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Geldschleusen der EZB gehen allmählich zu
Aus Echo der Zeit vom 26.10.2017. Bild: Keystone
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Gedrosselte Anleihenkäufe Die EZB bleibt auf halber Strecke stehen

EZB-Chef Mario Draghi traut dem Aufschwung noch nicht so ganz. Dafür hat er aber auch Gründe. Eine Einschätzung.

Seit die Europäische Zentralbank (EZB) vor zwei Jahren damit begonnen hat, jeden Monat Staatsschulden und Firmenanleihen für 60 Milliarden Euro aufzukaufen, hat sie auf diese Weise über 2 Billionen Euro ins Finanzsystem gepumpt. Die Hoffnung ist, dass dank des vielen billigen Geldes die Banken günstige Kredite an Unternehmen vergeben, was diese wiederum animieren soll, mehr zu investieren. Auf diese Weise sollte die Wirtschaft angekurbelt und die Teuerung angeheizt werden.

Die EZB möchte, dass die Teuerung knapp unter zwei Prozent zu stehen kommt. Das gilt als ideale Grösse, um Konsumenten und Unternehmen zu bewegen, mehr Geld auszugeben. Ist die Teuerung nämlich tief oder gar bei Null, warten alle mit dem Kauf von Maschinen und Waren in der Hoffnung, dass die Preise weiter sinken. Das aber ist Gift für die Wirtschaft.

Mit dem heutigen Entscheid bleibt Mario Draghi auf halber Strecke stehen.

Ausstieg gefordert

Auch über zwei Jahre nach dem Beginn des gigantischen Kaufprogramms für Anleihen liegt die Teuerung allerdings weit unter zwei Prozent. Die Zinsen sind wegen der enormen Geldmenge ebenfalls tief, was vor allem Sparer und Banken zu spüren bekommen. Sie verdienen fast nichts mit ihrem deponierten Geld. Hinzu kommt, dass die EZB schon derart viele Staatsschulden aufgekauft hat, dass sie bald nicht mehr weiss, welche sie noch kaufen könnte.

Vor allem deutsche Volkswirtschafter fordern deshalb, dass die EZB rechtsumkehrt macht und beherzt aus dem Anleihenprogramm aussteigt. Mit dem heutigen EZB-Entscheid tut das Mario Draghi zwar auch, allerdings bleibt er auf halber Strecke stehen. Denn er reduziert zwar die monatlichen Aufkäufe, hat das Anleihenprogramm aber zeitlich bis in den kommenden September verlängert. Die Kritik an seiner Geldpolitik wird deshalb nicht abnehmen.

Radikale Kursänderungen nicht zu erwartet

Trotz aller Kritik bleibt Draghi vorsichtig. Die Wirtschaft im Euroraum wächst zwar ständig. Dank des vielen Geldes ist der Euro gegenüber vielen andern Währungen schwächer geworden. Das ist willkommen und hilft der Exportwirtschaft. Der EZB-Chef hat heute wie schon in jüngerer Vergangenheit mehrmals betont, dass der Aufschwung robust sei. Aber offenbar traut er dem Ganzen nicht.

Stiegen die Kreditzinsen zu schnell, könnte dies eine Panik an den Aktienmärkten auslösen.

Massimo Agostinis

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Der ehemalige Radio-Korrespondent in Italien arbeitete seit 2015 in der Wirtschaftsredaktion von Radio SRF. Seit 2019 ist er Redaktor im Regionaljournal Basel Baselland.

Zudem weiss er, dass viele Anleger das billige Geld in grossem Stil genutzt haben, um Aktien zu kaufen. Träte die EZB zu hart auf die Bremse und stiegen die Kreditzinsen zu schnell, könnte dies eine Panik an den Aktienmärkten auslösen. Auch das muss Draghi im Auge behalten.

Schliesslich sind da noch die Länder in Südeuropa. Auch sie erholen sich langsam von der Finanzkrise. Ihre Verschuldung ist aber nach wie vor hoch. Stiegen die Zinsen, müssten sie für ihren Schuldendienst wieder mehr zahlen, was den dortigen Aufschwung zunichte machen könnte. Die EZB muss all diese Auswirkungen berücksichtigen. Eine scharfe Kursänderung konnte deshalb heute gar nicht erwartet werden.

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