Leo Scelza wagt den Schritt in die Selbstständigkeit: Anfang August hat er in der St. Galler Innenstadt die Pizzeria Pantaleo eröffnet. «Ich bin schon seit ich denken kann ein Pizza-Freak», erklärt er begeistert. Nun sei es Zeit gewesen, seiner Passion nachzugehen.
Scelza ist kein Einzelfall. Zehntausende tun es ihm gleich. Rund 150 Unternehmen erblicken hierzulande täglich das Licht der Geschäftswelt. Der Trend zeigt in den letzten fünf Jahren aufwärts. Waren es in den ersten drei Quartalen 2021 noch über 37'000 Neugründungen, sind es in diesem Jahr knapp 41'000.
«Der Hauptgrund, sich selbstständig zu machen, ist der Wunsch nach Unabhängigkeit und Freiheit», erklärt der Geschäftsführer des Institutes für Jungunternehmen IFJ, Simon May. Das IFJ begleitet Gründerinnen und Gründer bei der Verwirklichung ihrer Geschäftsidee.
Dazu komme, dass es mit technologischen Mitteln wie künstlicher Intelligenz viel einfacher geworden sei, zu gründen und sein Geschäft bekannt zu machen. «Websites oder die Social-Media-Präsenz können mit wenigen Klicks professionell erstellt werden. Zum Anfangen reicht oft schon ein Laptop und ein Handy.»
Am meisten gegründet wird in den Branchen Handwerk, Beratung und Immobilienwesen.
Die aktuell unsichere Wirtschaftslage sei dabei mehr ein Treiber als eine Hürde, sagt Simon May. «In schlechten Zeiten werden die Leute erfinderisch und produktiver, und in guten Zeiten surfen viele Gründerinnen und Gründer auf der Erfolgswelle mit.»
Es gebe in jeder wirtschaftlichen Phase Gründe, Unternehmer oder Unternehmerin zu werden.
Nur weil ich ein guter Handwerker oder ein guter Gastronom bin, heisst das noch lange nicht, dass ich ein guter Unternehmer bin.
Doch nicht alle eignen sich für den Schritt in die Selbstständigkeit. «Schuster bleib bei deinen Leisten», ist laut dem Experten das Motto. «Teilweise gibt es Quereinsteiger, die ein bisschen zu viel träumen, und das sind keine guten Voraussetzungen.»
Doch auch Personen vom Fach seien nicht zwingend für das Unternehmertum geeignet. «Nur weil ich ein guter Handwerker oder ein guter Gastronom bin, heisst das noch lange nicht, dass ich ein guter Unternehmer bin», warnt Simon May.
Grundvoraussetzungen generell seien Leidenschaft, gepaart mit Durchhaltewillen und guter Kommunikation. Nur so funktioniere der Traum vom eigenen Unternehmen nachhaltig. Langfristig würde rund die Hälfte der neu gegründeten Firmen nicht überleben. So hätten zwei Drittel der Personen, die eine eigene Fima gründen, noch einen anderen Job.
Ich probiere es auf meine Art und ich bin überzeugt, dass es gut kommt.
Dass die Gründung eines eigenen Unternehmens kein Zuckerschlecken ist, hat auch der frischgebackene Pizzeria-Chef feststellen müssen. «Man darf das nicht auf die leichte Schulter nehmen. Eine Firmengründung bedeutet konstantes Lernen. Wie viele Mitarbeitende brauche ich, wie funktionieren die Arbeitsabläufe, funktioniert das Zeitmanagement wie geplant?»
Dazu kommt die Konkurrenz, wie etwa ein Imbiss gleich nebenan, sowie verschiedene Pizzerien in St. Gallen. Doch davon lässt sich der Gründer nicht abschrecken: «Ich probiere es auf meine Art und ich bin überzeugt, dass es gut kommt.»