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Dieter Vranckx: Flugbranche setzt zu spät auf neue Technologien
Aus Tagesgespräch vom 28.06.2023. Bild: Keystone/Ennio Leanza
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Ferienzeit Swiss-Chef: «Hätten früher in Nachhaltigkeit investieren müssen»

Die Sommerferien stehen vor der Tür. Das bedeutet: Viele Reisende fliegen in die Ferne. Swiss-CEO Dieter Vranckx spricht im Tagesgespräch über die Ziele in diesem Sommer, Nachhaltigkeit und das Versäumnis der Flugbranche, nicht bereits früher in nachhaltige Technologie investiert zu haben.

Dieter Vranckx

Dieter Vranckx

Swiss-CEO

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Der belgisch-schweizerische Doppelbürger ist seit 1998 in verschiedenen Führungsfunktionen in der Airline-Branche tätig. Von 2013 bis 2016 war er bei der Swiss als Verkaufs- und Marketingchef für die Märkte Schweiz, Deutschland und Österreich zuständig. Vranckx wohnt im Kanton Zürich, ist verheiratet und hat zwei Kinder.

SRF News: Dieter Vranckx, was können Sie tun, um einen reibungslosen Flug zu garantieren?

Dieter Vranckx: Die Swiss war mit einer Zuverlässigkeit von 99 Prozent im Sommer 2022 eine der verlässlichsten Airlines. Unser Ziel für diesen Sommer ist es, diesen Wert beizubehalten.

Dieter Vranckx ist überzeugt, dass nachhaltige Treibstoffe den CO₂-Ausstoss reduzieren wird. Vor einem Flieger.
Legende: Swiss-Chef Dieter Vranckx ist überzeugt, dass nachhaltige Treibstoffe den CO₂-Ausstoss stark reduzieren werden. KEYSTONE/Gaetan Bally

Wir haben bereits Ende letzten Jahres unseren Partnerflughafen Zürich über unsere Verkehrszahlen informiert. Dieser Vorgang soll sicherstellen, dass alle Parteien genügend Zeit haben, sich auf den Ansturm im Sommer vorzubereiten und ein reibungsloser Ablauf angestrebt werden kann.

Wie sehen die Buchungszahlen für diesen Sommer aus?

Die Nachfrage ist weiterhin stark. Unsere Flugzeuge sind sehr gut ausgelastet. Wir haben auf diesen Trend reagiert, in dem wir diesen Sommer im Vergleich zu 2022 15 Prozent mehr Flüge anbieten.

Seit Februar bietet die Swiss auf allen Europa-Flügen einen «Grünen Tarif» an. Was machen Sie mit den Mehreinnahmen?

Es gibt drei Massnahmen, die wir verfolgen, um grüner zu werden. Die erste ist die Investition in neue Flugzeuge. Jedes neue Flugzeug reduziert den CO₂-Ausstoss um 20 Prozent. Der zweite Hebel sind die nachhaltigen Treibstoffe. Diese haben eine unglaubliche Wichtigkeit. Sie sind aber auch vier- bis sechsmal teurer als normales Kerosin.

Die Swiss hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2050 das Netto-Null-Ziel zu erreichen.

Die dritte Massnahme ist die Investition in neue Technologien; beispielsweise die «Sharkskin»-Technologie. Dies ist ein neuer Mikrofilm, der auf unsere Langstreckenflugzeuge geklebt wird. Durch die Reduzierung des Luftwiderstandes konnten wir im vergangenen Jahr 15'000 Tonnen CO₂ einsparen.

Es zeigt sich, dass nur drei Prozent der Passagierinnen und Passagiere den «Grünen Tarif» bezahlen. Ist dies nicht frustrierend?

Klar, drei Prozent sind zu wenig. Wir kommen aber von einem Prozent, das heisst der Verkauf des «Grünen Tarifs» hat sich verdreifacht. Unser Ziel ist es jetzt, die drei Prozent weiter zu erhöhen. Irgendwann werden wir auch Strecken einführen, auf denen die Swiss nur noch mit diesem Tarif fliegen wird. Das wird sicher nicht morgen und auch nicht übermorgen sein, aber wir entwickeln uns in diese Richtung.

Umweltpsychologe: Das Gewissen fliegt mit

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Können wir noch mit gutem Gewissen fliegen? Nein, sagt der Umweltpsychologe und Nachhaltigkeitsforscher Thomas Brudermann von der Universität Graz. Das Augenmerk seiner Forschung liegt auf dem menschlichen Entscheidungsverhalten.

«Die meisten Menschen sind klimafreundlich eingestellt. Allerdings passen die Einstellungen nicht immer mit dem Verhalten zusammen, das wir im Alltag an den Tag legen», sagt Brudermann. «Das Problem liegt bei der Wahrnehmung in Sachen Wirksamkeit. Wir trennen den Müll, wir schalten das Licht aus, wir verwenden weniger Plastiktüten und denken, dies kompensiere unseren Urlaubsflug im Sommer.»

Bei einem Flug nach Bali werden rund zehn Tonnen CO₂ pro Person ausgestossen. Thomas Brudermann hat ausgerechnet, dass «ich für dieselbe Menge an CO₂-Emissionen mit dem Schweizer Strommix meine Lichter 300 Jahre lang brennen lassen oder bis an mein Lebensende drei bis vier Plastiktüten pro Tag verwenden könnte».

Es ist schon lange bekannt, dass die Fliegerei ein grosser Treiber bei der Klimaerwärmung ist. Warum hat die Flugbranche nicht viel früher in nachhaltige Technologien investiert? 

Natürlich wäre es besser gewesen, wenn wir früher angefangen hätten. Aber dieselbe Frage kann in vielen Themenbereichen gestellt werden. Deshalb ist es für mich wichtig, nach vorne zu schauen: Welche Möglichkeiten haben wir heute, dass wir in fünf bis zehn Jahren einen grossen Schritt weiter sind? Die Swiss hat sich zum Ziel gesetzt, den CO₂-Ausstoss bis 2030 um 50 Prozent zu reduzieren und bis 2050 das Netto-Null-Ziel zu erreichen. Ich befasse mich lieber mit der Frage, welche Entscheidungen die Swiss jetzt treffen muss, um unsere Ziele zu erreichen.

Das Gespräch führte David Karasek, Mitarbeit Géraldine Jäggi.

Rendez-vous, 28.06.2023, 12:30 Uhr;

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