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Generationenwechsel bei KMUs: Hug im Umbruch
Aus Echo der Zeit vom 27.01.2022. Bild: Keystone
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Generationenwechsel bei KMU Zwei Frauen übernehmen beim Guetzli-Konzern Hug

Das Familienunternehmen steht – wie viele andere auch – vor einer grossen Herausforderung: einem Generationenwechsel.

Anna Hug präsentiert den Medien die Jahreszahlen. Seit zwei Jahren führt die 49-jährige Betriebswirtschafterin mit ihrem Onkel Andreas in einer Co-Leitung das Familienunternehmen. Teilzeit-Führung war für den Biskuit-Bäcker aus Malters damals Neuland.

Dass sie überhaupt ins Unternehmen einsteigt, war lange nicht klar, erklärt sie im Gespräch: «Für mich war gar nicht so klar, dass ich in die Fussstapfen meines Vaters und meines Onkels treten will. Mir wurde aber schnell bewusst, dass es ein toller Betrieb ist und ich in die Führung hineinkommen will.»

Anna Hug und Marianne Wüthrich-Gros
Legende: Frauenpower bei der Hug AG: Anna Hug (links) und Marianne Wüthrich-Gross leiten ab Juni 2022 die Geschicke der Hug im Co-Leitungsmodell. Keystone

Die Marketing-Spezialistin hat bei einem Grossverteiler gearbeitet, den Export eines KMU betreut. In den Familienbetrieb eingetreten ist sie via Tochterbetrieb Wernli in Trimbach bei Solothurn, weg von der Zentrale. Anna Hug schmunzelt: «Für mich war es rückblickend ideal, weil ich abseits der Bühne Erfahrungen sammeln und in den Betrieb reinschnuppern konnte.»

Jahrelange Vorbereitung

Der Generationenwechsel wurde über zehn Jahre vorbereitet. Doch so geradlinig wie er auf dem Papier erscheint, mit Eintritt in die Geschäftsleitung und Co-Leitung mit dem Onkel – so geradlinig verlief er nicht. «Es gab einen Plan A. Plötzlich war meine private Situation anders, also kam Plan B zum Zug. Es war nicht konfliktgeladen, aber komplex und es dauerte recht lange.»

Der Grund für den Plan B: Anna Hug wurde Mutter. Nun arbeitet sie 70 Prozent und teilt sich künftig die Führung mit Marianne Wüthrich-Gross, der ehemaligen Leiterin des Standorts Trimbach, kein Mitglied der Familie.

Generationenwechsel unter neuen Vorzeichen

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Legende: Die beiden Hug-Brüder, bisher Lenker und Gesichter des Konzerns, treten kürzer respektive ab. Ab Juni übernimmt mit Anna Hug die nächste Generation – im Jobsharing. Keystone

Ein Generationenwechsel sorge automatisch für Diskussionen rund um die Ausrichtung des Betriebs, sagt Anna Hug. Sie habe andere Ansichten als Vater und Onkel: «Bei den klassischen Themen wie Digitalisierung, bei der ich sehr aktiv bin, oder Nachhaltigkeit, die mir sehr am Herzen liegt, bin ich immer einen Schritt voraus.»

Ihr Vater Werner Hug tritt nun aus dem Unternehmen aus, Andreas Hug wird Verwaltungsratspräsident. Beide haben das Image des Unternehmens geprägt, selbst als Akteure in Werbespots. Anna Hug will weniger im Mittelpunkt stehen. «Ich suche das nicht aktiv, ich bin keine Patronne, die in der Mitte von allem steht. Aber ab und zu braucht es das in einer Familienunternehmung.» Aber sie ist überzeugt: Auch in einem Familienunternehmen muss die Verantwortung nicht zentralisiert sein und kann an Mitarbeitende abgegeben werden.

Hug ist mit diesem Wechsel nicht allein. Aktuelle Untersuchungen gehen davon aus, dass sich ein Fünftel der Eigentümerinnen und Eigentümer von Schweizer KMUs in den nächsten fünf Jahren dem Generationenwechsel stellen werden. Das sind 100'000 Betriebe. Davon suchen 40 Prozent familieninterne Lösungen.

Stresstest für Patrons

Beraten werden sie dabei zum Beispiel von Experten wie Frank Halter. Er hat das Center for Family Business an der Uni St. Gallen mitgegründet. «Die Herausforderung ist in der Regel zu akzeptieren, dass die neue Generation neue und andere Ideen hat. Dass vielleicht nur schon die Art und Weise, wie etwas gemacht wird, eine andere ist, wie ich es in der Vergangenheit gemacht habe.»

Denn wie in allen Familien gebe es auch bei Familienunternehmen Ablösungsprozesse. «Ein Kind, das ins Erwachsenenleben kommt, sucht die Unabhängigkeit und Abgrenzung – einen eigenen Weg, um selbstbestimmt das Leben zu bestreiten.»

Die Herausforderung ist in der Regel, dass die neue Generation neue und andere Ideen hat.
Autor: Frank Halter Center for Family Business an der Universität St. Gallen

Darum bleibt länger offen, wer das Unternehmen übernimmt. Ein Stress für Patrons, denn selbst die Hausbank macht die Bonität des Unternehmens von einer Nachfolgelösung abhängig.

Loslassen und Neustarten

Und steigen die Jungen ein, haben plötzlich zwei Generationen fürs gleiche Unternehmen unterschiedliche Visionen: Da sei Mut gefragt, Toleranz, ein Loslassen können – und viel Kommunikation.

Nicht einfach den Schwatz am Familientisch, sondern offene Diskussionen über Ziele, Strategien, Finanzen, Altersvorsorge, sagt Halter. «Es geht um Fachthemen wie Steuerrecht, die man langfristig vorbereiten muss und gleichzeitig um hochemotionale Momente. Das ist auch das Spannende und Herausfordernde am Generationenwechsel.»

Abrupte Wechsel bringen Verunsicherung bei Belegschaft, Kundinnen und Lieferanten, weiss der Experte. Eine schrittweise Ablösung über mehrere Jahre – so wie beim Biskuitbäcker Hug – sei zwar kein Garant für einen guten Generationenwechsel, aber ein guter Ansatz.

Echo der Zeit, 27.01.2022, 18:00 Uhr

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