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Hotelplan, SportX, Mibelle Migros: Alles muss raus

Hotelplan weg, Melectronics weg, SportX weg, Mibelle weg. Und im Zuge dessen 1500 Stellen weniger. Die Migros will vieles loswerden. Ein Abbau in diesem Ausmass ist für den orangen Riesen ein Novum.

Fokussierung aufs Kerngeschäft, es ist das Gebot der Stunde. Im Jahr 2000 klang das bei der Migros noch ganz anders. Damals verkündete der Präsident des Genossenschaftsbunds, Peter Everts, in der Tagesschau: «Wir werden in den Bereichen wachsen, die nicht zum klassischen Detailhandelsgeschäft gehören.»

Seitdem ist viel passiert, ganz besonders im digitalen Handel. Jetzt also die Kehrtwende.

Aufräumen mit Ankündigung

Das Abstossen von Hotelplan ist am wenigsten überraschend. Schon seit Längerem fragten sich Experten und Expertinnen, wie der Reisekonzern noch zum Detailhandel passe.

Als im letzten Frühsommer das Detailhandelsgeschäft in eine Supermarkt AG aufgehen sollte – und damit die Chefs der zehn Genossenschaften dem Genossenschaftsbund das Heft aus der Hand nahmen – wurde klar: Es wird weiter umgeräumt werden. Jetzt, da das Reise-Geschäft nach der Pandemie wieder besser läuft, scheint der Zeitpunkt günstig für den Hotelplan-Verkauf.

Intern hiess es damals schon, dass auch die Industrie-Unternehmen drankommen würden. Die Genossenschafts-Chefs waren längst nicht mehr zufrieden mit der Industrie. Die Töchter verfolgten eine eigene Strategie – sahen sich mehr als selbständige Unternehmen denn als Zulieferer. Expansion ins Ausland war angesagt. Das war teuer und brachte eine Verzettelung.

Zwar wurde in jüngerer Vergangenheit in der Industrie zentralisiert. In die Landschaft der Food-Betriebe wie Elsa oder Micarna wollte aber etwa eine Mibelle nicht so richtig passen. Der Kosmetik-Bereich war zwar teilweise innovativ, aber Forschung und Produktion sind teuer.

Mibelle war nicht schlagkräftig genug – zumal die Genossenschaften andere grosse Marken immer mehr ins Sortiment nahmen.

Was soll Melectronics neben Digitec Galaxus?

Melectronics hatte seit Jahren Mühe. Stets fragte man sich in der Branche, was der Fachmarkt neben Digitec Galaxus noch in der Gruppe zu suchen hatte. Die mehrfach angepriesene Omni-Channel-Strategie der Migros – Verkauf verzahnt über alle Kanäle – ist nicht aufgegangen.

Jetzt, mit dem Rückgang im gesamten Heimelektronik-Markt und der verstärkten Verdrängung durch Online-Konsum, ist der Leidensdruck offenbar gross genug. Das Gleiche dürfte nach dem «Corona-Boom» auch für SportX gelten. Die Konkurrenz durch andere Anbieter ist extrem hoch.

Aber: Wer will in dieser schwierigen Marktsituation Melectronics oder SportX übernehmen? Die meisten Standorte befinden sich innerhalb der Migros-Kaufhäuser. Es wäre nicht überraschend, wenn hier noch mehr Stellen abgebaut werden müssten.

Auch bei anderen Einheiten kann man sich fragen: Wie passt das noch zum Kerngeschäft? Etwa die Bücher-Tochter Exlibris. Einige werden hier, wie es heisst, einer «eingehenden Prüfung» unterzogen. Etwa die Möbelanbieterin Micasa, die Baumärkte Do it + Garden und Obi sowie Bike World.

Der grösste Abbau in der Geschichte der Migros wird wohl eine noch grössere Dimension annehmen.

Benita Vogel

Wirtschaftsredaktorin

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Benita Vogel arbeitet seit 2022 für SRF TV. Die Wirtschaftsjournalistin schrieb zuvor unter anderem für den «Tages-Anzeiger», die «Sonntagszeitung» und die «Handelszeitung».

Manuela Siegert

Wirtschaftsredaktorin

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Manuela Siegert ist seit 2009 Wirtschaftsredaktorin bei SRF. Sie recherchiert vor allem für die Sendungen «Tagesschau» und «10vor10» sowie für die digitalen Kanäle.

SRF 4 News, 02.02.2024, 07:30 Uhr

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