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Der IWF reduziert seine Wachstumsprognose
Aus Echo der Zeit vom 15.10.2019. Bild: SRF Beat Soltermann
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IWF reduziert Wachtumsprognose «Was machen wir dann bei einer echten Rezession?»

Der Internationale Währungsfonds (IWF) erwartet eine Delle beim globalen Wachstum. Er hat deshalb seine Prognose erneut leicht nach unten angepasst – und er fordert die Staaten auf, an der Steuerschraube zu drehen und Investitionen zu tätigen. Der Schweizer Ökonom Aymo Brunetti sieht das kritisch: Nicht jede kleine Delle im Wachstum müsse sofort und intensiv bekämpft werden.

Aymo Brunetti

Aymo Brunetti

Ökonom

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Aymo Brunetti ist Wirtschaftsprofessor an der Universität Bern. Er war früher Leiter Wirtschaftspolitik beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco).

SRF News: Wenn die Weltwirtschaft nur noch um drei Prozent statt um 3.2 Prozent wächst: Ist das zu wenig?

Aymo Brunetti: Im Vergleich mit den letzten Jahren ist es eine Abkühlung. Ich glaube, dass es das tiefste Wachstum seit der Finanzkrise ist. Mit einem Einbruch wie damals hat es aber natürlich überhaupt nichts zu tun. Es ist eine leichte Abschwächung, die nicht besonders besorgniserregend ist. Wir hatten nun fast zehn Jahre Wachstum. Der Konjunkturzyklus ist noch nicht tot. Es ist normal, dass es ab und zu einen gewissen Abschwung gibt.

Der Handelsstreit zwischen den USA und China ist das grösste und zugleich vollkommen unnötige Risiko für die konjunkturelle Entwicklung.

Eine Hauptgefahr für das weltweite Wachstum ortet der IWF im Handelsstreit zwischen den USA und China. Zu Recht?

Absolut. Es ist das grösste und zugleich vollkommen unnötige Risiko für die konjunkturelle Entwicklung. Zunächst entsteht Unsicherheit, dann aber auch ein direkter Effekt für den Aussenhandel. Dieser kühlt sich für wichtige Länder deutlich ab. Das ist ein selbstverursachtes Problem in der Weltwirtschaft, das wir hoffentlich möglichst bald lösen.

Der IWF sagt auch, ohne die lockere Geldpolitik der letzten Jahre wäre das Wachstum heute noch tiefer. Kann man das tatsächlich seriös berechnen?

Die Geldpolitik war schon während der Finanzkrise extrem expansiv und ist es seither auch geblieben. Das stimuliert die Wirtschaft zweifellos. Ich teile aber die Sorgen vieler Beobachter darüber, dass die Geldpolitik dermassen expansiv ist – in einer Zeit, in der wir relativ gut ausgelastete Wirtschaften und lang anhaltende Wachstumsphasen haben. Das führt zu Verzerrungen bei den Anlagemärkten und zu Risiken, dass es dort Korrekturen gibt.

Man bekommt den Eindruck, dass es seit der Finanzkrise keine Konjunkturzyklen mehr geben darf: Jede auch nur leicht einsetzende Abschwächung muss sofort intensiv bekämpft werden.

Der IWF fordert die Staaten auf, Investitionen in die Infrastruktur zu tätigen oder die Wirtschaft mit Fiskalpolitik ankurbeln. Wird das Pulver nicht zu früh verschossen?

Ich bin der Ansicht, dass man nicht zu früh oder «überstimulieren» sollte, weil die Geldpolitik so expansiv ist. Solche Investitionen können durchaus sinnvoll sein in gewissen Staaten. Aber langfristig und nicht zur Stabilisierung der Konjunktur. Erstens sind wir nicht in einer Rezession oder auch nur am Rande davon. Zweitens kommen solche Investitionsprogramme und ähnliche Massnahmen meist zu spät und sind extrem schwer umzusetzen. Ich würde abwarten.

Man bekommt den Eindruck, dass eine Art Hektik besteht. Man möchte unbedingt verhindern, dass es zu einer Abflachung des Konjunkturzyklus kommt.

Man bekommt tatsächlich den Eindruck, dass es seit der Finanzkrise keine Konjunkturzyklen mehr geben darf: Jede auch nur leicht einsetzende Abschwächung muss sofort intensiv bekämpft werden. Aus Sicht vieler Ökonomen ist das eine heikle Entwicklung. Was machen wir, wenn mal eine wirkliche Rezession kommt? Davon sind wir ja im Moment relativ weit entfernt.

Das Gespräch führte Beat Soltermann.

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