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Jugendliche und soziale Medien Die stille Mehrheit der Jugendlichen ist auf Social Media passiv

Laut Vorurteil nutzen Jugendliche soziale Netzwerke vor allem zur Selbstdarstellung. Das sei falsch, so eine Studie.

Darum gehts: Die Resultate einer neuen Studie sind klar. Die Jugendlichen nutzen die sozialen Netzwerke in erster Linie zur Unterhaltung und für die Suche nach Informationen. Die Selbstdarstellung spielt eine untergeordnete Rolle. Die Vorstellung, dass sich Jugendliche ständig selber filmen, diese Videos dann auf allen Netzwerken posten und ständig kommentieren, erweist sich als falsch. Im Vordergrund steht die passive Nutzung.

Unterhaltung im Vordergrund: 57 Prozent der befragten Jugendlichen nennen die Unterhaltung als Motiv für die Nutzung der sozialen Netzwerke. Bei der Informationssuche stimmen 46 Prozent der Jugendlichen zu. Die Selbstdarstellung wird nur von vier Prozent der befragten Jugendlichen als Motiv genannt. Man will also nicht primär andere beeindrucken oder sich positiv darstellen, sondern einfach sich die Zeit vertreiben und neue Dinge lernen. Dies zeigt die Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Die Studienergebnisse basieren auf Antworten von mehr als 1000 Jugendlichen im Alter von 12 bis 19 Jahren.

Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen: Die Studie zeigt, dass für die Mädchen die Unterhaltung wichtiger ist als für die Jungen. Die Studienautorinnen und Autoren gehen davon aus, dass die Jungen ihre Bedürfnisse nach Unterhaltung stärker auch in anderen Bereichen ausleben, so zum Beispiel beim Gamen. 96 Prozent der Jungen gamen, bei den Mädchen liegt der Anteil bei 65 Prozent.

So oft nutzten Jugendliche soziale Netzwerke

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Neun von zehn Jugendlichen nutzen soziale Netzwerke täglich oder mehrmals pro Woche. Die mit Abstand am häufigsten besuchten Netzwerke sind Instagram und TikTok. Über die Hälfte der Jugendlichen in der Schweiz ist mehrmals pro Tag auf einer dieser beiden Plattformen. Facebook, X / Twitter Tinder und Reddit werden seltener genutzt.

Image und Realität/Image spiegelt nicht die Realität: «Die Jugendlichen schauen mehr zu, was andere posten, als sich selbst zu zeigen», schreibt die Studienmitautorin Isabel Willemse auf Anfrage von SRF. Nur ein kleiner Teil der Jugendlichen sei aktiv, was Aufmerksamkeit generiere. Die grosse Gesamtheit der eher passiv Nutzenden sei auf den Netzwerken nicht sichtbar. Dies führe zu einer Verzerrung in der Wahrnehmung. «Von einem kleinen sichtbaren Teil wird wohl auf die junge Gesellschaft geschlossen», so die Mitautorin. 

Warnungen zeigen Wirkung: Die Jugendlichen sind gegenüber den sozialen Netzwerken vorsichtiger geworden als noch vor ein paar Jahren. Die Gesellschaft hat aus den anfänglichen Fehlern im Umgang mit den neuen Plattformen gelernt. «Jugendliche werden im Rahmen präventiver Mediensozialisierungsprogrammen bereits früh darauf sensibilisiert, Bilder vorsichtig und mit Bedacht zu posten und nicht zu viel von der Identität preiszugeben», heisst es in der Studie der ZHAW.  

Bildschirm mit verschiedenen Plattformen, wie TikTok
Legende: Einfach nur Spass haben und etwas lernen. Das wünschen sich die Jugendlichen von den sozialen Medien. Keystone / Gaetan Bally

Unterschiede zwischen den Landesteilen: Die neue Studie zeigt überraschende Unterschiede zwischen der Deutschschweiz, der Romandie und dem Tessin. Zum Beispiel bei der Suche nach Informationen. In der Westschweiz nennten 62 Prozent der Befragten die Informationssuche als Motiv für die Nutzung sozialer Medien. In der Deutschschweiz sind es nur 38 Prozent. In der Deutschschweiz informieren sich die Jugendlichen häufiger über traditionelle Medien als in der Romandie.

Instagram und TikTok zur Unterhaltung – Facebook zur Selbstdarstellung: Die Plattformen werden von den Jugendlichen unterschiedlich wahrgenommen. Instagram und Tiktok werden am liebsten genutzt, um sich ablenken zu lassen, sich die Zeit zu vertreiben und unterhalten zu werden. Andererseits stehen Facebook, Tinder und BeReal eher in Zusammenhang mit der Selbstdarstellung. Diese Plattformen werden von Jugendlichen allerdings seltener genutzt.

SRF 4 News, 2.7.2025, 16:12 Uhr

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