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John Kerry in Interlaken Ex-US-Aussenminister gibt Trumps Politik nicht mehr lange

Am SEF kritisiert John Kerry Präsident Trump: «Er setzt alle dummen Dinge tatsächlich um.»

Eigentlich wolle er seine Zeit nicht damit verschwenden, über Trump zu sprechen, sagt John Kerry im Interview mit SRF am Swiss Economic Forum. Und dann dominiert der amtierende US-Präsident doch den Grossteil des Gesprächs.

«Präsident Obama und ich haben sehr hart an den internationalen Beziehungen gearbeitet und Zusammenarbeit aufgebaut», sagt er. Es sei sehr schwer zu verstehen, weshalb die USA nun ihre Verantwortung nicht mehr wahrnehme.

«Ich denke, dass sich das bald ändern wird. Ich glaube nicht daran, dass die USA auf lange Sicht ihre eigenen Freunde und Verbündeten von sich stossen und Positionen einnehmen kann, die sehr schwer zu erklären sind.»

Er setzt alle dummen Dinge tatsächlich um.

Auch während seines Auftrittes auf dem Podium, der nicht im Fernsehen übertragen werden durfte, äussert er sich zur aktuellen Politik.

Angesprochen darauf, dass Trump liefert, was er im Wahlkampf versprochen hatte, kommt die ironische Reaktion: «Super, er setzt alle dummen Dinge tatsächlich um.» Als Beispiel nennt er die Steuersenkung, welche lediglich die Reichsten in Amerika entlasste. «Ich profitiere, klar. Aber so sollte das doch nicht sein.»

John Kerry

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Der demokratische Politiker John Kerry war von 2013 bis 2017 Aussenminister der Vereinigten Staaten. Er kandidierte zudem 2004 für die Präsidentschaftswahlen, in welchen er dem damaligen Amtsinhaber George W. Bush unterlag.

Es sei klar, dass Menschen im Zeitalter der Globalisierung verunsichert seien. Hinzu komme, dass aufgrund von Smartphones die Menschen nicht mehr die gleiche Informationsgrundlage hätten, weil jeder im Internet schauen könne, was er will.

Und die Regierungen würden nicht gut regieren, seien etwa korrupt. «Governance ist das Problem.» Es brauche deshalb starke Leader, welche die von Menschen gemachten Probleme lösen würden.

Der ehemalige Aussenminister gibt aber auch Fehler während seiner Amtszeit zu. Zum Beispiel hätte man die Auswirkungen des Wandels auf die Familien zu wenig genau betrachtet. «Die Wirtschaft lief gut, darauf haben wir geschaut», sagt er. Dabei sei ihnen entgangen, dass damit nicht das Leben aller Leute besser geworden sei.

Wir haben uns isoliert. Das macht doch keinen Sinn.

Während seiner Zeit an Barack Obamas Seite hatte Kerry stark für den Frieden gekämpft, zum Beispiel mit dem Iran-Deal. Vieles sei ihm durch den Kopf gegangen, als Trump diesen aufgelöst hätte. «Was hat er damit gewonnen?» Die USA hätte bei dem Thema das verbündete Europa verloren. «Wir haben uns isoliert. Das macht doch keinen Sinn.»

Trotzdem sei er optimistisch, dass diese Beziehung sich wieder verbessern werde. Dass vieles, was er in seiner Amtszeit erreicht habe, nun rückgängig gemacht wird, lässt er so nicht gelten. «Natürlich vermisse ich es, Aussenminister zu sein.» Aber: «Nicht mehr diese Position zu haben, heisst nicht, dass man keine Stimme mehr hat.»

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