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Firma Tupperware steht vor dem Aus
Aus 10 vor 10 vom 11.04.2023.
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Fehlende Liquidität Tupperware in Not: Die US-Traditionsfirma serbelt

Der US-Hersteller von Frischhaltedosen hat Geldprobleme. Dabei entspricht Wiederverwendbares eigentlich dem Zeitgeist.

Man habe Geldprobleme und erhebliche Zweifel, ob der Geschäftsbetrieb angesichts von Liquiditätsengpässen fortgesetzt werden könne. Mit diesen Worten informierte das Unternehmen am vergangenen Freitag.

Drei Tage später, am ersten Handelstag nach Ostern, brach die Aktie um 49 Prozent ein. Es könnte der Anfang vom Ende des 1946 gegründeten Traditionsunternehmens sein.

Die in Orlando, Florida, ansässige Firma für wiederverwendbare Frischhalteboxen war jahrzehntelang höchst populär. «Tupperpartys», die vornehmlich Frauen in den eigenen vier Wänden durchführten, halfen den Produkten zum Verkauf.

So funktionieren Tupperpartys

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Selbstständige arbeiten auf Provisionsbasis und erhalten – nach längerer Zusammenarbeit – rund 25 Prozent des Verkaufspreises.

Heute veranstalten nach Angaben von Tupperware Schweiz hierzulande noch 800 bis 1000 Personen Tupperpartys.

Das Unternehmen habe es verpasst, sich rechtzeitig dem Zeitgeist anzupassen, sagt Johanna Gollnhofer, Marketing-Professorin an der Universität St. Gallen: «Aus Marketingsicht sind gewisse Trends nicht wirklich adressiert worden. Einerseits hat man gesehen, dass sich die Rolle der Hausfrau in der heutigen Gesellschaft stark verändert hat. Und man hat auch gesehen, dass digitale Kanäle wirklich an Wichtigkeit gewonnen haben.»

Auf den digitalen Zug ist Tupperware schliesslich doch noch aufgesprungen, gerade rechtzeitig zur Pandemie. Der Fokus aufs Eigenheim während Lockdown und Homeoffice-Pflicht halfen dem Unternehmen aus einer Krise heraus, in der es damals steckte. Doch der Strategiewechsel führte zu keinem nachhaltigen Erfolg.

Teurer als die Konkurrenz

Hinzu kommt: Die 8500 unterschiedlichen Tupperware-Produkte sind deutlich teurer als die Konkurrenz. Das Angebot an Alternativen ist gross. «Es ist ein Markt, in den es sich sehr leicht einsteigen lässt», sagt Claire Boston des Wirtschaftsnachrichten-Dienstes Bloomberg. Kunststoff- und auch zunehmend Glasbehälter machen Tupperware die Kundschaft streitig.

Dabei hat Tupperware geschafft, was nur wenigen Marken gelingt: Sein Name ist ein «Deonym», es steht für eine gesamte Produktgattung. Wer heute von «Tupperware» spricht, meint nicht zwingend die US-Marke.

Wie alles begann

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Legende: Brownie Wise während einer Tupperparty in den 1950er-Jahren. Keystone

1946 mischte Earl Tupper die Küchenwelt mit seinen bunten Schüsseln auf. Sie haben es sogar als Design-Klassiker in Ausstellungen geschafft.

Die Verkaufsverantwortliche Brownie Wise initiierte schliesslich die erfolgreichen «Tupperpartys». Sie überzeugte Earl Tupper, seine Produkte aus dem Einzelhandel zu nehmen und nur noch auf diese Weise zu verkaufen.

Bereits zum zweiten Mal innerhalb von sechs Monaten warnt Tupperware nun, dass die Fortsetzung des Geschäftsbetriebs angesichts von Liquiditätsengpässen ungewiss sei. Diese «Going concern»-Warnung müssen US-Firmen absetzen, wenn in den kommenden zwölf Monaten nach eigener Einschätzung ein grösseres Risiko der Zahlungsunfähigkeit besteht.

Es ist noch nicht das Ende

Im Schlussquartal 2022 brach der Umsatz im Jahresvergleich um 20 Prozent auf 313.7 Millionen Dollar ein. Unter dem Strich machte Tupperware einen Verlust von 35.7 Millionen Dollar. Zuletzt verpasste es die Firma, ihren Jahresbericht pünktlich vorzulegen. Das könnte zum Bruch von Kreditvereinbarungen führen.

Nach eigenen Angaben hat das Unternehmen bereits Beraterinnen angeheuert und Gespräche mit potenziellen Investoren begonnen, um Geld aufzutreiben. «Das Unternehmen tut alles in seiner Macht Stehende», versprach Chef Miguel Fernandez.

10vor10, 11.04.2023, 21:50 Uhr

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