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IWF-Jahrestagung: Welche Interessen hat die Schweiz?
Aus Echo der Zeit vom 11.10.2023. Bild: KEYSTONE/Michael Buholzer
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IWF-Tagung in Marokko Braucht es den IWF noch, Herr Jordan?

In Marrakesch treffen sich derzeit die Notenbanker und Finanzminister von 190 Ländern zur Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds (IWF). Für die Schweiz dabei ist neben Karin Keller-Sutter auch Thomas Jordan. SRF hat den Präsidenten der Schweizerischen Nationalbank zum exklusiven Gespräch empfangen.

Thomas Jordan

Thomas Jordan

Nationalbankpräsident

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Thomas J. Jordan wurde 1963 in Biel geboren. Er studierte Volks- und Betriebswirtschaftslehre an der Universität Bern. Er wurde 2012 vom Bundesrat zum Präsidenten des SNB-Direktoriums gewählt.

SRF News: Was sind die Prioritäten der Schweiz beim IWF-Treffen?

Thomas Jordan: Grundsätzlich brauchen wir eine vernünftige Wirtschaftsführung in den verschiedenen Ländern. Die Zentralbanken müssen sich um Preisstabilität, und die Regierungen, um ein möglichst geringes Budgetdefizit sowie eine nachhaltige Verschuldung bemühen. Das erlaubt einerseits Wachstum, andererseits ermöglicht es den Ländern aber auch, auf negative Entwicklungen besser reagieren zu können. Wir weisen als Schweiz zudem immer wieder darauf hin, wie wichtig es ist, dass der IWF bei seinem Kernmandat bleibt. Nur ein IWF, der sich auf dieses Kernmandat konzentriert, kann dann auch liefern, wenn es darauf ankommt.

IWF und die Schweiz

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Die Hauptaufgabe des IWF ist die Gewährleistung der Stabilität des internationalen Finanz- und Währungssystems. Er leistet unter anderem Finanzhilfe in Form von Krediten an Länder ohne Währungsreserven, die in Zahlungsschwierigkeiten geraten. Die Schweiz ist seit 1992 Mitglied des IWF. Sie ist als Leiterin einer Stimmrechtsgruppe permanent im IWF-Ministergremium und im Exekutivrat vertreten. Der Exekutivrat überwacht die laufenden Geschäfte des IWF und genehmigt Richtlinien für die Tätigkeit der Institution. Den Exekutivratssitz rotiert die Schweiz seit 2014 mit Polen. Die Gruppe hat einen Stimmenanteil von 2.89 Prozent, wobei der Anteil der Schweiz 1.21 Prozent beträgt.

Zum ersten Mal seit 50 Jahren findet die Jahrestagung des IWF auf dem afrikanischen Kontinent statt. Vor Ort ist – nicht erst seit den jüngsten Naturkatastrophen – der Klimawandel ein grosses Thema. Ist der IWF für den Umgang damit gut aufgestellt?

Der Internationale Währungsfonds muss immer so aufgestellt sein, dass er auf alle möglichen Entwicklungen reagieren kann; sei es eine mögliche Weltrezession, eine Pandemie oder eben Naturkatastrophen. Ist ein Land plötzlich nicht mehr in der Lage, die Zinsen auf Fremdwährungskredite zu zahlen oder die Importe zu finanzieren, braucht es eine sofortige Unterstützung.

Wir haben ein Interesse daran, dass die Ausrichtung des IWF diejenige bleibt, die vorgesehen ist. Dasselbe gilt für die Weltbank.

Der IWF hat vor allem die Aufgabe, die internationale Finanzstabilität aufrechtzuerhalten und die Länder zu unterstützen. Auch bei Naturkatastrophen kann er helfen. Seit kurzem hat er mit dem Resilienz- und Nachhaltigkeitsfonds (RST) zudem ein Instrument zur Verfügung, um Länder dazu zu motivieren, ihre Volkswirtschaften so umzustrukturieren, damit diese besser gegen den Klimawandel gewappnet sind.

Unterstützt die Schweiz solche Bestrebungen?

Wir unterstützen eigentliche alle Initiativen des IWF. Das war beim bisherigen Fonds Armutsbekämpfung und Wachstum so, und wir planen auch, den Resilienz- und Nachhaltigkeitsfonds zu unterstützen. Das Anliegen befindet sich derzeit im Parlament in Bern. Wir hoffen, dass man dort auch dementsprechend entscheiden wird.

Das heisst, die Kritik, der IWF werde immer mehr zur Weltbank, würden sie nicht teilen?

Nein. Dieser RST-Fonds soll ein Katalysator sein, in die richtige Richtung zu gehen. Die Länder erhalten das Geld zudem nicht einfach so, sondern müssen auch etwas dafür tun. Beispielsweise müssen sie Subventionen bei fossilen Brennstoffen abbauen, um die richtigen Anreize zu setzen.

Aber klar: Wir haben ein Interesse daran, dass die Ausrichtung des IWF, diejenige bleibt, die vorgesehen ist. Dasselbe gilt für die Weltbank. Es ist immer problematisch, wenn Dinge miteinander vermischt werden. Sonst wird der IWF plötzlich nicht mehr in der Lage sein, seine Kernaufgabe zu erfüllen.

Ist der IWF denn aktuell mit genügend finanzieller Feuerkraft ausgestattet?

Davon gehe ich aus. Offen ist, ob man die verschiedenen bestehenden Töpfe zusammenfügen möchte, um dann nur noch über eine Quote zu regeln, wer was bekommt. Das ist eine Diskussion, die wir hier in Marrakesch intensiv führen werden.

Das Gespräch führte Damian Rast.

Echo der Zeit, 11.10.23, 18 Uhr;

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