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Folge des Chipmangels Autozulieferer führen Kurzarbeit ein

Weltweit sind die Halbleiter knapp. Mit einiger Verzögerung spürt das nun auch die Schweizer Automobilbranche – mehrere Zulieferer mussten Kurzarbeit anmelden.

Eigentlich ist die Nachfrage nach Autos hoch, die Automobilbranche müsste boomen. Das Angebot jedoch kann diese Nachfrage längst nicht mehr bedienen. Der Grund ist einmal mehr die weltweite Knappheit an Chips. Sie führt dazu, dass dieses Jahr Millionen von Fahrzeugen – in denen immer mehr Halbleiter verbaut werden – nicht hergestellt werden können. Die Knappheit weiterer Ressourcen wie Harz und Stahl belastet die Autoindustrie zusätzlich.

In der Folge mussten weltweit grosse Autohersteller ihre Produktion herunterfahren. Die Beratungsfirma Alix Partners prognostizierte jüngst in einer Studie, dass so der Automobilbranche dieses Jahr Einnahmen in Höhe von 210 Milliarden US-Dollar entgehen. Dass darunter auch viele deutsche Autobauer sind, spüren jetzt auch deren Zulieferer in der Schweiz.

Lager sind aufgebraucht

Obwohl die Knappheit bei den Halbleitern bereits seit Monaten akut ist, konnte sich die Industrie noch einige Zeit behelfen. Laut Martin Hirzel, Präsident des Verbands der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie Swissmem, gab es in den Lagern von diversen Zulieferern und Zwischenhändlern noch einzelne dringend benötigte Halbleiter. Diese seien aber mittlerweile geleert. «Jetzt gibt es schlicht und einfach keine Chips mehr», so Hirzel.

Jetzt gibt es schlicht und einfach keine Chips mehr.
Autor: Martin Hirzel Präsident Swissmem

Deshalb wird jetzt, seit dem dritten Quartal, vermehrt die Kurzarbeit in den Werken eingeführt – etwa bei Autoneum, SFS oder Feintool. Es seien aber nicht alle gleich stark betroffen. Direkte Zulieferer litten am meisten, diejenigen weiter vorne in den Lieferketten bislang noch weniger. Ausserdem komme es auf das Geschäftsmodell an: «Viele Schweizer Industrie-Unternehmen sind nicht reine Automobilzulieferer, sondern haben noch ein anderes Standbein. Sie können entsprechend etwas ausbalancieren», sagt der Swissmem-Präsident. Basiere das Geschäftsmodell aber rein auf der Automobilindustrie, könnten sie nur mit Kurzarbeit reagieren. Die Autohersteller ihrerseits fokussieren jetzt bei der noch verbleibenden Produktion auf Autos in höheren Preissegmenten, denn dort gibt es höhere Margen.

Kapazitätserhöhung dauert Monate

Dass es in der Zwischenzeit zusätzlich zur Kurzarbeit gar zu Entlassungen kommt, glaubt Hirzel nicht – denn die Nachfrage nach Fahrzeugen sei längerfristig da. Und: «Aufseiten der Chip-Hersteller wurden Milliarden in Projekte für einen Ausbau der Produktion investiert», sagt Hirzel. Die Automobilindustrie habe aber generell das Problem, dass sie nur 10 Prozent der Kundschaft von Halbleiter-Herstellern ausmacht. «Entsprechend wurde vor allem für die IT, die 5G-Infrastruktur oder die Unterhaltungselektronik investiert und weniger für industriell genutzte Chips.»

Man höre zwar von vielen Investitionsprojekten der Chip-Hersteller, die auch der Automobilbranche Abhilfe leisten dürften. Bis die erhöhten Kapazitäten auf dem Markt seien, dürfte es aber noch mindestens 18 Monate dauern, schätzt der Swissmem-Präsident. Bis dahin werden sich viele – vor allem reine Automobilzulieferer – mit dem Instrument der Kurzarbeit über Wasser halten müssen.

Tagesschau, 21.10.2021, 19:30 Uhr ; 

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