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China reagiert mit Sanktionen auf westliche Kritik
Aus Echo der Zeit vom 07.10.2019. Bild: Keystone
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Heikles Business mit China Wer nicht kuscht, muss mit Sanktionen rechnen

Die Zeit ist hochsensibel und die Nervosität gross. Das sagt Felix Sutter, Präsident der Handelskammer Schweiz-China.

«Kampf für die Freiheit, Solidarität mit Hongkong», twitterte der Manager des US-Basketball-Teams Houston Rockets. Mit Folgen. Gewichtige chinesische Geldgeber zogen sich zurück. Das passiert bei china-kritischen Äusserungen immer häufiger und nicht nur im Spitzensport.

Auch aus der Schweizer Wirtschaft ist ein Beispiel bekannt. So fand sich die Grossbank UBS im Juni in einem riesigen Shitstorm in China wieder, nachdem ein Chefökonom in einem Podcast einen flapsigen Spruch zu Schweinegrippe und Chinesen gemacht hatte. Die chinesischen Staatsmedien und Online-Nutzer kritisierten die UBS heftig, warfen ihr gar Rassismus vor. Die Bank musste sich öffentlich entschuldigen, und ihren Mitarbeiter für mehrere Monate beurlauben.

Dass Schweizer Firmen wegen allzu kritischer Äusserungen zu China oder Hongkong negativ auffallen wären, ist aber die Ausnahme. Felix Sutter, Präsident der Handelskammer Schweiz-China: «Die Schweizer Firmen sind sich der Problematik bewusst und gehen damit sehr sorgfältig um.»

Schlechte Idee: Territoriale T-Shirts

Anders im europäischen Ausland. Sutter erinnert an den August, als die Luxus-Modelabels Versace aus Italien oder Coach aus den USA Probleme meldeten. Sie hatten T-Shirts mit Aufschriften verkauft, welche die chinesischen Sonderverwaltungszonen Hongkong und Macau sowie das abtrünnige Taiwan als unabhängige Staaten darstellten.

Das löste einen Sturm der Entrüstung aus. Zahlreiche Internetnutzer in China forderten Versace auf, das Land zu verlassen. Zudem kündigte Versaces Markenbotschafterin in China, Schauspielerin Yang Mi, umgehend die Zusammenarbeit auf.

Vermutlich nicht ganz freiwillig, denn ihre Begründung liest sich wie eine Regierungserklärung: Versace stehe im Verdacht, die Souveränität des Landes zu beschädigen, schrieb sie. Chinas territoriale Integrität und Souveränität seien heilig und unantastbar. Versace und Coach zeigten öffentlich Reue.

Turnschuh des Anstosses

Ähnliche Erfahrungen machte der US-Sportartikelkonzern Nike. Nachdem ein Schuh-Designbüro ein Foto von Demonstranten in Hongkong veröffentlicht hatte, gab es massive Proteststürme chinesischer Instagram-Nutzer. Nike sah sich gezwungen, den Verkauf des Turnschuhs in China auszusetzen – aus Angst, den riesigen chinesischen Markt zu verlieren.

Risikoprofile erstellen

Unternehmen müssten sich des Risikos bewusst sein, wenn sie in China Geschäfte machen wollten, sagt Sutter: «Sie müssen Risikoprofile erstellen, wenn sie in anderen Ländern und Märkten unterwegs sind, und sich der Folgen gewisser Aussagen bewusst sein.»

Das gelte auch für Social-Media-Äusserungen von Mitarbeitern. Denn selbst lokale Aussagen hätten globale Auswirkungen, wie der weitreichende Tweet des NBA-Managers zeige, sagt Sutter. Darauf müssten Unternehmen vorbereitet sein. Heikle Themen wie die Menschenrechte dürfe man zwar auch in China ansprechen, aber nie im öffentlichen Raum.

Hohe Nervosität

Also ein präventiver Maulkorb für alles, was China potenziell verärgern könnte? So absolut will Sutter das nicht verstanden wissen: «Man soll sich überlegen, welche Sensibilitäten gemäss Cultural Awareness vorherrschen und sich dementsprechend verhalten.» Auch bei Reisen in die USA würden ja zum Teil Konten auf sozialen Plattformen durchleuchtet, wenn auch nach anderen Reizwörtern wie Drogen, Terror oder Schwarzgeld.

Die Nervosität in China sei allerdings zurzeit besonders hoch, räumt Sutter ein. Das nationale Selbstbewusstsein sei angesichts des 70-Jahre-Jubiläums wieder grösser als auch schon und die Zeit hochsensibel. Die Firmen haben dabei offensichtlich wenig Spielraum. Wer nicht kuscht, läuft Gefahr, sanktioniert zu werden. Bei einem Milliardenmarkt wie China mag das kaum ein Unternehmen riskieren.

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