Der Traum der eigenen vier Wände – in der Schweiz noch immer verbreitet. Wer genügend Eigenkapital hat, kann profitieren. Doch er muss immer tiefer in die Taschen greifen.
Laut aktuellen Zahlen des Immobilien-Bewertungs-Unternehmens IAZI stiegen die Preise für Wohneigentum im vergangenen Jahr um 0,8 Prozent. Eindrücklicher ist die Preisentwicklung für Eigentum der letzten zehn Jahre. In Zürich stiegen die Preise um 71 Prozent.
«Mit einem durchschnittlichen Haushaltseinkommen einer Familie können Sie Zürich, Basel, Bern, Genf und Lausanne vergessen», kommentiert IAZI-Chef Donato Scognamiglio die Situation.
In Zeiten tiefer Hypothekarzinsen entscheiden sich viele trotz happiger Aufschläge dennoch für Wohneigentum. Dabei bestehen Risiken, wenn die Zinsen dereinst ansteigen. Eigentümer kommen an ihre Belastungsgrenze.
Platzt die Immobilienblase und sinken darauf die Preise für Eigentum, können die Banken Nachzahlungen verlangen.
Geht es um die Frage, ob man sich ein Haus oder eine Wohnung noch leisten kann, spielen jedoch persönliche Umstände eine noch grössere Rolle, meint IAZI-Chef Donato Scognamiglio : «Ein Supergau ist in der Regel nicht die Zinserhöhung, sondern eine Scheidung».
Tiefere Mieten - ausser in den Zentren
60 Prozent der Schweizer Bevölkerung sind Mieter. Viele von ihnen können sich Wohneigentum nicht leisten. Dafür können sie von Mietzins-Reduktionen profitieren - vor allem Mieter, die seit längerem in derselben Wohnung wohnen und nicht vorhaben, umzuziehen. Ihre Mieten, die Bestandsmieten, sinken seit 2010 stetig.
Die Angebotsmieten, also Mieten für ausgeschriebene Wohnungen, sinken zwar seit 2017 schweizweit leicht, aber nicht überall. «Es gibt immer mehr Angebote, jedoch nicht in den Zentren und den Städten», sagt Donato Scognamiglio.
Sinkende Preise in den Ferienregionen
Wer es sich leisten kann, kauft zusätzlich Wohneigentum in den Bergen. Die Preise dafür gehen zwar im Jahresvergleich generell zurück, wie Zahlen von IAZI für 2018 zeigen. Am stärksten in Davos (-5.6%) und im Oberengadin (-3.7%).
Das Angebot von Ferienwohnungen ist – auch sechs Jahre nach Annahme der Zweitwohnungsinitiative – noch immer gross. Immobilienbesitzer haben zum Teil unrealistische Preisvorstellungen.
Luxuswohnungen sind zunehmend schwer zu verkaufen, wie die «ECO»-Reportage zeigt. In Brigels stehen Ferienwohnungen für bis zu 1,5 Millionen Franken zum Verkauf, in Silvaplana sogar für 6 Millionen.
Ein weiterer Grund dafür, dass die Preise für Wohneigentum in den Ferienregionen sinken, sei, dass ausländische Käufer fernblieben, meint Donato Scognamiglio. Dies aus verschiedenen Gründen. Einer davon sei der automatische Informationsaustausch, der die Steuerhinterziehung verhindern soll: «Sie können heute ihr Geld nicht mehr unversteuert in den Schweizer Bergen parkieren».
Doch weil die Begrenzung von Ferienwohnungen in der Schweiz gesetzlich vorgeschrieben ist, rechnet Scognamiglio damit, dass die Preise in schneesicheren Regionen mittelfristig wieder steigen werden.