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Grosse Pläne, Riesen-Batterien Schweizer Energieversorger setzen auf riesige Speichersysteme

Schweizer Stromunternehmen steigen in grossem Stil ins Geschäft mit Batterien ein. Jüngstes Beispiel ist der Energiekonzern BKW, der gleich mehrere riesige Batteriespeichersysteme plant. Sinkende Batteriepreise und schnelle Bewilligungsverfahren befeuern den Boom.

In der Schweiz und Europa gibt es immer häufiger Stunden, in denen mehr Strom produziert wird, als effektiv verbraucht werden kann. Diesen Strom möchte die BKW künftig gezielt nutzen, erklärt Marcel Bühlmann, Leiter Grossbatterien beim Berner Stromkonzern: «Die grossen Speicheranlagen sollen Strom, der tagsüber zum Beispiel durch Photovoltaik produziert wird und im Überfluss vorhanden ist, in Stunden transferieren, in denen weniger Strom im System ist.» Dadurch werde das ganze Stromsystem stabilisiert.

In einer grünen Landschaft steht ein ehemaliges AKW, davor grosse Batteriecontainer.
Legende: Eine Visualisierung zeigt das geplante Batteriespeichersystem der BKW am Standort des ehemaligen Kernkraftwerks Mühleberg (Kt. BE). Dort hätte es Platz für die Container mit den Batterien und auch die Leitungen wären bereits vorhanden. Das System könnte dereinst bis zu 800'000 Haushalte während zwei Stunden mit Strom versorgen. ZVG / BKW

Konkret führt die BKW nun eine Machbarkeitsstudie für vier grosse Batterieprojekte durch, wovon sie aber möglichst rasch zwei bis drei Anlagen realisieren möchte, betont Bühlmann. Insgesamt rechnet die Firma mit Kosten von rund 500 Millionen Franken.

Die BKW plant diese Anlagen auch deshalb, weil sich mit dem Ausgleich der Schwankungen Geld verdienen lässt: In Stunden mit viel Strom und tiefen Preisen wird Strom gespeichert, am Abend, wenn der Strombedarf und der Preis hoch sind, wird er zurück ins Netz gespeist.

Mit Schwankungen Geld verdienen

Aufgrund der rasch steigenden Menge an Solarstrom nehmen die Schwankungen innerhalb des Tages zu. Das schafft neue Möglichkeiten, um damit Geld zu verdienen. Deshalb plant nicht nur die BKW, sondern planen viele andere Stromkonzerne ebenfalls solche Batteriesysteme.

Nebst der Axpo sind es gerade auch lokale Energieversorger wie das Licht- und Wasserwerk Adelboden, die Genossenschaft Elektra Baselland oder Enalpin in Visp. Andere wie Arbon Energie haben bereits Batterien gebaut.

Viele weisse Container stehen in Reih' und Glied. In den Containern sind grosse Stromspeicher eingebaut.
Legende: In Deutschland baut die BKW bereits grosse Batteriesysteme, so unter anderem im bayrischen Wunsiedel. Das dortige Speichersystem hat eine Leistung von 100 MW und ist mit den Vorhaben in der Schweiz vergleichbar. ZVG / BKW

Im Gegensatz zu anderen Vorhaben im Energiebereich wie neue Windparks oder Stromleitungen, können Batterieprojekte in der Schweiz vergleichsweise unkompliziert realisiert werden. In der Regel reicht eine Baubewilligung.

Deshalb ist die BKW zuversichtlich, bereits ab 2028 die erste Anlage ans Netz anzuschliessen: «Wir rechnen von der Idee bis zur Inbetriebnahme mit drei bis vier Jahren», erklärt Marcel Bühlmann von der BKW. Das hänge sowohl vom Bewilligungsverfahren als auch von der Verfügbarkeit der Schlüsselkomponenten ab, wie beispielsweise den Transformatoren.

Rasche Realisierung im Wallis

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Der Walliser Energieversorger Enalpin hat kürzlich in der Gemeinde Stalden (Kt. VS) eine 8 MW-Batterie installiert. Das Speichersystem steht auf dem Gelände des Kraftwerks Ackersand und umfasst vier Batteriecontainer. Der gesamte Bewilligungsprozess – von der Eingabe bis zur Freigabe durch das Eidgenössische Starkstrominspektorat ESTI – hat gemäss Firmenangaben rund fünf Monate gedauert. Die Bestellung und die Lieferung der Batterien wiederum haben neun Monate beansprucht. Insgesamt kostet die Anlage rund 6 Millionen Franken und soll 2026 den Betrieb aufnehmen.

Der Bewilligungsprozess ist auch deshalb vergleichsweise einfach, weil für Batterien grundsätzlich keine Umwelt­verträglichkeits­prüfung notwendig ist, wie das Bundesamt für Umwelt bestätigt. Eine solche Prüfung kann unter Umständen sehr aufwändig sein. Wie bestehende Projekte gezeigt haben, gilt ein Augenmerk vor allem dem Lärm, bedingt durch die Kühlung der Batterien.

In der Schweiz fehlen verlässliche Daten

In der Schweiz herrscht Aufbruchstimmung und etliche Batterien sind bereits am Netz. Aber wie viele Batterien in der Schweiz effektiv in Betrieb sind, erhebt bislang keine Institution. Auch gibt es keine Meldepflicht für Betreiber. Damit ist unklar, wie viele Batteriesysteme auf den unterschiedlichen Netzebenen angeschlossen sind.

Bei Swissgrid, die das Hochspannungsnetz in der Schweiz betreibt, werden Batterien erst ab einer Leistung von 150 MW direkt ans Netz angeschlossen. Bislang wurde allerdings keine solche Bewilligung erteilt, wie das Unternehmen auf Anfrage schreibt. Das hat auch damit zu tun, dass die bisherigen Projekte diesen Schwellenwert nicht erreicht haben.

Preiszerfall bei den Batterien

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Die meisten Speichersysteme verwenden Lithium-Batterien, wie sie auch in Elektroautos oder Laptops eingebaut werden. Die BKW wird – wie viele andere Energieversorger auch –  Lithium-Eisenphosphat-Batterien (LFP) verwenden. Diese Batterien gelten als robust und enthalten keine kritischen Rohstoffe wie Kobalt.

Zudem sind die Preise für LFP-Batterien in den vergangenen Jahren massiv gesunken, trotz weltweiter Nachfrage aufgrund von Batterien und Elektroautos. Dies erklärt sich damit, dass die chinesischen Hersteller, die heute die unbestrittenen Marktführer sind, ihre Produktionskapazitäten massiv ausgeweitet haben.

Heute Morgen, 4.12.2025, 6:00 Uhr; noes

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