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Grosse Preisunterschiede Chinesische Elektroautos erobern die Schweiz trotz hoher Preise

Chinesische Autos kosten in der Schweiz bis zu 60 Prozent mehr als in China. Die Hersteller schöpfen massiv Kaufkraft ab.

BYD, Xpeng, Leapmotor. Diese Namen sind noch gewöhnungsbedürftig. Doch chinesische Elektroautos dieser Marken rollen zunehmend auch in die Schweiz.

Drei chinesische Automodelle
Legende: Die Konkurrenz in Europa ist noch klein. Für den Markt in Europa sind daher sogar die verteuerten Modelle aus chinesischer Produktion noch günstiger als heimische Marken. Webseiten Xiaopeng, BYD, Leapmotor

Noch sind die Marktanteile zwar klein: Im September machten Modelle aus China gemäss Auto Schweiz rund zwei Prozent aller neu zugelassenen Autos aus. Doch die Dynamik ist gross – und mit ihr die Diskussion über die Preise.

Preisverglcih chinesische Elektroautos Schweiz China
Legende: Bis zu 60 Prozent Preisunterschied Die chinesischen Fahrzeuge sind in der Schweiz deutlich teurer als in ihrem Ursprungland. Die Gründe: Die höhere Kaufkraft der Schweizer Kundschaft, der kleinere Wettbewerb und die Transportkosten. Webseiten Xiaopeng, BYD, Leapmotor

Ein Vergleich von SRF zeigt: Wer ein chinesisches Auto in der Schweiz kauft, zahlt bis zu 60 Prozent mehr als in China. Verglichen werden Modelle von Herstellern wie BYD, Xpeng oder Leapmotor mit ähnlicher Leistung. Teilweise unterscheidet sich die Ausstattung geringfügig.

Direktimporte eindämmen

Deutlich günstiger sind chinesische Elektroautos zum Teil im Schweizer Parallel-Import. Also, wenn sie über einen nicht offiziellen Anbieter in der Schweiz angeboten werden. Die chinesische Regierung hat jedoch angekündigt, die Regulierung ihrer Exporte ab 2026 zu verschärfen.

Hellgrünes Auto von der Seite fotografiert
Legende: Ein Xpeng P7 auf der Internationalen Automobilausstellung IAA Mobility 2025 in München. Keystone/EPA/Clemens Bilan

Damit will China den «unlauteren Wettbewerb durch nicht regulierte Händler eindämmen und das Ansehen chinesischer Marken im Ausland schützen», schreibt das Branchenmagazin «Auto, Motor und Sport». Ein weiterer Grund für die neue Regulierung könnte die Praxis zahlreicher chinesischer Hersteller in der jüngeren Vergangenheit sein, Neufahrzeuge als Gebrauchtwagen zu deklarieren und so kostengünstiger zu exportieren.

«Preiskrieg» in China – Margen in Europa

Der Hintergrund der Preisdifferenzen: In China kämpfen mehr als 170 Marken um Marktanteile. Staatliche Förderung, Überkapazitäten und ein harter Verdrängungswettbewerb drücken dort die Preise.

Auto-Verkaufsstelle BYD Schanghai
Legende: BYD-Verkaufslokal in Shanghai. SRF

«Es herrscht ein regelrechter Preiskrieg», sagt Autoexpertin Beatrix Keim von Car Future. Viele Hersteller machten kaum Profit und suchen Absatzmärkte im Ausland.

In Europa – und damit auch in der Schweiz – sieht die Situation anders aus. «Hier schöpfen die Hersteller ab, was geht, um Geld zu verdienen», so Keim. Weil es besonders im Elektroauto-Segment noch wenig Konkurrenz gebe, könnten die Marken höhere Margen durchsetzen.

Und was sagen die chinesischen Automarken?

Die Hersteller verweisen auf den höheren Aufwand. BYD-Vizepräsidentin Stella Li betont im Gespräch mit SRF, dass in Europa andere Kostenstrukturen, Steuern und Zulassungsauflagen gälten.

Dazu kämen Transport und Logistik. Diese machen rund 20 Prozent des Fahrzeugpreises aus, sagt Beatrix Keim. Dazu kommen Einfuhrgebühren von vier Prozent sowie die Mehrwertsteuer.

Hersteller rechtfertigen die Preisunterschiede

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Patrick von Bachellé, Geschäftsführer Leapmotor Schweiz:

«Der wichtigste Punkt ist, dass sich die in Europa verkauften Fahrzeuge strukturell von denen in China unterscheiden – sie sind vollständig an die EU-Normen angepasst und homologiert. Dies wirkt sich auf die Produktionskosten aus.

Leapmotor muss zusätzliche Kosten wie Transport, EU-Zulassung und Mehrwertsteuer berücksichtigen, die in der Regel nicht in den chinesischen Preisen enthalten sind, sowie Extras, wie die erweiterte Garantie, die wir auf dem Schweizer Markt anbieten.»

Ernst Ramic, Hedin Distribution/Xpeng Schweiz:

«Erfüllung von europäischen Normen: Fahrzeuge, die in Europa vermarktet werden, müssen EU-Normen entsprechen. Dies bezieht sich insbesondere auf die aktive und passive Sicherheit der Fahrzeuge, aber auch auf die Leistungselektronik für den rein elektrischen Antrieb. Schnellladestecker in der EU sind anders als in China oder in den USA. EU-Homologationskosten sind ein hoher Kostenfaktor, und wir legen höchsten Wert darauf, dass alle Normen nicht nur erfüllt, sondern teilweise auch übertroffen werden.

Anpassung der Produkte an unterschiedliche Kundenansprüche und Marktgegebenheiten: Xpeng hat soeben ein neues Forschungs- und Entwicklungszentrum in München eröffnet, um die für den europäischen Markt vorgesehenen Fahrzeuge noch besser auf europäische Strassenverhältnisse anzupassen. Zudem gewähren wir in der Schweiz auf alle Fahrzeuge eine Garantie von sieben Jahren oder 160’000km.»

Dimitris Chanazoglou, Country Manager BYD Schweiz:

«Während die Fahrzeuge in China produziert werden, führen die Angleichung der Ausstattungsniveaus sowie die Sicherstellung der Homologation in der Schweiz zu erheblichen Zusatzkosten.

Darüber hinaus haben Import- und Betriebskosten einen wesentlichen Einfluss auf den Endpreis der Fahrzeuge: Logistik- und Transportkosten, ein Einfuhrzoll von vier Prozent sowie deutlich höhere Betriebskosten in der Schweiz: Mieten, Löhne, Infrastruktur usw.»

Die Hersteller verweisen auch auf teure Anpassungen für den europäischen Markt.

«Ja, in China sind wir billiger, aber verglichen mit anderen Marken hier, sind wir auch hier billiger», relativiert der Leapmotor-Betriebschef Jun Xu.

Markt mit Sprengkraft

Noch spielt China im Schweizer E-Auto-Markt eine Nebenrolle. Doch die Preisdifferenzen eröffnen Spielraum – nach unten. Hersteller könnten ihre Autos in der Schweiz noch günstiger machen. Dies brächte die europäische Konkurrenz von VW bis Renault, die gerade daran ist, günstigere Modelle auf den Markt zu bringen, zusätzlich unter Druck.

Der globale Preiskampf auf dem Automarkt hat erst begonnen.

10vor10, 02.10.2025, 21:50; noes

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