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Foodwaste mit innovativen Projekten vermindern
Aus 10 vor 10 vom 13.08.2021.
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Innovative Idee Die Wertstätte bekämpft Food Waste an den Schnittstellen

Kleine Kirschen zu ernten, lohnt sich für die Bauern finanziell oft nicht. Das Projekt Wertstätte macht es – und bringt einen Stein ins Rollen. Ein neues, regionales Netzwerk entsteht.

2.8 Millionen Tonnen Food Waste entstehen jährlich durch den Lebensmittelkonsum in der Schweiz. Unter anderem deshalb, weil sich beschädigtes Gemüse oder unförmige Früchte schlechter verkaufen lassen oder es gar nicht erst in den Laden schaffen. Hochstamm-Kirschen etwa sind oft zu klein für den Handel und haben zu wenig Glanz. So lohnt sich das Pflücken für die Bauern finanziell meist nicht.

Blieben die Kirschen jedoch hängen, nehmen die Bäume Schaden. «Sie müssen abgenommen werden, sonst fangen sie an zu faulen. Die Chance auf Pilze wäre dann sehr gross und der Baum würde kaputtgehen», sagt Sonja Grässlin, Initiantin des Projekts Wertstätte in Muttenz.

Die schlechteste Ware bleibt übrig, aber diese wird immer besser.
Autor: Sonja Grässlin Gründerin Wertstätte

Mit rund 40 freiwilligen Helferinnen und Helfern kämpft sie gegen Food Waste an, indem sie solche Kirschen pflückt oder bei Detailhändlern nicht verkaufte Lebensmittel einsammelt. «Mir scheint, als würden die Qualitätsansprüche immer höher. Die schlechteste Ware bleibt übrig, aber diese wird immer besser.»

Mit Millionen Masse mobilisieren

Die eingesammelten Lebensmittel veredelt Sonja Grässlin mit ihrem Team zu neuen Produkten wie Sirup, Konfitüre oder Fruchtleder, eine Art Gummibärchen. Schnell und simpel, was vor allem Jugendliche immer wieder erstaunt. «Viele haben verlernt, wie einfach das geht.»

Ueberfuellter Container
Legende: Die Idee: Food Waste bereits an den Schnittstellen zwischen den Akteuren bekämpfen – nicht erst, wenn es im Container landet. Keystone

Die neuen Produkte kommen Hilfsorganisationen zugute oder werden an Märkten und in lokalen Geschäften verkauft. So bindet das Projekt die gesamte Wertschöpfungskette ein – vom Produzenten bis zum Kunden. Laut Food-Waste-Forscher Claudio Beretta ist dies ein wichtiger Schlüssel. «Food Waste entsteht oft an der Schnittstelle zwischen den einzelnen Akteuren. Keiner kann das Problem allein lösen. Der Wertstätte gelingt es, die ganze Kette transparent zu machen.»

Um die Masse zu bewegen, braucht es grosse Kampagnen.
Autor: Claudio Beretta Food-Waste-Experte

Doch das Projekt sei ein Tropfen auf den heissen Stein. «Um wirklich die Masse zu bewegen, braucht es grosse Kampagnen. In England wurden Millionen ins Projekt «Love Food Hate Waste» investiert. Dieses reduzierte Food Waste in Haushalten um 20 bis 30 Prozent».

Kaufargument «gerettet»

Immerhin bringt die Wertstätte einen Stein ins Rollen. Seit diesem Sommer beliefert sie den Basler Glace-Produzenten Löööv. Sein Angebot variiert – je nachdem, was übrig bleibt, entstehen ausgefallene Kreationen. «Heute sind es Kirschen mit Rosmarin, kürzlich waren es Pfirsich mit Lavendel», sagt Mitgründer Philippe Sobotkiewicz. Auch Sorten wie Ananas mit Basilikum oder Physalis, normalerweise viel zu teuer für Glace, standen schon auf der Karte. «Überraschend gut ist die Spargel-Rahmglace angekommen.»

500 Kilogramm Früchte und Gemüse konnte Philippe Sobotkiewicz diese Saison verarbeiten. Dass er das Rohprodukt nicht direkt vom Grosshandel bezieht, tut der Qualität keinen Abbruch. «Überreife Ananas, die wir vom Detailhandel retten, sind viel süsser als die, die wir kaufen würden. So müssen wir weniger Zucker hinzufügen, wodurch die Glace einen höheren Fruchtanteil hat.»

Das Modell scheint bei den Konsumenten anzukommen. «Es ist tatsächlich so, dass mehr Leute dazu greifen, wenn sie hören, dass es gerettet ist. Es ist auch ein bisschen ein Argument für sie, es zu nehmen.»

10 vor 10, 13.08.2021, 21:50 Uhr;

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