Das Wichtigste in Kürze:
- Drohnenverkäufe boomen weltweit – auch in der Schweiz.
- Vermehrt nutzen Unternehmen die Fluggeräte für professionelle Zwecke.
- Weltweite Nr. 1 für zivile Drohnen ist der chinesische Konzern DJI. Geschätzter Marktanteil: 70%
- Schweizer Drohnenhersteller punkten mit leistungsfähigen aber teuren Drohnen.
Sie beobachten Naturgefahren, inspizierten Strommasten, vermessen Gelände und retten gar Ertrinkende, indem sie Rettungsringe abwerfen. Zivile Drohnen haben den Schritt vom Spielzeug zum professionellen Helfer aus der Luft gemacht. Vermehrt werden sie auch von Unternehmen eingesetzt. Möglich ist dies, weil Drohnen immer leistungsfähiger und die montierten Kameras immer besser werden.
Drohnen arbeiten viel schneller
«Früher brauchten wir drei Mitarbeiter, die über eine Woche benötigten, um eine Kiesgrube zu vermessen», sagt Rico Breu, Chef von Geoinfo Vermessungen. «Heute macht eine Drohne denselben Job in einer halben Stunde».
Seine Drohne stammt vom Schweizer Drohnenhersteller Wingtra, einem ETH-Spinoff, das seine Hightech-Geräte seit Anfang des Jahres verkauft: für 20- bis 30‘000 Franken. «Unsere Drohne fliegt länger und benötigt weniger Strom», sagt Basil Weibel, Gründer von Wingtra.
Als Kunden hat er vor allem Bauern in den USA und Südamerika im Visier. Sie könnten mit seiner Drohne grosse Grundstücke aus der Luft überwachen und mit ihren Messungen einen effizienteren Einsatz von Dünger und Wasser ermöglichen.
Wir wollen nicht, dass tausende Drohnen über uns fliegen.
«Wir wollen nicht, dass tausende Drohnen über uns fliegen», sagt Roland Siegwart , Leiter des Departements für autonome Systeme an der ETH Zürich, «aber sie werden sich dort durchsetzen, wo sie einen hohen Nutzen haben und die Gesellschaft nicht zu stark beeinträchtigen, zum Beispiel in abgelegenen Gebieten».
Die Eidgenössischen Technischen Hochschulen in Zürich und Lausanne sind weltweit führend in der Erforschung von Drohnentechnologie.
Chinesische Übermacht
Globaler Marktführer für zivile Drohnen ist das chinesische Drohnenunternehmen DJI, mit einem Marktanteil von 70% und geschätztem Umsatz von 1,5 Milliarden Franken. Seit 2006 verkauft DJI Drohnen, zuerst vor allem für den Privatgebrauch.
Der Konzern beschäftigt einen Drittel seiner Belegschaft – rund 3'500 Mitarbeiter – im Bereich Forschung und Entwicklung.
DJI-Europamanager Martin Brandenburg bestätigt gegenüber «ECO» ein erhöhtes Wachstum im Bereich der kommerziellen Nutzung. «Ich glaube, es gibt auch in Zukunft einen starken Wachstumsschub.»
Eine ihrer neuesten Drohnen, die auch in der Schweiz für professionelle Zwecke eingesetzt wird, kostet rund 1'500 Franken. Die SBB nutzt sie zur Überwachung von Naturgefahren.
Schweizer in der Nische
Für teure Schweizer Drohnen, wie von Wingtra, sieht ETH-Professor Roland Siegwart Potential in einer lukrativen Nische. «Schweizer Drohnen machen nicht nur Luftaufnahmen, sondern wurden für spezifische Anwendungen weiterentwickelt». Deshalb seien Kunden auch bereit, mehr zu bezahlen. Siegwart ist auch Präsident des Wyss Translational Centers - einem Hauptinvestoren von Wingtra.
Ein Beispiel dafür, dass das gelingen kann, ist das Schweizer Drohnenunternehmen Sensefly aus der Westschweiz, das eine ähnliche Nische bedient wie Wingtra. Sensefly wurde vor ein paar Jahren vom französischen Drohnenkonzern Parrot übernommen. Die Arbeitsplätze und damit das Knowhow blieben jedoch mehrheitlich in der Schweiz.
Wenn Drohnen Grenzen gesetzt werden
Entscheidend für die Zukunft von kommerziell eingesetzten Drohnen ist auch, wie der Luftraum in Zukunft geregelt wird. Im Moment gelten in der Schweiz recht liberale Regeln und Zulassungsbedingungen .
Neu geregelt werden muss der Luftraum laut ETH-Professor Roland Siegwart insbesondere, wenn sich Drohnen als Transportgerät etablieren. Der US-Konzern Amazon aber auch die Schweizer Post sind mit Paketen oder Laborproben an entsprechenden Tests.
Roland Siegwart schaut etwas bange in die Zukunft, vor allem weil immer mehr Private ihre Drohnen in die Luft steigen lassen: «Wenn da ein paar Mal etwas Schlimmes passiert, besteht die Tendenz, dass die Politik sofort den Riegel vorschiebt», sprich: die Vorschriften für Drohnen verschärft, wenn vermehrt Drohnen abstürzen.