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Fifa vor Gericht Der Schaum, der 100 Millionen wert sein soll

Die Erfinder des Markierschaums im Fussball hoffen auf das grosse Geld. Bislang läuft das Geschäft hervorragend.

«Neunmeterfünfzehn», der Markierschaum der Fussball-Schiedsrichter bei Freistössen, steht im Mittelpunkt einer grossen Kontroverse. Bis heute Donnerstag hat die Fifa Zeit, vor einem brasilianischen Gericht Stellung zum Vorwurf zu nehmen, sie habe die Patentrechte der Erfinder des Schaums verletzt. In dem in Rio de Janeiro laufenden Verfahren fordern die Kläger umgerechnet 100 Millionen Franken Schadenersatz.

15'000 Franken pro Spiel – für Schaum

Es ist ein bizarrer Streit, zu dem sich die Fifa nicht äussern mag. Laufende Gerichtsverfahren würden nicht kommentiert, heisst es am Sitz der Organisation in Zürich. Ein abschliessendes Urteil des brasilianischen Handelsrichters steht noch aus. Bis es soweit ist, muss die Fifa aber schon mal in die Tasche greifen.

Der Weltfussballverband muss dem Erfinderduo für jedes einzelne Länder- oder Clubspiel in den 44 Ländern, in dem der Neunmeterfünfzehn-Markierschaum patentiert ist, rund 15‘000 Franken bezahlen. Auch die Partien der Champions League gehören dazu. Der Richter in Rio begründet seine einstweilige Verfügung damit, dass die Fifa das Fairplay verletzt habe, also ihren eigenen Slogan.

Schiedsrichter sprayt Schaum auf dne Rasen, daneben ein Fussball.
Legende: Der Schaum der Träume – auf jeden Fall für ihre Erfinder. Keystone

Vorwurf der Mogelei an die Fifa

Bald soll der Markierschaum bei der WM in Russland eingesetzt werden, wie schon vier Jahre zuvor schon in Brasilien. Jetzt drängt die Zeit: Die Kläger argumentieren, sie seien leer ausgegangen, weil die Fifa sich an ihren Patenten vorbeimogle und Konkurrenzprodukte von schlechter Qualität einsetzen lasse.

Noch ehe jener Schaum den Rasen erreiche, sei er schon kaum mehr sichtbar. Vergleichbar also mit einer Schiedsrichter-Pfeife, die keinen Ton von sich gebe, sagen die Erfinder. Es handelt sich um einen Argentinier und einen Brasilianer, die gemeinsam die Firma betreiben, die das Produkt entwickelt hat.

Für ein Butterbrot geben sie den Schaum nicht her

Der internationale Fussballverband ist in der Defensive. Dem Erfinderduo offerierte er kurz vor Beginn der WM in Brasilien rund eine halbe Million Franken als Patententschädigung und dazu alle Verkaufsrechte am Schaum. Der Brasilianer und der Argentinier lehnten postwendend ab; das Duo hoffte auf dreissig bis vierzig Millionen.

In der Anfangsphase des Prozesses hielt die Fifa fest, sie verletze keinerlei Rechte der Schaum-Erfinder. Wenn das Duo Patente habe, so müsse es sich mit den Fabrikanten des Schaums auseinandersetzen, nicht mit dem internationalen Fussballverband.

Für die zwei südamerikanischen Erfinder wären die geforderten 100 Millionen Schadenersatz das grosse Geld. Die Fifa hingegen könnte den Betrag aus der Portokasse bezahlen. Die Prozessuhr tickt. Aber vorerst produzieren beide Seiten vor allem eines: Ganz viel Schaum.

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