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Geldwäscherei in der Schweiz Verdachtsmeldungen steigen auf Rekordhoch

Die Meldungen von Geldwäscherei-Verdachtsfällen steigen – doch der Meldestelle fehlt das Personal, um alle zu bewältigen.

Exponentieller Anstieg: Plus 40 Prozent – diese hohe Zunahme an Meldungen erwartet der Chef der schweizerischen Meldestelle für Geldwäscherei (MROS), Anton Brönnimann, für das gesamte Jahr. In absoluten Zahlen bedeutet dies ein Anstieg von 15'000 Meldungen im vergangenen Jahr auf 21'000 in diesem Jahr. «Wir verzeichnen seit 10 Jahren einen exponentiellen Anstieg», sagt Brönnimann gegenüber SRF.

Mehr Bewusstsein und neue Technologien: «Das Thema ist seit 15 Jahren omnipräsent, der Druck der Aufsichts- und der Strafverfolgungsbehörden ist gestiegen und damit auch das Bewusstsein in der Branche», sagt Brönnimann. Dies etwa, weil die Schweiz mehrere Skandale mit Geldwäscherei durchlaufen habe, die auch zu Verurteilungen geführt haben. Meldepflichtige Stellen, insbesondere die Banken, versuchen, jegliche Risiken zu vermeiden.

Meldung per Knopfdruck: Auch der technologische Fortschritt spielt eine Rolle. «Banken setzen heute Roboter und andere Automatisierungselemente zur Erkennung ein und können die Meldungen per Knopfdruck auslösen», sagt der Chef der Meldestelle. Da melde man lieber einen Vorfall mehr als einen weniger.

Nahaufnahme von 1000-Franken-Noten
Legende: Sobald viel (Bar-)Geld im Spiel ist, versuchen meldepflichtige Stellen, vor allem Banken, jegliche Risiken zu vermeiden. Keystone / GAETAN BALLY

Steigende Gefahr, Fälle zu verpassen: Die Zahl der Meldungen ist derart stark gestiegen, dass die rund 55 Mitarbeitenden der MROS mit der Arbeit nicht mehr nachkommen. «Den grossen Anstieg können wir nicht einfach so verkraften, wir kommen mit unseren personellen Ressourcen an den Anschlag. Wir arbeiten deshalb mit einem risikobasierten Ansatz», sagt Brönnimann. Konkret bearbeitet die MROS nicht mehr alle Fälle und einige Verdachtsmeldungen auch nicht mehr in gleich umfassenden Masse. «Wir fokussieren auf Schwerstkriminalität wie Terrorismusfinanzierung, organisierte Kriminalität und schwere Wirtschaftskriminalität.» Dabei handle es sich meist um Fälle, bei welchen ganze Netzwerke von Verbrechern beteiligt seien.

Doppelt so viel Personal notwendig: Die Folge davon sind Fälle, die durchrutschen. «Das Risiko steigt natürlich an, dass wir gewisse Geldwäschereifälle verpassen. Auch Fälle, die man an die Strafverfolgungsbehörde weiterleiten müsste.» Die knappe personelle Situation lasse aber nichts anderes zu. Um den Job seriös machen zu können, brauche es doppelt so viel Personal wie heute, sagt Brönnimann. Das wären rund 110 Mitarbeitende.

Künstliche Intelligenz (KI) soll Abhilfe schaffen: Mit Automatisierung und digitalen Mitteln will Brönnimann dagegen halten. «Wir versuchen, mit Digitalisierung möglichst viel automatisieren zu können und hoffen, künftig auch dank Künstlicher Intelligenz weitere Fortschritte zu machen.» Die Fallzahlen bei den Meldungen nehmen jedoch so rasant zu, dass die digitalen Fortschritte sich gar nicht richtig auszahlen.

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10 vor 10, 21.10.2025, 21:50 Uhr; noes

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