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Trump verhängt weitere Sonderzölle auf China-Importe
Aus Rendez-vous vom 18.09.2018. Bild: Keystone
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Handelsstreit USA-China «Auch Schweizer Konsumenten sind betroffen»

US-Präsident Donald Trump erhebt neue Zölle auf chinesische Waren im Wert von 200 Milliarden Dollar. Sie werden zunächst zehn Prozent betragen, ab Beginn des Jahres 2019 sollen 25 Prozent erhoben werden. Ökonom Gabriel Feldmayr erläutert die Folgen für China, für die USA – und für die anderen Länder wie die Schweiz.

Gabriel Felbermayr

Gabriel Felbermayr

Professor am Ifo-Institut in München.

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Das Ifo-Institut ist das Leibniz-Institut für Wirtschaftswissenschaften an der Uni München. Felbermayr ist auch der designierte Präsident des Weltwirtschaftsinstituts in Kiel (D).

SRF News: Muss man im ökonomischen Sinn von einer Eskalation im Handelsstreit sprechen?

Gabriel Felbermayr: Diese Zölle sind ein Hinweis darauf, dass man mit den Handelsgesprächen nicht weitergekommen ist. Sie zeigen auch, dass sich die Spirale weiterdreht – und sie sind eine weitere Stufe der Eskalation, ja.

Welche Folgen haben die Sonderzölle für China?

Mittlerweile importieren die US-Amerikaner Waren für 250 Milliarden US-Dollar aus China, die mit Zöllen belastet sind. Das macht erhebliche Volumina aus China. Wir gehen davon aus, dass es für das chinesische Wachstum Folgen haben wird. Wir rechnen mit zwischen 0,1 Prozent und 0,2 Prozent und wenn die Zölle auf 25 Prozent ansteigen, zwischen 0,3 Prozent und 0,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Das wird in manchen Regionen in gewissen Branchen deutliche Spuren hinterlassen.

Welche Folgen werden diese Sonderzölle für die USA haben?

Das kommt sehr darauf an, wie die Wechselkurse sich anpassen und ob die Preissteigerungen von den Importeuren an die Konsumenten weitergeleitet werden. Da werden wir je nach Produkt ganz unterschiedliche Effekte sehen.

Klar ist: Für die Konsumenten wird es teurer.

Klar ist: Für die Konsumenten wird es teurer. Ob wirklich die zehnprozentigen Zölle weitergegeben werden, das ist allerdings unklar. Man kann davon ausgehen, dass die nächsten Zinsschritte in den USA etwas verschoben werden, weil diese Zölle in den USA zu Inflation führen werden. Und das könnte bei der Notenbank zu einer Verschiebung weiterer Zinserhöhungen führen.

Einige Produktgruppen – darunter Smart-Watches von Apple oder Bluetooth-Artikel – werden von den Sonderzöllen ausgenommen. Trotzdem sind die Konsumenten in den USA sicherlich die Leidtragenden. Kann es sich die amerikanische Regierung leisten, diese Zölle an die Konsumenten weiterzugeben?

Die amerikanische Regierung erhebt die Zölle, die müssen dann an den amerikanischen Fiskus abgeliefert werden. Die Frage ist, ob die chinesischen Lieferanten nicht einen Teil dieser Zölle selber tragen, indem sie die Güter billiger nach Amerika liefern, so dass sich für den amerikanischen Konsumenten wenig ändert. Das hängt sehr stark von der Marktsituation ab. Dort, wo der Wettbewerb hoch ist, werden die chinesischen Produzenten mit den Preisen heruntergehen – und für die Konsumenten in USA wird sich wenig verändern. Aber das hängt von den Marktgegebenheiten ab. Dort, wo die Chinesen nahezu Monopolstellung haben, wie bei manchen Elektronikprodukten, werden die amerikanischen Konsumenten zehn Prozent höhere Preise sehen.

Die europäische Handelskammer in Peking sagt, der Konflikt führe zu erheblichen Störungen der globalen Lieferketten. Was meint sie damit?

Die amerikanische und die chinesische Volkswirtschaft sind intim miteinander verbunden. Ein iPhone wird aus Komponenten aus der ganzen Welt hergestellt. Es hat auch viele Komponenten aus China. Dort wird das iPhone auch endgefertigt, bis es zurück in die USA geht. Das Beispiel des iPhones ist nur eines von vielen, die man nennen könnte. Die globalen Wertschöpfungsketten sind so miteinander verbunden, dass Zölle zwischen den zwei grössten Ökonomien der Welt, China und den USA, eben dieses fein austarierte Netzwerk stören und damit auch Effekte auf Länder haben, die zunächst gar nicht beteiligt sind, wie zum Beispiel die Schweiz. Wenn amerikanische Elektronikhersteller Teile aus China importieren und ihr Endprodukt dann in die Schweiz ausliefern, leiden auch Schweizer Nachfrager darunter. Also die Konsumenten und Unternehmen, die solche Produkte brauchen.

Das Gespräch führte Ivana Pribakovic.

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