Auf dem Areal der Olwo in Worb bei Bern kurven Gabelstapler herum. Ein Lastwagen mit litauischem Kennzeichen bringt Holzprodukte aus Deutschland und einheimische Camionneure liefen Baumstämme aus den umliegenden Wäldern an. Alltag. Aber etwas ist anders als sonst.
Die Lagerhallen sind weitgehend leer. Markus Lädrach ist Olwo-Geschäftsführer und steht fast etwas verloren in eine der riesigen Hallen. «Wir kriegen dauernd Ware, aber die Ware, die angeliefert wird, geht gleich zum Kunden, weil sie ja vorbestellt ist. Es gelingt uns heute nicht, unser Blocklager zu füllen. Es zu füllen wäre ja noch das eine. Aber es ist jetzt praktisch leer.»
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Bild 1 von 7. Markus Lädrach ist Geschäftsführer der Holzfirma Olwo. Er führt den Berner Familienbetrieb mit rund 180 Angestellten an drei Standorten. Die Firma macht einen Jahresumsatz von rund 100 Millionen Franken. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 7. Die Baumstämme werden aus einem Umkreis von 30 Kilometern mit dem Camion angeliefert. Bislang hat die Olwo dieses Jahr deutlich mehr Holz verarbeitet als ursprünglich geplant: Die Firma muss sich aktuell einen zusätzlichen Rohholz-Bedarf eines Monats beschaffen. Bildquelle: SRF.
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Bild 3 von 7. Normalerweise sind die Lagerhallen gut gefüllt. Allerdings ist aktuell die Nachfrage nach verarbeiteten Holzprodukten (z.B. nach verleimten Holzplatten) so gross, dass die Regale praktisch leer sind. Bildquelle: SRF.
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Bild 4 von 7. Die Berner Olwo ist im Holzhandel und der Holzverarbeitung tätig. Sie besitzt in Worb und Erlenbach i.S. je eine Sägerei und in Stalden ein Hobelwerk. Bildquelle: SRF.
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Bild 5 von 7. Die Holzverarbeitung läuft längst auf Hochtouren. Ein Ausbau auf einen Zwei-Schicht-Betrieb hätte allerdings Investitionen in Millionenhöhe zur Folge, sagt Markus Lädrach. Bildquelle: SRF.
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Bild 6 von 7. Ein Olwo-Mitarbeiter bedient in einer Art Cockpit die computergesteuerte Sägerei. Unter ihm werden die entrindeten Baumstämme innerhalb von ein bis zwei Minuten zu Brettern zersägt. Bildquelle: SRF.
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Bild 7 von 7. Werden bei Olwo frische Holzprodukte angeliefert, werden sie gleich zu den Kunden ausgeliefert. Wer nicht frühzeitig bestellt, muss sich aktuell gedulden und wegen der gestiegenen Preise auch tiefer in die Tasche greifen. Bildquelle: SRF.
Besonders gefragt sind aktuell zum Beispiel dreifach verleimte Platten. Sie sind so etwas wie der Grundbaustoff im heutigen Holzbau. Gründe für die aktuell hohe Nachfrage nach Holzprodukten gibt es einige.
«Holz ist ein Trendbaustoff, es wird immer mehr mit Holz gebaut», sagt Lädrach. «Es ist europaweit, wenn nicht weltweit, ein zusätzlicher Bedarf an Holz da, damit man die geplanten Konstruktionen realisieren kann.»
Viel Holzbedarf in Übersee
Insbesondere in den USA und in China wird aktuell viel mit Holz gebaut, nicht zuletzt auch befeuert durch Konjunkturprogramme. Entsprechend werden für gewisse Holzprodukte hohe Preise bezahlt.
Gerade deutsche Grossproduzenten nutzen die Gunst der Stunde. Sie verschiffen europäisches Holz in die USA. Das wiederum führt dazu, dass weniger Holzprodukte in Europa im Umlauf sind, obschon auch hier die Nachfrage gross ist.
Das trifft ebenfalls die Schweiz, importiert sie doch rund 60 Prozent der hier benötigten Holzmenge. Wer baut, braucht momentan also Geduld und muss auch tief ins Portemonnaie greifen. Wobei die Preisaufschläge im Inland generell noch moderater sind als bei ausländischen Produkten, so Lädrach.
Bestellung ja, Liefertermin offen
«Wir wollen den Kunden berechenbare Angebote machen. Aber selbstverständlich: Die Preise gehen hoch.» Grundsätzlich kriege derjenige, der rechtzeitig bestellt und eine Bestätigung erhält von Olwo, die Ware. «Aber wir müssen einige Kunden vertrösten. Das schmerzt.» Und daran werde sich so rasch wohl auch nichts ändern, bedauert der Geschäftsführer.
«Es führt dazu, dass wir dem Kunden sagen müssen: Wir können die Bestellungen annehmen. Aber wir wissen nicht, wann die Ware kommt. Und wir können auch noch nicht sagen, was dannzumal der Preis sein wird», sagt Lädrach. Das müsse schon in der Offerte transparent gemacht werden.
Was für Stahl längst zutrifft, bekommt jetzt also auch die Holzbranche zu spüren. Holz ist inzwischen längst zu einem globalen Handelsgut geworden.
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Bild 1 von 5. Der Bremgartenwald bei Bern ist das Reich von Stefan Flückiger. Er ist der Leiter des Forstbetriebes der Berner Burgergemeinde. Diese besitzt gut 3600 Hektar Wald rund um Bern und im Berner Oberland. Die Nachfrage nach Holz spürt er ganz konkret. «Die Anfragen kommen von lokalen Sägewerken; Schweizer Werken, die ihren Rundholzbedarf decken wollen.». Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 5. Er kann aber nur beschränkt Hand bieten: «Man kann nicht Waldflächen grossflächig abräumen, bloss weil gerade ein Holzboom ist. Die Schweiz pflegt ein naturnahes Waldbausystem. Unser Betrachtungszeitraum ist 100 Jahre und mehr.» Deshalb werde dem Wald nun so viel Holz entnommen, wie wieder nachwachse. Der rot markierte Baum werde demnächst gefällt. Bildquelle: SRF.
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Bild 3 von 5. Jene Stämme liegen da, weil in den letzten drei Jahren die Preise für Fichte und Tanne regelrecht eingebrochen sind. Sturm Burglind und der Borkenkäfer haben dafür gesorgt, dass mehr Holz geschlagen werden musste als geplant. Das führte zu einem Überangebot. Jetzt aber kann die Burgergemeinde auch dieses Holz verkaufen, und erst noch für mehr Geld. Bildquelle: SRF.
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Bild 4 von 5. Flückiger ist froh darüber: «In den letzten drei Jahren konnten wir knapp die direkten Holzerntekosten decken. Aber die Investitionen, die wir für die nächsten Generationen machen, waren nicht gedeckt. Deshalb ist es zwingend nötig, dass die Preise wieder auf ein Niveau kommen, das alle Waldleistungen finanziert.» . Bildquelle: SRF.
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Bild 5 von 5. In der Tat steigen die Preise für Rohholz von einem sehr tiefen Niveau aus. Deshalb will der Verband der Waldbesitzer bei neu zu schlagendem Holz jetzt eine Preiserhöhung um 30 Prozent. Die Abnehmer haben bereits signalisiert, dass sie gewillt sind, einen höheren Preis zu zahlen. Wie viel mehr, das wird in diesen Tagen und Wochen ausgehandelt. Bildquelle: Keystone.