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Global Wealth Report Reiche werden reicher: Lohnt sich Arbeiten überhaupt noch?

Turbulente Finanzmärkte, eine schwächelnde Weltwirtschaft und steigende Zinsen haben auch bei den Reichen ihre Spuren hinterlassen. Trotzdem gilt weiterhin: Die Reichen werden reicher, während der Durchschnitt mit explodierenden Krankenkassenprämien und steigenden Preisen zu kämpfen hat. SRF-Wirtschaftsredaktor Sven Zaugg widmet sich einigen Fragen zum Thema.

Sven Zaugg

Wirtschaftsredaktor

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Sven Zaugg ist seit 2023 als Wirtschaftsredaktor für Radio SRF tätig. Zuvor arbeitete er als Reporter und Wirtschaftsredaktor für den «SonntagsBlick».

Finanzvermögen ist geschrumpft. Warum?

Es war ein turbulentes Jahr, auch an den Börsen. Anleger hatten mit steigenden Zinsen, nervösen Aktienmärkten und der angespannten geopolitischen Lage zu kämpfen. Betroffen von den Verlusten waren auch die Reichsten der Reichen. Doch die Boston Consulting Group rechnet bereits kommendes Jahr mit einer Erholung. Und um die Wohlhabenden muss man sich ohnehin keine Sorgen machen: Allein in der Schweiz gibt es rund 740 Superreiche, deren Pro-Kopf-Vermögen sich auf über 100 Millionen Dollar beläuft. Sie besitzen rund 21 Prozent des gesamten Finanzvermögens im Land. Diese Leute müssen nicht arbeiten, ihr Kapital arbeitet für sie. Das ist ein entscheidender Vorteil in einer Zeit, in der Arbeit immer mehr abgewertet wird.

Global Wealth Report

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Laut aktuellen Berechnungen der Boston Consulting Group sanken die Vermögen von Privaten im letzten Jahr zum ersten Mal seit fast zehn Jahren. Das zeigt der Global Wealth Report 2023 des Instituts. Doch bereits kommendes Jahr rechnen die Studienautoren mit einer Erholung der Finanz- und Anlagemärkte.

Lohnt sich Arbeiten überhaupt noch?

Kapital ist heute profitabler als Arbeit. Man kann mit Lohnarbeit zwar durchaus gut leben. Nur: Reich wird man damit nicht. Die einzige Chance, heute richtig reich zu werden, ist, ein Unternehmen zu gründen, es an die Börse zu bringen oder zu verkaufen. Sonst hilft Erben oder Heiraten. Noch nie gab es eine Gesellschaft, die derart reiche Leute hervorbrachte wie die unsrige. Auf der anderen Seite kämpfen Angestellte um jeden Rappen mehr Lohn. Der wiederum wird von explodierenden Krankenkassenprämien, steigenden Energiepreisen oder höheren Mieten weggefressen. Steht einem kein Vermögen als finanzieller Puffer zur Verfügung, kann es schnell eng werden.

Ist das «richtige» Verhältnis von Kapital und Arbeit aus den Fugen geraten?

Das ist eine durchaus berechtigte und zugleich betrübliche Frage. Denn wenn wir arbeiten, leisten wir einen wichtigen Beitrag dazu, dass die Schweiz überhaupt funktioniert. Wenn zum Beispiel Kranke nicht gepflegt, Lebensmittel nicht produziert oder Kinder nicht betreut werden, bricht das System zusammen. In diesen Jobs – selbst im Hochlohnland Schweiz – verdienen etwa zehn Prozent der Beschäftigten nur sogenannte «Tiefstlöhne». Hinzu kommt die unbezahlte Care-Arbeit, die in Privathaushalten geleistet wird. Das reichste Prozent in der Schweiz besitzt 40 Prozent des Gesamtvermögens, das reichste Promille gar 20 Prozent aller Vermögen in der Schweiz. Kapital wird also belohnt, während sich Arbeit stetig abwertet.

HeuteMorgen, 27.06.2023, 07:00 Uhr ; 

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