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Messe Schweiz muss sich neu erfinden
Aus ECO vom 10.09.2018.
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Geschäft in der Krise Kritik am Messegiganten MCH

Zu hohe Preise, Arroganz und wenig Kreativität – so die Vorwürfe an die MCH. Kritisiert wird auch die Rolle der Kantone.

In Basel glänzt es trotz Krise: Autos als Kunst, so das neue Messeformat der MCH Group. Letzte Woche waren an der Grand Basel über 100 exklusive Oldtimer und Prototypen neuer Fahrzeuge zu sehen. Die Messe soll vor allem Händler und kapitalstarke Sammler anziehen. «Der Sammlermarkt für historische Fahrzeuge ist global ein Milliardenmarkt», sagt Mark Backé, Direktor von Grand Basel.

Ob die neue Messe allerdings rentiert, sei noch völlig offen, sagt Ulrich Vischer, Verwaltungsratspräsident der MCH Group: «Es ist ein Risiko – ein Investitionsprojekt – bei dem man nie weiss, wie es rauskommt».

roter Ferrari-Oldtimer
Legende: Ein Unternehmen sieht rot. Oldtimer an der Grand Basel, der neuen Messe der MCH Group Harry Stitzel/SRF

Das Unternehmen braucht dringend neue Einnahmen. An der Basel World – lange die umsatzstärkste Messe der MCH Group – nahmen letztes Jahr noch 1'300 Aussteller teil, dieses Jahr waren es noch 650, also noch halb so viele.

Kritik wegen hoher Kosten

Scharfe Kritik an der Basel World übte zuletzt einer der grössten Aussteller, die Swatch Group. Nick Hayek warf den Messeverantwortlichen Arroganz, zu hohe Kosten und mangelnde Kreativität vor. Es könne nicht sein, dass die Aussteller die teure Messehalle finanzieren müssen.

Die Messe leistete sich vor fünf Jahren eine 430 Millionen Franken teure Halle der Basler Stararchitekten Herzog und de Meuron, konzipiert für die Bedürfnisse der Uhrenindustrie. Die Halle ist nun wegen des Ausstellerschwunds viel zu wenig ausgelastet, weshalb die MCH Group bereits mit einem zweiten Abschreiber und einem Jahresverlust von 100 Millionen Franken rechnet.

VR-Präsident Ulrich Vischer sagt zum Prestigebau: «Wenn man den Zustand der Uhrenindustrie und deren Bedürfnisse heute sieht, würde man die Halle so nicht mehr bauen».

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Ulrich Vischer: Eine solche Halle würde man heute nicht mehr bauen.
Aus ECO vom 10.09.2018.
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Doch Vischer sieht im schnellen Wandel des Uhrenmarktes das eigentliche Problem. Die Messe funktioniere heute nicht mehr als eine Plattform, die nur noch einmal im Jahr stattfände und wo die Händler den Ausstellern den Grossteil ihrer Jahresproduktion abnähmen. «Heute müssen die Uhren- und Schmuckfirmen das ganze Jahr unterwegs sein, und das heisst, man muss sie auch das ganze Jahr begleiten.»

Vischer verspricht deshalb ein neues Konzept für die Basel World – vermehrt auch Online-Dienstleistungen. Die Aussteller-Preise 2019 seien nochmals gesenkt worden.

MCH Group

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Das Unternehmen – vormals Messe Schweiz – macht einen Jahresumsatz von rund 500 Millionen Franken, vorwiegend mit Messen in Basel Zürich und Lausanne. Neben der Basel World, sind die Art Basel, die Swissbau und die Züspa bekannt. Ihre traditionelle Basler Mustermesse, die Muba, findet im nächsten Februar wegen Zuschauerrückgangs zum letzten Mal statt. Die MCH expandiert zunehmend ins Ausland und verstärkt dort auch ihr zweites Standbein: Marketing-Dienstleistungen für den Messe- und Eventbau. Zuletzt tätigte sie mit der New Yorker Firma MC2 die grösste Auslandakquisition ihrer Geschichte,

«Die Firma muss sich ein Stück weit neu erfinden», sagt Christoph Brutschin, Vizepräsident des Verwaltungsrats, zum Wirtschaftsmagazin «ECO». Die MCH Group expandiert heute vor allem ins Ausland: mit dem Export eigener Messeformate und durch Firmenübernahmen, zuletzt geschehen in den USA.

Die Firma muss sich neu erfinden.
Autor: Christoph Brutschin Vizepräsident Verwaltungsrat MCH Group

Vorwurf des Interessenskonflikts

Doch die Auslandstrategie steht im Widerspruch zur Struktur des Unternehmens. Denn knapp die Hälfte der Aktien der börsenkotierten Firma gehört der öffentlichen Hand: den Kantonen Basel-Stadt, Baselland und Zürich. Diese wollen die heimischen Messestandorte stärken.

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Ronald Wildmann: Kritik wegen Interessenskonflikts
Aus ECO vom 10.09.2018.
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Das führe zu einem Interessenskonflikt, sagt Ronald Wildmann, Finanzanalyst bei Research Partners. «Die öffentliche Hand will vor allem die Gastronomie und Hotellerie und Zulieferer unterstützen. Die anderen 51% aber wollen auf das eingesetzte Kapital einfach eine angemessene Rendite haben».

Die öffentliche Hand vertrete die Standorte verantwortungsvoll, entgegnet

Christoph Brutschin, Delegierter der Kantone im Verwaltungsrat und Basler Volkswirtschaftsdirektor. «Wir haben die Entwicklung der Messe vorangetrieben und mitgeholfen, Investitionen zu stemmen.»

Verkauf teurer Messehallen

Das Messegeschäft sei anspruchsvoll, vor allem, wenn man, wie die MCH Group, die Infrastruktur in den eigenen Büchern habe, so Brutschin weiter. Das Unternehmen denkt darüber nach, die teure Herzog de Meuron-Halle zu veräussern und später zu mieten.

Man arbeite intensiv an einer Neuausrichtung, sagt VR-Präsident Ulrich Vischer. Doch wie genau die MCH Group ihr Kerngeschäft – die Schweizer Messen – retten will, ist noch nicht bekannt.

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