Die Geschichte fängt in einer Garage an – wie so viele wirtschaftliche Erfolgsgeschichten aus Amerika. Jeff Bezos beginnt 1994 aus einer Garage Bücher zu verkaufen. Über das Internet. Heute ist er der reichste Mann der Welt. Der Finanzdienstleister Bloomberg schätzt das Vermögen des Amazon-Gründers auf 100 Milliarden Dollar.
Geboren wird Jeffrey Preston Bezos 1964 in Albuquerque in New Mexico. Kurz nach der Geburt lassen sich die Eltern scheiden. Die Mutter und sein Stiefvater, der Exil-Kubaner Miguel Bezos, ziehen ihn gemeinsam auf.
Bezos der Visionär
Jeff schafft es an die renommierte Princeton-Universität, wo er Elektrotechnik und Informatik studiert. Nach dem Bachelor-Abschluss beginnt er für eine taiwanesische Mobilfunkgesellschaft zu arbeiten, später heuert er als Computerspezialist in der New Yorker Finanzbranche an. Dann fällt ihm, so erzählt er es, eine Statistik mit den Zuwachsraten in der Internetbranche in die Hände. Sie sind riesig. Bezos will von diesem Wachstumsmarkt profitieren und beschliesst, über das Internet Bücher zu verkaufen. 1994 gründet er Amazon – aus steuerlichen Gründen in Seattle. Der Rest ist Wirtschaftsgeschichte.
«Er ist ein Visionär, weil er die Zukunft des Internets vorhersah. Er erkannte die Möglichkeit, mit dem Online-Handel ein Imperium aufzubauen, lange vor vielen anderen», sagt Journalist Chip Bayers, der die Entwicklung von Amazon seit den Anfängen verfolgt.
Bezos erkannte die Möglichkeit, mit dem Online-Handel ein Imperium aufzubauen, lange vor vielen anderen.
Bezos und Amazon liefern den traditionellen Buchhandlungen und Verlagen einen knallharten Preiskampf, den viele nicht überleben. Der Konzern hat heute eine halbe Million Mitarbeiter und verkauft längst nicht mehr nur Bücher, sondern fast alles. Bill Gates, auch er war mal der reichste Mann der Welt, vergleicht Online-Buchhändler Bezos mit Johannes Guttenberg, dem Erfinder des Buchdrucks.
Bezos der Unerbittliche
Bezos ist bekannt für sein herzhaftes Lachen. Doch Bezos gilt auch als knallhart, extrem ehrgeizig und rücksichtslos. Ursprünglich soll er mit dem Gedanken gespielt haben sein Unternehmen nicht Amazon, sondern Relentless zu nennen – unerbittlich. Bis heute führt die Adresse www.relentless.com direkt zu Amazon.
Jeff Bezos zögert nicht, das Geschäft anderer Menschen zu zerstören, wenn es ihm dient.
James Marcus, ein Amazon-Mitarbeiter der ersten Stunde sagt über Bezos: «Jeff zögert nicht, das Geschäft anderer Menschen zu zerstören, wenn es ihm dient.» Er habe Bezos aber auch als charmant, albern und liebenswürdig erlebt. «Er hat diese beiden Seiten in einer Person.»
Das Universum des Jeff Bezos:
Versandhandel: Amazon verkauft längst nicht mehr nur Bücher. Das Unternehmen gilt heute als grösstes «Internet-Warenhaus» der Welt. Bezos selbst umschreibt die Strategie folgendermassen: «Tiefe Preise, eine schnelle Lieferung und eine grosse Auswahl.» Gute Ideen müssten einfach sein, so Bezos. Gewerkschaften kritisieren immer wieder die Arbeitsbedingungen in den Verteilzentren.
Filme und Serien: Auch als Streamingdienst hat sich Amazon etabliert. «Amazon Prime Video» ist der zweitgrösste Streamingdienst weltweit. Das Unternehmen produziert auch eigene Filme und Serien. Verschiedene Produktionen – beispielsweise die Serie «Mozart in the Jungle» oder der Anwaltsthriller «Goliath» – wurden mit Filmpreisen wie dem Golden Globe Award ausgezeichnet.
Journalismus: 2013 kaufte Bezos für rund 250 Millionen Dollar die renommierte Tageszeitung «Washington Post». «Unsere gewählten Politiker in Washington müssen heute mehr denn je beobachtet werden», sagt Bezos. «Die Washington Post ist eine grossartige Zeitung dafür. Die freie Meinungsäusserung, die unsere Verfassung garantiert, darf nicht untergraben werden.»
Weltall: Das Weltall ist der grosse Kindheitstraum von Jeff Bezos. Im Jahr 2000 gründete er das Unternehmen Blue Origin, mit dem er wiederverwertbare Raketen für Weltraum-Ausflüge testet. Zudem arbeitet das Unternehmen an einem Landesystem für Mondflüge.