Kein Fisch landet so oft auf Schweizer Tellern wie der Lachs. Zum grössten Teil stammt er aus Aquakulturen in Norwegen. Dort ist die Lachszucht der zweitwichtigste Wirtschaftszweig – nur mit Erdöl wird in dem skandinavischen Land mehr Geld verdient. Wie das «Wall Street Journal» vorrechnet, kommen auf jeden Menschen in Norwegen 90 Lachse. In den Farmen entlang der Fjorde schwimmen 500 Millionen Exemplare des beliebtesten Speisefischs der Welt.
Doch er hat einen altbekannten Feind: die Lachslaus. In den norwegischen Zuchten werden die Fische zu Tausenden zusammengepfercht – der perfekte Nährboden für die marinen Parasiten. Sie fressen die Lachse bei lebendigem Leib, schliesslich sterben sie an den Wunden und Infektionen.
Norwegische Lachsfarmen in der Kritik
Tierschutzorganisationen kritisieren die industrielle Lachsproduktion schon lange. Auch, weil einige der Fische aus den schwimmenden Käfigen entkommen und dann Wildlachse mit den Läusen anstecken. Dazu stehen die Zuchtlachse in den engen Käfigen unter hohem Stress und greifen sich auch gegenseitig an.
«Die Aquakulturen belasten auch die norwegischen Fjorde», erklärt SRF-Wirtschaftsredaktor Pascal Lago. «Das Meer wird durch umweltschädliche Rückstände der Netze und Fischfutterreste übersäuert.» Zudem vermehren sich die Zuchtlachse mit den Wildlachsen und schwächen so die freilebende Population.
Moderne Technik gegen altes Problem
Jeder fünfte Fisch verendet während der Aufzucht – ein beträchtlicher Teil fällt den Parasiten zum Opfer. Das bedeutet grosse finanzielle Einbussen für die Betreiber der Lachszuchten. Norwegische Fischfarmer versuchen nun, den Parasiten mit modernster Technik den Garaus zu machen: nämlich mit Unterwasser-Robotern und Lasern. «Es ist ein wenig wie Star Wars unter Wasser», beschreibt Lago das Verfahren.
Die KI-gesteuerten Roboter scannen die vorbeischwimmenden Lachse und filtern die Exemplare heraus, die von den Parasiten befallen sind. Wie bei der Gesichtserkennung auf dem Handy werden die Läuse dann lokalisiert – und mit Laserstrahlen beschossen und getötet. Die Fische kommen nicht zu Schaden. Ihre Schuppen reflektieren die ultrapräzisen Impulse, die auch beim Augenlasern beim Menschen eingesetzt werden.
Die Technologie wurde 2012 von der norwegischen Firma Stingray Marine Solutions entwickelt und über die Jahre verfeinert. Zunächst wurde sie von den Lachsfarmern als Science Fiction abgetan. Nun erfreut sie sich aber immer grösserer Beliebtheit.
Die industrielle Lachszucht ist ein Milliardenbusiness. Um die Ausfallrate in der Aufzucht zu verringern, greifen die Fischfarmer tief in die Tasche. Ein Lasergerät kostet laut dem «Wall Street Journal» rund 40'000 Franken; eine grosse Lachszucht braucht etwa 80 davon. «Das ist zwar sehr teuer», sagt Lago. Doch die Investition dürfte sich lohnen: «Norwegen exportiert jährlich Lachse im Wert von rund neun Milliarden Franken. Und je mehr Fische überleben, umso lukrativer ist das Geschäft.»