- Die Schweiz importiert rund einen Fünftel des Rindfleisches. Ein grosser Teil davon kommt aus Südamerika, USA oder Australien.
- Dort werden Rinder in den letzten Monaten häufig in sogenannten Feedlots gemästet: Viehgatter ohne Zugang zu Weiden.
- Statt mit Gras werden sie hauptsächlich mit Kraftfutter gemästet - eine artfremde Fütterung, die Krankheiten begünstigen kann.
- Fleisch aus Feedlots muss nicht deklariert werden. Die Konsumenten erfahren also nicht, ob das Fleisch aus solcher Haltung stammt.
Rinder grasen auf weiten Weiden. Die Kälber dürfen bei der Mutter bleiben. So stellen sich Konsumenten gerne die Produktion ihres Edel-Fleisches aus Übersee wie Uruguay, Argentinien oder USA vor. Denn die Schweiz importiert zwanzig Prozent Rindfleisch, vor allem Edelstücke, Filet oder Entrecôte.
Hohe Gewichtszunahme
Was viele Konsumenten nicht wissen, ein Teil dieses Importrindfleischs stammt aus so genannten Feedlots. Wenn die Rinder zirka 18 Monate alt sind, kommen sie für die letzten hundert Tage in solche Mastanlagen im Freien. Dort leben Rinder auf relativ engem Raum ohne Zugang zur Weide. Gefüttert wird vor allem Kraftfutter – meist Soja und Mais. Nur so können die Tiere das gewünschte Gewicht von 1,5 Kilogramm pro Tag zulegen.
Für Sabrina Gurtner vom Tierschutzbund Zürich, die Feedlots in Uruguay dokumentiert hat , ist das eine problematische Haltung. «Die Tiere haben keine Rückzugsmöglichkeiten, oft keinen Witterungsschutz und stehen auf einem Gemisch aus Exkrementen und Erde.»
Viel Kraftfutter begünstigt Krankheiten
So zart dieses Fleisch auch sein mag, für den gewünschten Fettgehalt bezahlen viele Rinder wegen des hohen Getreideanteils im Futter ihren Preis. Denn Rinder fressen eigentlich Gras oder Heu. Und käuen das immer wieder. Darauf ist der Rinderorganismus ausgerichtet, sagt Adrian Steiner, Leiter der Nutztierklinik der Universität Bern: «Wenn eine Kuh viel Kraftfutter im Pansen hat, wiederkäut sie viel weniger.»
Das könne besonders nach der Futterumstellung zur Übersäuerung führen und dies wiederum zu gesundheitlichen Problemen. Die Pansenwand kann sich entzünden, es können sich Abszesse bilden. Oder die Übersäuerung setzt Giftstoffe frei, die zu einer Entzündung der Klauen führen. Adrian Steiner beurteilt die Feedlots deshalb kritisch: «So ein Haltungs- und Fütterungssystem kann natürlich Erkrankungen begünstigen.»
Keine Transparenz für Konsumenten
Rindfleisch aus Übersee ist in der Schweiz immer wieder in Aktion. Doch wie können Konsumenten erkennen, ob das Fleisch aus Feedlots stammt? Gar nicht. Denn nur das Herkunftsland ist deklariert und ob die Tiere mit Hormonen oder anderen Leistungsfördern behandelt wurden.
«Kassensturz» gegenüber schreiben mehrere Detailhändler, sie würden die gesetzlichen Bestimmungen bei der Deklaration einhalten. Rindfleisch aus Feedlots mache einen kleinen Teil aus und aus Uruguay würden sie wenig Rindfleisch aus Feedlots beziehen.
Das meiste Feedlot-Fleisch stamme aus den USA – die fast ausschliesslich Feedlot-Rindfleisch produzieren. Auch aus Australien oder Kanada beziehen Schweizer Händler Fleisch aus Feedlots. So genanntes «corn-» oder «grainfed»-Fleisch wird auch gerne in der gehobenen Gastronomie angeboten. Gemäss Gastrosuisse handle es sich aber um ein Nischenprodukt.
Weidefleisch ist gesünder
Auch aus ernährungsphysiologischer Sicht sieht Martin Scheeder Dozent für Fleischqualität an der Berner Fachhochschule HAFL die Qualität des Feedlot-Fleischs kritisch. Die eingelagerten Transfette seien bei einer Fütterung mit viel Kraftfutter und in Kombination mit Antibiotika nicht immer unbedenklich. «Je mehr Gras die Wiederkäuer gefressen haben, je natürlicher diese aufgezogen und gemästet wurden, desto besser ist die ernährungsphysiologische Qualität des Fleischs.»