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Geschwächter Welthandel: WTO hofft auf Besserung
Aus Echo der Zeit vom 12.09.2023. Bild: Keystone/Daniel Reinhardt
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Globalisierung unter Druck Geopolitische Spannungen beeinträchtigen den Welthandel

Der Handel soll weltweit Frieden und Wohlstand schaffen – doch die WTO sieht ihn bedroht und warnt vor negativen Folgen.

In Europa herrscht wieder Krieg, autoritäre Regime sind weltweit im Aufwind und Geopolitik – insbesondere die Rivalität zwischen den USA und China – spielt wieder eine grosse Rolle. Ausserdem hat die Corona-Pandemie gezeigt, wie verwundbar internationale Lieferketten sein können.

Das schlägt sich auch auf die Diskussionen rund um den Handel nieder, wie Ralph Ossa, Chefökonom der Welthandelsorganisation (WTO), sagt. Zwar werde grossmehrheitlich anerkannt, dass der freie internationale Handel grosse Effizienzgewinne bringe und damit mehr Wohlstand, so Ossa.

«Doch häufig wird argumentiert, dass diese Gewinne anderen Zielen untergeordnet werden müssen.» Das hat Folgen: Denn obwohl der Handel in vielen Bereichen blühe, nähmen die Spannungen und die Fragmentierung in den Handelsbeziehungen zu.

Blockbildung behindert Welthandel

Konkret zeigt sich dies zum Beispiel an einer zunehmenden Blockbildung. So haben die Ökonomen der WTO untersucht, wie sich in den letzten Jahren der Handel unter jenen Staaten entwickelt hat, die in der UNO-Vollversammlung ähnlich abstimmen – und wie jener zwischen diesen Blöcken.

Es zeigte sich, dass der Handel zwischen den hypothetischen Staaten-Blöcken vier bis sechs Prozent langsamer gewachsen ist als jener innerhalb der Blöcke. Das zeige, dass das sogenannte «Friend-Shoring» zugenommen habe, sagt Ossa. Das heisst: Unternehmen verlegen ihre Lieferketten vermehrt in befreundete Länder.

Erinnerungen an die 1930er-Jahre

Für Heribert Dieter ist das eine schlechte Nachricht: Der Ökonom ist bei der Deutschen Stiftung für Wissenschaft und Politik auf Handelsfragen spezialisiert. Zwar sei die Blockbildung noch nicht dramatisch – erst ein «Wetterleuchten», sagt er.

Doch sie erinnere an fatale Entwicklungen in den 1930er-Jahren. Ein Zerfallen in Handelsblöcke sei nicht nur ineffizient, betont Dieter. «Es bringt auch Spannungen in die internationalen Beziehungen.»

Staaten holen Produktion zurück

Neben der Blockbildung deuten die Zahlen der WTO allgemein auf einen zunehmenden Hang der Staaten zu mehr Autarkie hin. Die Länder wollen wieder mehr Dinge selber herstellen, statt sie vom anderen Ende der Welt zu beziehen.

Einerseits will man so die Lieferketten sicherer machen, andererseits aber auch Stellen in der Industrie im Land halten oder ins Land zurückholen – so, wie das etwa die USA tun.

Gelingt es nicht, die internationale Kooperation wiederzubeleben, gefährdet das den Welthandel.
Autor: Ralph Ossa Chefökonom der WTO in Genf

Dabei sind die USA nicht alleine: Auch die EU zieht mit Subventionen nach. Als Konsequenz davon werden die Produkte teurer, die Inflation zieht an. Zudem schadet der Hang zu mehr wirtschaftlicher Unabhängigkeit den exportorientierten Ländern wie der Schweiz, die dann weniger in die USA exportieren könnte.

Globalisierung am Scheideweg

WTO-Chefökonom Ralph Ossa betont zwar, der Welthandel sei nicht eingebrochen und vieles laufe weiterhin gut. Trotzdem sieht er die Globalisierung an einem Scheideweg. «Gelingt es nicht, die internationale Kooperation wiederzubeleben, gefährdet das den Welthandel», zeigt er sich überzeugt.

Auch wenn die Zahlen der WTO keine breite Deglobalisierung zeigen – die Anzeichen mehren sich, dass sich das ändern könnte.

Echo der Zeit, 12.9.2023, 18:00 Uhr

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