Die Idee, die Grossbanken per Gesetz aufzuspalten, hält sich hartnäckig. Das Argument dafür: Nie mehr müsste der Staat eine Bank retten, nur weil sie zu gross ist, um sie fallen zu lassen.
Doch die Banken aufspalten, das riskante Investment Banking vom Rest abtrennen, das bringe wenig, sagt Martin Hellwig. Der Direktor des Max-Planck-Instituts in Bonn hat eine andere Idee. Auch sie ist nicht neu, aber wohl noch radikaler.
Hellwig fordert, dass die Banken noch viel mehr Eigenkapital haben müssen als bislang. «Unsere Vorstellung liegt bei 20 bis 30 Prozent», sagt der Ökonom. Nur so könnten die Banken Verluste in der Krise besser auffangen.
«Was ist denn seit Lehman passiert?»
20 bis 30 Prozent wären Vielfaches von dem, was heute üblich ist. Heute liegen die Polster meist bei etwa drei Prozent. Wie wenig das ist, zeigte sich im Fall Lehman dramatisch. «Lehman hatte in der letzten Bilanz vor der Insolvenz etwa drei Prozent», sagt Hellwig. Kurz darauf war Schluss für die Bank. Ein Schicksal, das vielen Banken in Europa ebenfalls blühen könnte, wenn wieder ein schwerer Sturm übers Finanzsystem braust.
Auch Hellwig weiss, dass seine Forderung nach 20 Prozent Kapital oder noch mehr utopisch ist. Die Realität sieht anders aus. Nach der UBS-Rettung 2008 hat der Bund den Banken zwar etwas dickere Eigenmittelpolster verordnet. Aber nach Meinung von Hellwig sind die neuen Regeln immer noch zu large.
Überhaupt stellt er den Reformen bei der Bankenaufsicht ein schlechtes Zeugnis aus. «Was ist denn tatsächlich passiert? Meine Einschätzung ist: Sehr wenig.» Den richtigen Weg sieht Hellwig in strengeren Eigenmittelvorschriften. Auch wenn das den Banken genau so wenig passt wie die Idee der Aufspaltung.