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Ferien im Ausland «Die Lust aufs Reisen verschwindet nicht einfach»

Urs Wagenseil, Experte für Tourismus an der Hochschule Luzern, sagt: Nach einem Jahr Ferien in der Schweiz sei der Nachholbedarf gross.

Mehr als ein Jahr mussten die Schweizerinnen und Schweizer auf ihre gewohnten Ferien verzichten. In Sommer 2021 ist alles wieder anders. In der Schweiz gibt es diesen Sommer keine Einschränkungen mehr. Wer mit Bus, Bahn oder Schiff – über den Rhein oder Bodensee – ankommt, muss lediglich ein elektronisches Einreiseformular ausfüllen, Flugreisende brauchen einen negativen Corona-Test. Hotellerie und Gastronomie sind geöffnet. Trotz diesen Erleichterungen ortet Tourismusexperte Urs Wagenseil bei Urlaubern einen grossen Nachholbedarf bei fremden Destinationen.

Urs Wagenseil

Leiter Kompetenzzentrum Tourismus, Hochschule Luzern

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Als Leiter des Kompetenzzentrums Tourismus an der Hochschule Luzern beschäftigt sich Urs Wagenseil mit Fragen zu nachhaltigem Tourismus. Er ist ehemaliger Tourismusdirektor von Lenzerheide. Seit 2005 arbeitet Urs Wagenseil an der Hochschule Luzern.

SRF News: Letztes Jahr verbrachten die meisten Schweizerinnen und Schweizer ihre Ferien in der Heimat. Ist das schon wieder vorbei?

Urs Wagenseil: Dieses Jahr werden sicher immer noch mehr Menschen die Ferien in der Schweiz verbringen. Die Reise-Situation ist immer noch nicht grenzenlos. Man bleibt meist im Land, in dem wohnt. Es gibt es viele Leute, die im Inland und auch im Ausland gebucht haben. Weil die Storno-Bedingungen vorteilhaft sind, entscheiden sie erst in letzter Minute, wohin es schliesslich geht.

Letzten Sommer sprach man ja auch viel vom nachhaltigen Tourismus, der sich nun stärker etabliere. Beispielsweise lieber ins Wallis fahren, statt stundenlang nach Bali zu jetten. Ist der Trend schon wieder vorbei?

Wir haben enormen Nachholbedarf: Die Lust, etwas Fremdes zu erleben, raus zu kommen aus dem Alltag. Das verschwindet nicht einfach. Wenn es nächstes Jahr wieder möglich wird, wird der Nachholbedarf noch grösser und der Drang, ins Ausland zu gehen, wird wohl wieder steigen.

Wie steht es denn in der Schweiz um Preise und Buchungsstände? Zahlt man auch hierzulande mehr als sonst?

Natürlich, auch hier haben wir ein knappes Angebot und eine grosse Nachfrage. Vor allem in den Bergorten, alle naturorientierten Destinationen sind sehr beliebt. Campingplätze sind nahezu ausgebucht. Die Preise sind daher nicht gesunken. Das ist auch legitim. Es braucht logischerweise Phasen, in denen man verdienen kann, dann kann man auch wieder investieren.

Das Gespräch führte Franziska Egli.

10vor10, 17.06.2021 21.50 Uhr

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