Medizinisch und organisatorisch haben die Schweizer Spitäler die Coronakrise gut gemeistert – jedoch mit einer fatalen Nebenwirkung. Viele Spitalbudgets sind in ernsthafte Schieflage geraten.
Grund: Ertragsausfälle aufgrund des mehrwöchigen Operationsverbotes und Mehrkosten wegen zusätzlicher Bereitstellung von Kapazitäten wie beispielsweise Intensivbetten. Es geht um hunderte Millionen Franken, wie eine aktuelle Umfrage des Wirtschaftsmagazins «ECO» zeigt.
Zur Kasse, bitte
Doch wer soll für die unvorhergesehenen, enormen Beträge nun am Ende aufkommen? Der Bund, der den Lockdown befohlen hat? Die Kantone, die von den Spitälern zur Krisenbewältigung hohe Zusatzleistungen verlangten? Die Krankenkassen mit ihren neun Milliarden Franken Reserven an Versichertengeldern? Oder die Spitäler selber, die als kompetitive Betriebe im Schweizer Gesundheitsmarkt per se unternehmerische Risiken tragen müssen?
Bern versus Zürich
Der Kanton Bern hat bereits Ende März rasch und grosszügig entschieden. Er übernimmt – an gewisse Bedingungen geknüpft – sowohl Mehrkosten wie auch Ertragsausfälle «seiner» Spitäler. Und zwar im stationären und ambulanten Bereich. Ein All-Inclusive-Angebot sozusagen.
Die Berner Spitaldirektoren freuts. Der Kanton Zürich dagegen serviert den Spitälern Magerkost. Er will nicht mehr als den üblichen Anteil zahlen. Entsprechend gross ist die Enttäuschung. Das einzige Ziel sei gewesen, die Krise zu bewältigen. Und nun müsse man noch dem Geld hinterherrennen, klagt ein Spitaldirektor.
Kantone sind prioritär in der Pflicht
Die Kantone als Besteller von Gesundheitsleistungen, als Garanten der Versorgungssicherheit und Aufsichtsinstanzen über die Spitäler stehen für die Mehrkosten und Ertragsausfälle prioritär in der Pflicht. Insofern hat der Kanton Bern mit seinem Entscheid für Sicherheit gesorgt.
Den Bund, als Verursacher der Ertragsausfälle und Mehrkosten, könnte man allenfalls in zweiter Linie belangen. Und von den Reserven der Krankenkassen sollte man tunlichst die Finger lassen.
Mögen einige Spitäler die Ertragsausfälle bis Ende Jahr teilweise wieder wettmachen, die fehlenden Millionen brauchen sie möglichst bald.
Eine langwieriges – am Ende noch juristisches – Hickhack zwischen Kantonen, Bund und Krankenkassen hilft niemandem.
Gefragt wäre ein pragmatisches, unbürokratisches Vorgehen vor allem der Kantone. In der Krise selber hat das ja offenbar funktioniert. Zu befürchten ist allerdings Ersteres.