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Grossinvestition von Microsoft Wird die Schweiz zu abhängig von Tech-Giganten?

Microsoft investiert 400 Millionen Dollar im Bereich KI und Cloud in der Schweiz. Die Kritik: Das schaffe Abhängigkeit.

Es ist eine Grossinvestition, die der US-Tech-Gigant in Bern vor den Medien und in Anwesenheit von Bundesrat Guy Parmelin vorstellte: 400 Millionen US-Dollar investiert der Konzern in der Schweiz.

400 Millionen US-Dollar Investitionen

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Personen in Anzügen sitzen in einem vollbesetzten Saal.
Legende: Bundesrat Guy Parmelin, Microsoft-Präsident Brad Smith und Carol Ann Browne, Kommunikationschefin von Microsoft, an der Medienkonferenz in Bern. KEYSTONE Byline PETER SCHNEIDER

Das Geld fliesse etwa in die Expansion der schon existierenden Datencenter in der Schweiz und in die Bereitstellung neuster KI-Chips, so Microsoft-Präsident Brad Smith. Darüber hinaus wolle Microsoft die Bevölkerung im Umgang mit KI schulen und so einen Beitrag dazu leisten, dass die notwendigen Fähigkeiten für den Einsatz von KI vorhanden sind.

Bis Ende 2027 will Microsoft so eine Million Schweizerinnen und Schweizer erreichen.

«Das sind immer gute Nachrichten», kommentiert Bundesrat Guy Parmelin die angekündigte Investition. In Sachen Forschung und Innovation bleibe die Schweiz geschätzt.

Arbeitsalltag von Microsoft abhängig

Andere sehen den Schritt dagegen kritisch. Matthias Stürmer ist Professor an der Berner Fachhochschule und leitet das Institut «Public Sector Transformation». Er fürchtet eine zunehmende Abhängigkeit von Microsoft – nicht zuletzt in der Bundesverwaltung und in den Kantonen.

«Der ganze Büroalltag dreht sich rund um Microsoft-Produkte. Und wenn Microsoft entscheidet: ‹Jetzt stellen wir das ab!›, dann können die das. Dann ist man dort total aufgeschmissen, wenn man nicht mehr arbeiten kann», so Stürmer.

Mann mit Brille und Bart in blauem Anzug, dunkler Korridor im Hintergrund.
Legende: Digital-Experte Matthias Stürmer sieht die Investition kritisch. SRF

Sorgen bereitet dem Digitalexperten auch, dass die US-Regierung rechtlich die Handhabe hätte, auch auf Microsoft-Daten in der Schweiz zuzugreifen. Microsoft habe zwar kein Interesse an einem solchen staatlichen Eingriff, so Stürmer, doch würde Microsoft die amerikanische Regierung gegenüber europäischen Kunden prioritär behandeln.

US-Regierung könnte auf Daten zugreifen

«Und gerade jetzt, mit der neuen Regierung in den USA, ist es natürlich ein Problem in Bezug auf Datenschutz, weil dort der ganze Transfer der Daten total unkontrolliert passieren kann», so Stürmer.

Microsoft-Präsident Brad Smith betont, Microsoft würde in einem solchen Fall alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen. «Wir haben als Firma die Möglichkeit, ein solches Gesuch vor einem US-Gericht anzufechten», so Smith. In der Vergangenheit habe man das mit viel Erfolg getan.

Auch seien solche Gesuche extrem selten. «Die Anzahl der Fälle, in denen das etwa eine Organisation in der Schweiz betraf, ist ausserordentlich klein. Und wenn wir uns für die Rechte unserer Kunden starkmachen, dann setzen wir uns zumeist durch» so Smith weiter. Microsoft werde an dieser Praxis festhalten.

Balance finden oder Alternativen suchen?

Guy Parmelin spricht im Hinblick auf die Gefahr einer Abhängigkeit von einer permanenten Diskussion, einer Balance. «Die gute Nachricht ist, dass Microsoft unbedingt will, dass in Europa eine gewisse Trennung vis-a-vis den USA ist», so der Bundesrat.

Für Digitalexperte Matthias Stürmer steht unterdessen fest, dass die Schweiz mehr auf digitale Souveränität setzen sollte, was die Software-Dienste angeht. «Man muss sich einfach nach Alternativen umschauen», ist er überzeugt.

Tagesschau, 02.06.2025, 19:30 Uhr ; 

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