Im letzten Frühling und Sommer konnten die Bienen nicht ausfliegen. Es war zu kalt und zu nass. Die Folge: Die Regale mit Schweizer Honig sind leer. Der Honig, der in den Regalen steht, ist fast ausschliesslich Importware.
Wer Schweizer Honig will, muss sich gedulden
Vorläufig wird dies auch so bleiben, sagt man bei der Migros: «Wir rechnen damit, dass wir erst im September wieder Schweizer Honig anbieten können. Bis dahin wird man sich gedulden- oder auf ausländische Produkte zurückgreifen müssen», sagt Marcel Schlatter, Migros-Sprecher.
Bis im Sommer wird man sich gedulden- oder auf ausländische Produkte zurückgreifen müssen.
Auch bei Coop, Lidl und Aldi steht kaum noch Schweizer Honig im Regal, bestätigen die Detailhändler.
Wieso gab es im letzten Jahr kaum Honig?
Abgesehen vom Tessin war die Honigernte in der gesamten Schweiz miserabel. Dies schlägt sich in den Zahlen nieder, wie die folgende Grafik zeigt:
Die Ausbeute 2021 mit 7.2 Kilogramm pro Bienenvolk beträgt nur einen Bruchteil der Rekordernte von 2020. Aber auch im Vergleich zum langjährigen Durchschnitt kann die letztjährige Ernte nicht annähernd mithalten.
Normalerweise wird im Jahr zweimal Honig geerntet: Im Sommer und im Frühling. Dafür müssen aber verschiedene Faktoren stimmen, weiss Martin Schwegler, Hobbyimker und Mitglied des Imkerverbandes. Im Frühling, sobald die Sträucher und Blumen blühen, müsse das Wetter zulassen, das die Bienen überhaupt ausfliegen können. Es muss «Flugwetter» sein, wie es im Fachjargon heisst: «Nicht zu kalt, nicht zu nass, nicht zu windig.»
Im Sommer sei man hingegen auf die «Honigtauerzeuger» - beispielsweise Blattläuse - angewiesen. «Wenn diese durch Gewitter von den Bäumen runtergewaschen werden, dann gibt es auch keinen Sommerhonig.»
Zusammengefasst: Im Frühling war es zu nass und zu kalt. Im Sommer war es zu gewittrig.
Abnehmende Biodiversität besorgt die Imker
Die schlechte Ernte ist also dem schlechten Wetter geschuldet. Schwankungen seien normal, sagt Schwegler. Was die Bienenzüchter hingegen besorgt, sei die abnehmende Biodiversität in der Natur. Das sei eine Entwicklung, die über die letzten Jahrzehnte stattgefunden habe. «Heute sind die Wiesen einfach grün. Früher hatte es sehr viel mehr Blühpflanzen in den Wiesen.»
Heute sind die Wiesen einfach grün. Früher hatte es sehr viel mehr Blühpflanzen in den Wiesen.
Der Verband möchte das Problem entschärfen: «Wir möchten die Menschen, die etwas für die Bienen tun wollen, zusammenbringen mit denjenigen, die Land besitzen.»
Auch alle zuhause können dazu etwas beitragen: Mit ein paar zusätzlichen Blühpflanzen im Garten bereitet man den Bienen und Insekten eine grosse Freude.