Was ist das Problem? Beim Einkaufen in der Migros fällt auf: In den Kühlregalen fehlen beliebte Milchprodukte. Die Migros erklärt das mit einer «IT-Systemumstellung». Konkret klemmt es in der Logistik von Elsa, dem Milchverarbeitungsbetrieb der Migros. Elsa stellt für den Detailhändler rund 2000 Frischprodukte her, darunter Quark, Joghurt und Käse. Etliches davon ist nun knapp. Schuld ist eine IT-Panne, über die zuerst die Tamedia-Zeitungen berichtet haben.
Was ist passiert? Entstanden sind die Probleme bei der Umstellung einer Software von SAP, und zwar sowohl am Elsa-Produktionsstandort in Estavayer FR als auch im Hochregallager in Ursy FR. Von dort aus gelangen nun viele Produkte nicht rechtzeitig in den Verkauf.
Wie gross ist der Schaden? Beeinträchtigt ist das Angebot in allen regionalen Migros-Genossenschaften, also in der ganzen Schweiz. Ebenfalls klemmt die Belieferung der Convenience-Shops von Migrolino, auch Denner und sogar Migros Online sind betroffen. Was die IT-Panne kostet – vom Ärger der Kundschaft einmal abgesehen – muss die Migros erst noch ausrechnen. Der Fokus liege derzeit auf der Lösung des Problems, schreibt die Medienstelle.
Sind solche Pannen unausweichlich? Ja, sagt der Digitalisierungsexperte Marc Peter, Professor an der Fachhochschule Nordwestschweiz. Viele Unternehmen – weltweit, nicht nur in der Schweiz – hätten sich in eine Abhängigkeit von der Softwareindustrie begeben. Die Systemlösungen von SAP, um die es im Fall der Migros aktuell geht, seien in dieser Hinsicht nur ein Beispiel unter vielen. Nach Einschätzung des Experten handelt es sich um ein grundlegendes Problem bei der Digitalisierung der Wirtschaft.
Was steckt dahinter: Das Ziel der Unternehmen ist, die Prozesse zu digitalisieren, um rascher, besser, günstiger als die Konkurrenz zu arbeiten. Doch Experte Marc Peter von der FHNW gibt zu bedenken, dass dadurch viele Unternehmen in Abhängigkeit geraten. In der Fachwelt spricht man vom Lock-in-Effekt. «Wie bei einer Hypothek bei einer Bank ist man auf Jahre hinaus verpflichtet. Es kostet sehr viel Geld, sich wieder von dieser Abhängigkeit zur Softwarefirma zu lösen.»
Wie geht es nun weiter bei der Migros? In den nächsten Tagen, so heisst es auf Anfrage bei der Migros, werde sich das Angebot in den Regalen wieder «merklich» verbessern. Auch weicht die Migros, sofern möglich, auf alternative Lieferquellen aus. Teils ersetzt sie auch die automatisierte Logistik durch «manuelle Kommissionierung» – also durch Handarbeit.