Das Fed erhöht den Leitzins um einen Viertelpunkt. Warum ist das für den Rest der Welt auch wichtig?
Der US-Dollar ist die am weitesten verbreitete Währung der Welt. Erhöht oder senkt das Fed den Leitzins, hat dies für Anleger, die Wertpapiere in Dollars halten, weitreichende Auswirkungen.
Was steuert das Fed mit seinen Zinsentscheiden?
Senkt das Fed den Leitzins, erhalten die Geschäftsbanken Geld billiger, um es in Form von Hypotheken und Krediten an ihre Kunden weiterzugeben. Mit einer Leitzinssenkung wird also versucht, die Wirtschaft anzukurbeln durch die Vergabe von billigen Hypotheken und Krediten. Erhöht das Fed hingegen die Zinsen, wird die Wirtschaft etwas gebremst. Das kann dann sinnvoll sein, wenn sie zu stark wächst und die Teuerung deshalb zu stark steigt.
Seit über einem Jahr hoffen Marktbeobachter, dass das Fed die Zinsen erhöht. Würgt das die Wirtschaft nun nicht ab?
Die Welt erlebt seit Ausbruch der Finanzkrise 2007/2008 eine Phase absoluter Niedrigstzinsen. Die Notenbanken hoffen, damit die Realwirtschaft anzukurbeln. Man weiss nun aber, dass die Anleger dieses Geld nicht in Forschung, Entwicklung oder Infrastrukturprojekte investieren, sondern damit lieber Aktien kaufen. Und Unternehmen finanzieren damit grosszügige Aktienrückkaufprogramme, um die eigenen Aktienkurse hochzutreiben. Der volkswirtschaftliche Nutzen der Notenbank-Massnahmen ist damit aber gering. Deshalb fordern viele Ökonomen, dass die Notenbanken das Ende der Tiefzinspolitik einleiten.
Was sind die weiteren negativen Auswirkungen der langanhaltenden Tiefzinspolitik?
Wir spüren es alle selber: Für unser Erspartes erhalten wir kaum mehr Zinsen. Für das Pensionssystem ist das verheerend. Die Pensionskassenverwalter wissen kaum mehr, wo sie unsere Spargelder in der zweiten Säule investieren sollen. Die Folge: Die Verzinsung unserer Altersguthaben sinkt kontinuierlich. Erhielt ein Neurentner vor ein paar Jahren noch rund 7000 Franken Rente im Jahr pro 100‘000 Franken angespartes Pensionskassenvermögen, sind es heute kaum mehr 6000 Franken. Das alles geht zulasten kommender Rentner-Generationen und birgt daher auch sozialpolitischen Zündstoff.
Wer stand eigentlich am Anfang dieser Tiefzinspolitik?
Die Vereinigten Staaten. Immer wenn ein US-Präsident das Budget überziehen wollte, warf der langjährige Chef des Fed, Alan Greenspan (1987 – 2006), die Notenpresse an und überschwemmte die Welt mit neuen Dollars. Er fand auch immer Abnehmer dafür. Seine Nachfolger führten diese Politik mehr oder weniger gleich weiter. Das setzte andere Notenbanken der Welt unter Druck, mitzuziehen.