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Immobilienmarkt Abwanderung in Zürich und Genf wegen zu hoher Mieten

  • Menschen mit Durchschnittslöhnen verlassen die grossen Städte wegen zu hoher Mieten.
  • Aufgrund der aktuellen Umstände müssten die Mieten weniger stark steigen, aber sie tun es nicht.
  • Auch abseits der Zentren steigen die Preise teils massiv.

In Zürich und Genf kostet eine typische Mietwohnung inzwischen mehr als 4100 Franken. «Typisch», das heisst laut der Immobilienberatung IAZI: 4.5 Zimmer, 2 Bäder, 110 Quadratmeter, 5 Jahre alt. In den vergangenen 25 Jahren sind die Mieten in Zürich um 42 und in Genf um 52 Prozent gestiegen.

Steigerung Angebotsmieten seit 2005
Zug 59 %
Genf 52 %
Zürich 42 %
Bern 31 %

Eigentlich spricht alles dafür, dass die Preise weniger stark steigen: Die Konjunktur trübt sich ein, Stellen werden gestrichen, die Zuwanderung geht zurück.

Aber sie tun es nicht. «Das Angebot ist de facto starr», sagt Donato Scognamiglio, Verwaltungsratspräsident von IAZI. «Obwohl die Zinsen tief sind, wird kaum mehr gebaut. Weil schon so verdichtet ist, weil es auch nicht so einfach ist, an das günstige Geld zu kommen und weil es viele Einsprachen gibt.»

Die Menschen werden verdrängt.
Autor: Donato Scognamiglio Verwaltungsratspräsident IAZI

Die hohen Mieten verändern die Einwohnerschaft. Solche Preise könnten sich vor allem Doppelverdiener ohne Kinder leisten.

Einen zusätzlich preistreibenden Effekt macht die Zürcher Kantonalbank in ihrer aktuellsten Studie «Immobilien aktuell» aus: Wer in die Schweizer Städte einwandere, wechsle häufig schnell wieder die Wohnung.

Beispiel Zürich: Dort zogen 2022 28 Prozent der Zugewanderten im Folgejahr wieder um – 60 Prozent von ihnen innerhalb der Stadt. Die ZKB begründet: «Ein Grund für ihre hohe Mobilität liegt darin, dass Zuwanderer nicht von den günstigen Bestandsmieten profitieren, die langjährigen Mietern vorbehalten sind. Sie nutzen nach den ungünstigen Startbedingungen die Chance, etwas Besseres in Bezug auf Preis und Leistung zu finden.»

Jogger von hinten, die auf die Stadt Zürich blicken.
Legende: Wer in Zürich eine neue Wohnung sucht, sollte mindestens 150'000 Franken Haushaltseinkommen aufweisen. Keystone / ANTHONY ANEX

Das Nachsehen haben die sogenannten «Normalverdiener»: «Wir beobachten, dass die Menschen verdrängt werden», sagt Donato Scognamiglio vom IAZI. «Wenn man Zürich nicht mehr bezahlen kann, geht man nach Bülach. Und wenn man Bülach nicht mehr bezahlen kann, geht man nach Weinfelden.»

Die Konsequenz: Die meisten grossen Städte verzeichnen eine Abwanderung von Menschen in andere Schweizer Gegenden. Sie werde überdeckt von der Tatsache, dass die Städte weiter wachsen. Dieses Wachstum ist allerdings weiterhin der Zuwanderung geschuldet.

Abwanderung innerhalb der Schweiz 2019 bis 2024
Lausanne -1.3 %
Zürich -1.1 %
Basel-Stadt -0.9 %
Genf -0.4 %
St. Gallen -0.4 %

Doch auch vor peripheren Regionen machen die höheren Mieten nicht mehr Halt. Sie hätten, so sagt Donato Scognamiglio, in den vergangenen Jahren Mietzinssteigerungen von bis zu 50 Prozent erlebt, «etwas, das unvorstellbar war. Aber es ist wie ein Überlaufbecken: Die letzten Täler werden gefüllt, und das Wasser steigt.»

Eine Gegenentwicklung ist nicht in Sicht: Der Immobilienexperte prognostiziert, dass die Preise weiter steigen werden. So sieht es auch die Zürcher Kantonalbank: Sie rechnet für 2026 mit einer Mietzinssteigerung von 1.5 Prozent.

SRF Börse, 18.11.2025, 19:25 Uhr;lehl;liea

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