Eine Stretch-Jeans der Marke Esprit kostet in der Schweiz knapp 100 Franken oder rund 47 Prozent mehr als die gleiche Jeans in Deutschland. Ein Trenchcoat von H&M ist 26 Prozent teurer als der genau gleiche Mantel in Deutschland.
Diese zwei Beispiele zeigten, dass in der Schweiz die höhere Kaufkraft der Schweizerinnen und Schweizer abgeschöpft werde, sagt Prisca Birrer-Heimo, Präsidentin der Stiftung für Konsumentenschutz: «In der Schweiz bezahlen die Konsumenten einen Preiszuschlag ‹Schweiz›.»
Die Modeketten H&M und Esprit begründen die Preisunterschiede unter anderem damit, dass Betriebskosten wie etwa Löhne und Mieten je nach Land unterschiedlich seien. H&M nennt ausserdem Unterschiede bei der Mehrwertsteuer und den Währungen.
Ausnahme Elektroartikel
Birrer-Heimo hingegen findet das Argument mit den höheren Kosten nicht stichhaltig. Die Betriebskosten machten nur einen kleinen Teil des Preises aus. Ausserdem seien Elektronikartikel in der Schweiz günstiger als im Ausland. Das zeige, dass höhere Kosten nicht der Grund sein könnten für die höheren Preise.
Die Modeketten schreiben denn auch, dass die Preise der Wettbewerber auf dem Markt berücksichtigt würden. Mit anderen Worten: Wenn die Konkurrenz in der Schweiz mehr verlangt, tun sie das wohl auch.
Teure Kosmetik
Auch bei Kosmetikprodukten gibt es grosse Preisunterschiede zwischen der Schweiz und dem umliegenden Ausland. Das Nivea-Duschgel «creme soft» ist in der Schweiz knapp 57 Prozent teurer. Ein Shampoo von L’Oreal kostet hierzulande rund 16 Prozent mehr als in Deutschland.
Laut der Stiftung für Konsumentenschutz entstehen die Preisunterschiede wegen grosser marktmächtiger Unternehmen: «Sie steuern die Lieferkanäle so, dass die Händler in der Schweiz die Produkte nur über bestimmte Lieferanten beziehen können, zu einem höheren Preis», sagt Konsumentenschützerin Birrer-Heimo. Sogenannte Parallelimporte würden oft verhindert, also der Import über einen günstigeren Grosshändler im Ausland.

Der Hersteller Procter&Gamble, welcher Head&Shoulders-Shampoos produziert, schreibt dazu: Die Preise könnten wegen unterschiedlich hoher lokalen Kosten- etwa Arbeitskosten - unterschiedlich ausfallen. Die höhere Kaufkraft in der Schweiz werde nicht ausgenutzt und letztendlich liege der Endpreis im Regal im Ermessen des Detailhändlers.
Auch die Firma Beiersdorf, welche die Nivea-Produkte herstellt, gibt den Ball an die Detailhändler in der Schweiz weiter.
Die Klagen der Detailhändler
Die Detailhändler wiederum beklagen sich allerdings über die hohen Einkaufspreise der Pflegeprodukte-Hersteller. Diese seien oft schon höher als die Verkaufspreise im Ausland.
Die Beschaffungspreise würden von den Markenherstellern festgesetzt, heisst es bei Migros und Coop. Man verhandle ständig mit den Herstellern, um tiefere Preise zu erreichen und habe immer wieder Bestellstopps veranlasst oder Produkte parallel importiert, wenn man mit Verhandlungen nicht zum gewünschten Resultat gekommen sei.

So oder so werden die Konsumenten und Konsumentinnen in der Schweiz auch künftig mit höheren Preisen leben müssen. Denn so lange die Kaufkraft in der Schweiz höher ist, werden Hersteller und Händler wohl Wege finden, diese abzuschöpfen. Sogar wenn Parallelimporte möglich sind, müssen diese Preisvorteile nicht unbedingt beim Endkonsumenten ankommen, denn dazu gibt es keine Vorschriften.
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