei immer profitabel.
Missglückte Expansion nach Deutschland
Aber nicht alles, was Bolliger anpackte, führte auch zum Erfolg. 2006 kündigte er die Eröffnung von zehn Filialen im deutschen Bundesland Baden-Württemberg an. «Wenn wir die Standorte erfolgreich betreiben, eröffnen wir in einem nächsten Schritt zehn weitere Standorte in Bayern», erklärte er damals. Der Plan misslang.
«Rückblickend muss man sagen, dass es nicht funktioniert hat», gesteht Bolliger ein. Das Dossier verschwand vom Tisch.
Die Arbeit ging dem Chef des grössten privaten Arbeitgebers in der Schweiz aber deshalb nicht aus. «So lange sie auf dem Pult ist, ist sie auch noch eine Pendenz.» Bis im November hat Herbert Bolliger Zeit, diese abzuarbeiten. Dann wird ein anderer neue Dossiers stapeln im Chef-Büro der Migros.